Perego übernimmt: Bamberg zieht bei Bagatskis die Reißleine

14.1.2019, 06:00 Uhr
Perego übernimmt: Bamberg zieht bei Bagatskis die Reißleine

© Sportfoto Zink

Die Basketballspieler in den schwarzen Trikots konnten ihr Glück kaum fassen. 40 Minuten hatten ausgereicht, um die Zahl ihrer Anhänger in Oberfranken um ein Vielfaches zu steigern – sofern es vor Samstagabend im Süden der Republik überhaupt schon Fans von Rasta Vechta gegeben hat. Als das Spiel zwischen Brose Bamberg und den Gästen aus der niedersächsischen Provinz beendet war, ließ sich aus der Arena an der Forchheimer Straße zunächst ein gellendes Pfeifkonzert vernehmen, schon bald zog es das Bamberger Publikum aber vor, dem mutigen Aufsteiger Applaus zu spenden. Die Höchststrafe für die Basketballer in den roten Trikots.

Noch nie zuvor hatte Vechta gegen Bamberg gewinnen können, nun hatten sie das Basketball-Schwergewicht besiegt; nicht zufällig, sondern sogar sehr deutlich. Mit 85:67. In der Bamberger Arena.

Josh Young benötigte ein paar Minuten, um all das zu verstehen. Dann fand er folgende Worte: "Bamberg hat so eine beeindruckende Tradition", sagte Vechtas Topscorer (19 Punkte). "Es fühlt sich großartig an, hier in diese Arena zu kommen und auf diese Weise zu gewinnen." Zwei Anläufe hatte Young beim Nürnberger Basketballclub genommen, um in die Bundesliga zurückzukehren, mit Rasta Vechta glückte es ihm in der vergangenen Saison. Dass er dort dann eine Gruppe von weitgehend unbekannten Profis anführen würde, die nun nach der Hälfte der Punkterunde sogar auf einem Playoffplatz steht – und vor Bamberg, das hätte er sich wahrscheinlich nicht einmal im Rausch der Aufstiegsfeier vorstellen können.

Für Basketball-Bamberg war es natürlich umso schlimmer, von Spielern wie Josh Young, von einem Aufsteiger, vorgeführt zu werden. Im zweiten Viertel erzielten die Gastgeber nur acht Punkte, die Gäste kamen in der gleichen Zeit auf 24. Bereits zur Halbzeit war die Partie eigentlich entschieden. "Im Training haben wir uns auf die aggressive Verteidigung von Rasta Vechta vorbereitet", sagte Ainars Bagatskis hinterher. Zu sehen war davon aber nicht viel.


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Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Bamberg daheim gegen den FC Bayern München verloren. Eine Demütigung, allerdings eine, die erklärbar ist, weil der amtierende Meister in dieser Saison noch kein Ligaspiel verloren hat und das deutlich tiefere Aufgebot besitzt. Kurz nach dem Jahreswechsel ging ebenfalls vor heimischem Publikum das Derby gegen Medi Bayreuth verloren – zum ersten Mal seit 21 Jahren. Und nun? Rasta Vechta. Für Brose-Chef Michael Stoschek war das offensichtlich eine Demütigung zu viel.

Am Sonntag trennte sich der Verein von Bagatskis und dessen Assistenten Marcelo Nicola. Unzufrieden sei man im Aufsichtsrat über die Entwicklung gewesen, ließ der neue Geschäftsführer Arne Dirks wissen. "Das Spiel gegen Vechta hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenzen ziehen müssen", hieß es in der dazugehörigen Mitteilung, und: "Neben einer funktionierenden Offensive brauchen wir auch eine effektive Verteidigung und vor allem ein klares Spielsystem."

 

Erst vergangene Woche hatten Bambergs Basketballer in der Champions League gegen Titelverteidiger AEK Athen angedeutet, dass auch der aktuelle Jahrgang in der Lage sein könnte, Titel zu gewinnen. Umso erstaunlicher dann der erneute Leistungseinbruch nur wenige Tage später. 21 Ballverluste leistete sich Bamberg gegen Vechta, auch die erfahrenen Kräfte wie Nikos Zisis oder Elias Harris standen neben sich. Bis zuletzt war es Bagatskis nicht gelungen, die Defensive zu stabilisieren und die jungen Talente zu verbessern.

Trinchieris Erbe

Das soll künftig nun einem gelingen, der selbst noch als junges Talent durchgeht. Der Italiener Federico Perego, 34 Jahre jung, seit 2014 im Verein, Video-Scout und Assistenztrainer in der erfolgreichen Trinchieri-Ära, wurde am Sonntag zum Cheftrainer befördert, Individualtrainer Stefan Weissenböck soll mehr Verantwortung übernehmen.

"Wir wollen wieder zurück zum Bamberger Basketball, der Fans und Partner begeistert", kündigte Perego an. Ob ihm das mit dem vorhandenen Personal gelingt, wird nun die Frage sein. Für seinen Einstieg in die Cheftrainer-Karriere hat er sich nicht gerade die leichteste Aufgabe ausgesucht.

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