Der unauffällige Schiri

Peter Franks "heimlicher" Aufstieg in die Bayernliga

2.7.2021, 14:47 Uhr
Selbst im Getümmel bewahrt Peter Frank mit seiner ruhigen Art die Übersicht – auch ein Grund für seinen Aufstieg. 

© Sportfoto Zink/JüRa, NN Selbst im Getümmel bewahrt Peter Frank mit seiner ruhigen Art die Übersicht – auch ein Grund für seinen Aufstieg. 

Wenn Peter Frank mit seiner ruhigen Art als Unparteiischer in der Kreisklasse oder Kreisliga eingesetzt wird, bekommt er nach der Partie am Spielfeldrand oder im Sportheim des Öfteren einen bestimmten Satz zu hören: Dass er doch ohne Weiteres auch in höheren Ligen pfeifen könne und so weitermachen solle, dann könne das auf jeden Fall noch was werden.

Das Kuriose daran: Der 26-Jährige ist bereits seit fünf Jahren in der Landesliga aktiv, nachdem er zuvor erst auf Kreis- und dann auf Bezirksebene zu den besten Schiris gehört hatte. Nach der nun abgelaufenen Saison stand er auch im Ranking der Landesliga-Schiedsrichter auf einem Aufstiegsplatz und wird fortan in der Bayernliga zum Einsatz kommen. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Mario Hofmann hat die Schiedsrichtergruppe Forchheim damit ein neues Aushängeschild.

Dass dieser Prozess weitgehend unbemerkt ablief und die Zuschauer in der Kreisklasse oft gar nicht wissen, an wen sie ihre anerkennenden Worte richten, liegt an der unauffälligen Art Franks, Spiele zu leiten. „Mein Anspruch ist immer, dass die Spieler mich so wenig wie möglich brauchen. Die sollen Fußball spielen und falls etwas sein sollte, bin ich da. Natürlich habe ich auch kein Problem damit, Karten zu zücken, wenn es notwendig ist. Aber die besten Spiele sind für mich die, nach denen sich nach Abpfiff keiner mehr daran erinnert, wer gepfiffen hat“, erzählt Frank.

"Das schönste Kompliment"

„Es kam schon vor, dass ich hinterher ins Sportheim gegangen bin und viele sich gefragt haben, wer ich eigentlich bin. Das ist für mich aus Schiedsrichtersicht das schönste Kompliment.“

Die aufmerksamen Schiedsrichterbeobachter wissen es längst, konnten sie Frank doch zuletzt immer wieder gute Bewertungen geben. Ausgehend von einer Durchschnittspunktzahl gibt es gemessen an der Qualität der Entscheidungen und anderer Parameter entweder Zuschläge oder Abzüge, am Ende steht eine interne Schiedsrichtertabelle. Frank hat nicht damit gerechnet, dass es am Ende für einen Aufstiegsplatz reicht. Die Ambitionen, es einmal weiter hinauszuschaffen, waren aber bereits früh vorhanden.

Als Fußballer beim SC Uttenreuth durchlief er alle Jugendmannschaften und schnürte auch noch kurzzeitig bei den Herren die Fußballschuhe. Wohlwissend, dass er als Schiedsrichter mehr Talent hat: „Mir war früh klar, dass ich dabei deutlich weiter kommen kann.“ Mit zwölf Jahren tat er es dem großen Bruder gleich und absolvierte den Schiri-Lehrgang für Neulinge.

Mit 16 schon in der Kreisliga

In der Folge pfiff er sich schnell in den Fokus von Förderer Christian Klein, damals Obmann der Gruppe Erlangen. „Er hat noch gewartet, bis ich ein bisschen gewachsen bin und mich dann mit 16 Jahren erstmals in der Kreisliga eingesetzt.“ Dass er sich als 17-Jähriger beim Fußballspielen das Kreuzband riss, bremste ihn an der Pfeife nur kurzzeitig aus, denn nur ein Jahr später folgte der Sprung in die Bezirksliga und nach wiederum zwei erfolgreichen Spielzeiten dort etablierte er sich in der Landesliga. Zwischenzeitlich wechselte er aufgrund von freundschaftlichen Kontakten in die Schiedsrichtergruppe Forchheim.

Das schönste Erlebnis hatte er bei einem Einsatz im U17-Länderspiel zwischen Italien und den Niederlanden. „Mit den Spielern nur auf Englisch kommunizieren zu können, hatte schon einen gewissen Reiz und für ein besondere Atmosphäre gesorgt“, erklärt Frank. Doch auch an die Spiele als Schiedsrichterassistenz in der U19-Bundesliga vor ein paar Jahren erinnert er sich gerne.

Frank hätte nichts dagegen, eine ähnliche Ausstrahlung wie die bayerischen und fränkischen Fifa- Schiedsrichter Felix Brych und Deniz Aytekin zu besitzen. „An deren Präsenz komme ich aber nicht ran“, schmunzelt er, und nennt als Vorbild deswegen den Nürnberger Benjamin Cortus. „Er pfeift mittlerweile schon seit mehreren Jahren in der Bundesliga, ohne dabei groß aufzufallen oder im Mittelpunkt sein zu wollen. Das entspricht meinem Stil und auch meinem Anspruch.“

Zug in die Bundesliga ist abgefahren

Auch wenn der Zug in vergleichbare Sphären aufgrund des Alters von 26 bereits abgefahren ist, hat der Physiotherapeut nach wie vor Ziele. „Die Regionalliga wäre theoretisch noch machbar und ein Traum. Aber auch als Assistent in der 3. Liga dabei zu sein, habe ich noch nicht abgeschrieben. Zunächst mal geht es aber nur darum, sich in der Bayernliga zu behaupten.“ Das neue Kapitel beginnt mit einem Lehrgang Ende Juni. Bis dahin steht Training für den Leistungstest in Oberhaching auf dem Programm.

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