Plattenhardt in schweren Zeiten als Profi gereift

9.12.2013, 07:00 Uhr
Plattenhardt in schweren Zeiten als Profi gereift

© Sport-/Pressefoto Wolfgang Zink / JüRa

Das sogenannte Auslaufen am Samstagvormittag fand vor verhältnismäßig großer Kulisse statt. Etwa zwei Dutzend Japaner nutzten ihren vorweihnachtlichen Urlaub in der Christkindlesmarktstadt zu einem Besuch des Club-Trainings. Hiroshi Kiyotake und Makoto Hasebe nahmen es mit Humor, als sie hinterher auch kuriose Wünsche der Reisegruppe aus Fernost erfüllen sollten.

Weniger gut drauf war Martin Bader, der mit ernster Miene erklären musste, wie es am Vorabend zu dem nächsten Fast-Sieg kommen konnte. „Es sah phasenweise wieder richtig gut aus, und mit einer Unachtsamkeit lassen wir das 1:1 zu“, klagte der Sportvorstand, er versteht die Fußball-Welt seit längerem nicht mehr, bezeichnet die aktuelle Situation wahlweise als „wahnsinnig schwierig“ oder „frustrierend“. Weil sich Woche für Woche vieles wiederholt. „Mit einem Fehler“ (diesmal war es Daniel Ginczeks fahrlässiger Ballverlust vor dem 1:1) „ist der Stecker gezogen“.

Zumindest unter der Woche konnte der Sportvorstand einen Erfolg verbuchen. Der zwar keine Punkte bringt, aber zumindest die langfristigen Perspektiven verbessern soll. U21-Nationalspieler Marvin Plattenhardt hat seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag beizeiten verlängert, bis 2017, sein Bekenntnis zum Club sollte auch die Kollegen zusätzlich motivieren vor dem Auftritt gegen Mainz. Über die Anzeigetafeln verkündete Plattenhardt vorab höchstpersönlich die Nachricht; später, in der Interviewzone des Stadions, erläuterte er seine Entscheidung etwas näher.

„Das ist natürlich ein Zeichen“, sagte der gebürtige Filderstädter, der seit der B-Jugend im Verein ist und etwas brauchte, um ein Bundesligaspieler zu werden. Früher durfte er sein Können nur zeigen, wenn Javier Pinola einmal nicht konnte, spätestens seit Gertjan Verbeeks Amtsübernahme ist Plattenhardt aber nicht mehr wegzudenken aus der Nürnberger Startelf.

Plattenhardt ist in der hartnäckigen Krise tatsächlich besser geworden, als Mensch gereift, wirkt neuerdings auf dem Platz unheimlich selbstbewusst, stabil, zielstrebig. Seine Aufgaben, zu denen auch die Ausführung von Eck- und Freistößen gehören, erfüllt er zuverlässig und mit der nötigen Ernsthaftigkeit, die ihm früher mitunter fehlte.

„Mit dem einen Punkt können wir nicht zufrieden sein“, meinte Plattenhardt, er wollte sich nicht zu lange mit dem erneuten Remis aufhalten. Stattdessen schaut er lieber nach vorn, am Samstag muss sein Club nach Hannover, eine Woche später gastiert der FC Schalke im Frankenstadion, danach ist Winterpause.

Aus Sicht der Nürnberger wahrscheinlich keinen Tag zu früh; die Vorbereitung wollen sie nutzen, um vor allem ihre taktischen Defizite aufzuarbeiten. Und sich die nötigen Automatismen für Gertjan Verbeeks Fußballidee anzueignen. Spätestens danach soll der 1. FC Nürnberg eine Mannschaft haben, die nicht nur mithalten kann, sondern sich auch entsprechend belohnt für ihren hohen Aufwand.

"Positive Entwicklung"

„Wenn wir so weiterspielen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir da unten rauskommen“, sagt Plattenhardt, auch der Kollege Mike Frantz („Ich sehe bei uns einfach eine positive Entwicklung“) hat nach wie vor keine Zweifel an der Umsetzbarkeit des ehrgeizigen Vorhabens.

Am guten Willen mangelt es bestimmt nicht, vielmehr an guten Ergebnissen, die sich, wer weiß, vielleicht noch vor Weihnachten einstellen. „Wir haben noch zwei Spiele, also können wir noch zwei Mal gewinnen“, rechnete Plattenhardt vor, spätestens in der Rückrunde will er mit dem 1. FC Nürnberg „durchstarten“. Solange sie auch glauben, was sie da so alles erzählen, ist ihr Club wahrscheinlich wirklich noch retten.

„Die Mannschaft lebt“, behauptet auch Raphael Schäfer, der es eigentlich wissen muss, auch Aufsteiger Plattenhardt will nicht viel von möglicherweise bleibenden Schäden hören. In einer Phase, die weder er noch irgendeiner seiner Kollegen so oder so ähnlich bereits erlebt hat. Null Siege, neun Unentschieden. Aber, darauf weist der Kapitän nochmals ausdrücklich hin, auch nur sechs Niederlagen, sogar eine weniger als zum vergleichbaren Zeitpunkt der Vorsaison. „Das“, sagt Schäfer, „gibt uns ganz, ganz viel Hoffnung.“



Die hat auch Plattenhardt noch, bis auf die Resultate im Verein läuft es für ihn ja eigentlich recht ordentlich. Bleibt aus aktuellem Anlass noch eine Frage: Wäre der Vertrag auch in der 2. Liga gültig? „So weit“, sagt Marvin Plattenhardt, „wird es nicht kommen.“

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