Nürnberger macht beim Club für sich Werbung

11.9.2019, 05:49 Uhr
Auf der Überholspur: Fabian Nürnberger hat sich beim Club einen Platz in der Anfangsformation erobert.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Auf der Überholspur: Fabian Nürnberger hat sich beim Club einen Platz in der Anfangsformation erobert.

Den Trainingsplatz verließ Fabian Nürnberger am Dienstag schwer gezeichnet. Am linken Oberschenkel klaffte eine blutende Risswunde, zugezogen hatte sie sich Nürnberger kurioserweise nicht in einem Zweikampf mit, sagen wir, Lukas Jäger, sondern beim lustigen Ballhochhaltewettbewerb mit den Kollegen. "Man will natürlich nicht verlieren, deshalb wird auch da alles reingehauen", erklärte Nürnberger grinsend seine Schramme.

Diese Einsatzfreude dürfte auch dazu beigetragen haben, dass sich das im Sommer von der U21 in den Profikader beförderte Talent oben erstaunlich schnell akklimatisiert hat. Im Heimspiel gegen Osnabrück (1:0) löste der Linksverteidiger zur zweiten Halbzeit Tim Handwerker ab und erfüllte seine Aufgabe so gut, dass er gegen Heidenheim (2:2) prompt von Beginn an ran durfte.

Dass es dann doch so schnell ging mit der Zweitliga-Premiere, hat auch Nürnberger selbst ein bisschen überrascht. Der 20-Jährige sieht seine Nominierung aber auch als Ergebnis eines Prozesses, der bereits in der vergangenen Saison angestoßen wurde. Weil Nürnberger im Regionalliga-Team zu den Leistungsträgern zählte, durfte er einige Wochen bei den Profis mittrainieren. "Da wurde ich ja schon herangeführt, das hat mir auf jeden Fall extrem viel gebracht."

"Wir sind qualitativ auf einem Level" 

Profitiert haben dürfte der gebürtige Hamburger aber auch davon, dass der zu Saisonbeginn gesetzte Handwerker, immerhin gekommen mit der Empfehlung von 31 Einsätzen für den niederländischen Erstligisten FC Groningen, selten überzeugen konnte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Handwerker am Dienstag mit der deutschen U21-Auswahl in Wales antrat, im Verein nun aber seinem ein Jahr jüngeren Kollegen den Vortritt lassen muss. "Wir sind relativ gleiche Spielertypen und qualitativ auf einem Level. Ich finde, er hat es am Anfang auch o. k. gemacht", sagt Nürnberger, die Berufung in die DFB-Elf habe sich Handwerker "auf jeden Fall verdient".

 

Natürlich Nüssing 

Für Nürnberger schien eine solche Karriere fast schon abgehakt. Nach einigen Jahren in der Nachwuchsakademie des Hamburger SV hatte er 2016 erst mal genug vom Fußball, obwohl ihn die Hanseaten gerne behalten hätten. "Das war eine Zeit, in der ich den Kopf freibekommen musste und eine Pause gebraucht habe." Familie und Schule sollten wieder in den Vordergrund rücken, der eloquente Gymnasiast baute sein Abitur und kickte nur noch zum Spaß mit Freunden bei Eintracht Norderstedt. "Ich habe aber recht schnell gemerkt, dass es ohne Fußball überhaupt nicht geht", gesteht Nürnberger. Also lief er für den Niendorfer TSV in der U19-Bundesliga auf. Ein Jahr später kam dann - Nürnbergs Talentefinder Dieter Nüssing sei Dank - die Einladung zum Probetraining beim Club, wo für die U21 noch ein Linksverteidiger gesucht wurde. "Da habe ich gesagt, das könnte ich auf jeden Fall übernehmen", erzählt Nürnberger, der bislang eigentlich im Mittelfeld auf der Sechser- oder Achter-Position spielte und erst kürzlich "umgeschult" worden war.

"Das liegt mir" 

Zweifellos eine gute Idee, denn gerade in Damir Canadis System mit Dreier- bzw. Fünferkette fühlt sich Nürnberger sichtlich wohl. "Da hast du außen ordentlich Platz und kannst nach vorne was kreieren, das liegt mir." Auch an die unvermeidlichen Wortspielchen mit seinem für einen Club-Profi idealen Namen hat sich Nürnberger längst gewöhnt. "Ich wusste ja, dass die oft kommen würden. Und in Gesprächen sorgt das oft für Lockerheit." Zumal man in der Noris inzwischen auch ahnen dürfte, dass dieser norddeutsche Nürnberger keineswegs bloß ein guter PR-Gag ist – sondern einfach ein prima Fußballer. 

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