Pech im Penalty-Schießen, aber Ice Tigers ärgern Eisbären

14.4.2021, 20:39 Uhr
Willkommen im Klub 900: Patrick Reimer beglückwünscht Frank Hördler zu einer bemerkenswerten Zwischenstation. 

© Uwe Koch/Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de Willkommen im Klub 900: Patrick Reimer beglückwünscht Frank Hördler zu einer bemerkenswerten Zwischenstation. 

Bevor es in Berlin losging, wurde ein Franke geehrt. Zwei Jahrzehnte zuvor hatte ihn Rudi Häberlein, Gründungsmitglied des EHC 80 und einer der Väter des Nürnberger Eishockeys, den Ice Tigers empfohlen, diesen jungen Verteidiger aus Selb zu holen. Gewechselt ist er dann zu den Eisbären in die Hauptstadt. Die Zeit, in der die Ice Tigers auf Talente aus der Region setzten, war noch lange nicht angebrochen. Und so wurde Frank Hördler, Berliner Kapitän und Silbermedaillengewinner von Pyeongchang, am Mittwochabend für 900 Spiele in der Deutschen Eishockey Liga geehrt, für 900 Spiele, in denen er ausschließlich das Trikot der Eisbären getragen hat.

Die Feier danach fiel allerdings aus und das lag nicht allein an der Pandemie, sondern an erstaunlich souverän auftretenden Nürnberg Ice Tigers. Die Mannschaft von Cheftrainer Frank Fischöder knöpfte dem Titelmitfavoriten beim 3:4 (1:1, 1:0, 1:2, 0:0, 0:1) nach Penalty-Schießen einen Punkt ab und geht mit ordentlich Selbstbewusstsein in das Abschlusswochenende (Freitag, 19.30 Uhr gegen Köln, und Sonntag, 14 Uhr, in Bremerhaven/beide MagentaSport).

Rekordspieler Reimer

Zurück zur Ehrung: Kurz nachdem Hördler sein neues Trikot mit der Nummer 900 hatte verstauen lassen, fuhr er Arm in Arm mit Patrick Reimer über das Eis, um die Schiedsrichter zu begrüßen. Die beiden Kapitäne sorgten für ein schönes Bild, man kennt sich – aus Südkorea und natürlich aus unzähligen Zweikämpfen. Für Reimer war es DEL-Spiel 973 und tatsächlich war ihm das, anders als in so manch anderem Spiel in dieser Saison, nicht anzusehen. 495 dieser 973 Spiele hat Reimer übrigens im Trikot der Ice Tigers absolviert, mehr als jeder andere in der Geschichte des DEL-Gründungsmitglieds. Von Montag bis Mittwoch teilte er sich die Ehre des Rekordspielers mit Martin Jiranek. Aber nicht nur Reimer zeigte beim überlegenen Spitzenreiter der Nord-Tabelle, was er kann.

Schöner Auftakt: Daniel Schmölz und Luke Adam gratulieren Tom Gilbert zum frühen 1:0. 

Schöner Auftakt: Daniel Schmölz und Luke Adam gratulieren Tom Gilbert zum frühen 1:0.  © Andreas Gora via www.imago-images.de

Nach nur 18 Sekunden hätte Tom Gilbert aus dem Hintergrund schießen können, Gilbert aber, wie Reimer 38 Jahre jung, verzögerte, schoss nach 19 Sekunden und traf (1. Minute). Es war der perfekte Auftakt für die Ice Tigers, um vorzuführen, wie ordentlich man inzwischen verteidigen kann. Auf der anderen Seite des Eises zwang Kris Foucault Nürnbergs Torhüter Niklas Treutle zu einer sensationellen Parade; es sollte nicht seine letzte sein. Zwar traf Ryan McKiernan in einem 5-3-Power-Play, in der Drittelpause aber stellte der Verteidiger nüchtern fest: „Wenn wir diese Jungs nicht checken, haben wir keine Chance.“

Zwei 38-Jährige schlagen zu

Das bestätigte sich im zweiten Drittel, in dem die Gäste hungriger wirkten. Tyson McLellan luchste Hördler in Unterzahl den Puck ab, scheiterte aber wie viele seiner Kollegen an Matthias Niederberger, dem starken Berliner Schlussmann. Besser machte das Reimer. Gilbert (38) klaute den Puck im eigenen Drittel, schickte Reimer (38) auf die Reise, lief selbst mit und sah aus bester Position, wie Reimer Niederberger überwand (31.). Und als Timo Walther, dieser fleißige und bislang so glücklose Stürmer, sein erstes DEL-Tor erzielte (46.), sah es tatsächlich so aus, als könnten der Letzte aus dem Süden beim Besten aus dem Norden gewinnen.

So einfach war es dann doch nicht. Die Eisbären glichen das Ergebnis in nur 89 Sekunden aus: Sebastian Streu (47.) und der gebürtige Nürnberger Lukas Reichel (48.) ließen Treutle keine Chance. Das irritierte Nürnberg nicht, das motivierte dieses gereifte Team. Die Ice Tigers nahmen noch einmal Fahrt auf, scheiterten aber immer wieder an Niederberger. Wie am Montag (6:5 gegen Düsseldorf) mussten Überstunden gemacht werden. In der Verlängerung glänzte dann wieder Treutle. Im Penalty-Schießen traf Luke Adam spektakulär, die Eisbären aber trafen einmal öfter.

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