Pokalsieger und Teppichmogul: Michael A. Roth wird 85

13.8.2020, 09:50 Uhr
Zu seinem 85. Geburtstag blickt Michael A. Roth zurück auf seine Zeit beim 1. FC Nürnberg. Sein größter Erfolg mit dem Club ist und bleibt der DFB-Pokalsieg 2007.

© Johannes Eisele Zu seinem 85. Geburtstag blickt Michael A. Roth zurück auf seine Zeit beim 1. FC Nürnberg. Sein größter Erfolg mit dem Club ist und bleibt der DFB-Pokalsieg 2007.

Herr Roth, joggen Sie an Sonntagvormittagen immer noch durch den Wald?

Michael A. Roth: Nicht mehr so. Ich habe einen großen Garten, da gibt’s auch immer was zu tun.

Konkrete Frage: Wie geht es Ihnen? Ohne berufliche Verpflichtungen? Ohne den Club? Aber, wie man hört, neuerdings mit Hühnern vorm Haus?

Roth: Mit geht’s gut, vielen Dank. Ich halte mich einfach raus. Es ist schwer genug, beim Club etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Da muss ich nicht auch noch meinen Senf dazugeben.

Und die Hühner?

Roth: Wir hatten mal Hunde und haben immer noch ihren langen Zwinger, der ist bestimmt 100 bis 150 Meter lang und zwei Meter breit. Als sie nicht mehr da waren, hab‘ mir gedacht, dass es eigentlich nahe liegt, da jetzt Hühner reinzusetzen. Nachts sind sie drin, tagsüber haben sie Auslauf. Und Eier legen sie auch noch. Ein praktischeres Haustier gibt’s doch gar nicht.

"Beim FC Bayern herrscht Ordnung"

85 Jahre Michael A. Roth: Was hat der Club mit ihnen angestellt?

Roth: Schwer zu sagen. Weil ich nicht weiß, was ein anderer Verein mit mir angestellt hätte. In München zum Beispiel, also beim FC Bayern, da herrscht Ordnung. Vor allem Uli Hoeneß sorgte für Ruhe, die Hauptversammlungen sind auch alle ordentlich abgelaufen. In Nürnberg ist es schwer, die Leute zufriedenzustellen. Jedes Mal, wenn ich den Club übernahm, hat er einen Buckel voll Schulden gehabt. Und wenn sich nach der Entschuldung irgendwann Erfolg einstellte, wussten es viele besser. Das hat mich ein bisschen geärgert.


Ex-Präsident Roth: Lebenswerk, Teppiche und der Club


Können Sie sich noch an Ihren ersten Kontakt, Ihr erstes Erlebnis mit dem 1. FC Nürnberg erinnern?

Roth: Da war ich schon in Nürnberg. Unter anderem der Franz Schäfer ist mal zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht im Vorstand mitmachen möchte. Sie wussten, dass ich in Uehlfeld über längere Zeit einen Motorsportverein geleitet hatte. Lothar Schmechtig war da Club-Präsident, mein Nachbar aus Rückersdorf, ein guter Mann. Also meine erste Sitzung: Schmechtig meinte, dass er jetzt mal die Finanzen genau überprüft habe. Wenn wir heute, an einem Samstag, nicht irgendwie Geld auftreiben, können wir am Montag Insolvenz anmelden. Er wollte aber den Teufel nicht an die Wand malen.


Der letzte Club-Präsident tritt ab


Hat er aber.

Roth: Also machte Schmechtig einen Vorschlag: Er lässt den Hut rumgehen und jeder schmeißt 20.000 Mark rein. An diesem Abend kamen 120.000 Mark zusammen. Bei meiner ersten Sitzung ging’s also gleich richtig los. Schmechtig konnte das Nötigste bezahlen und der Club blieb am Leben.

"Weit und breit nichts Größeres als der FCN"

Wie sind Sie eigentlich Fan des 1. FC Nürnberg geworden?

Roth: Eigentlich hatte ich gar keine Zeit, um Fan zu sein. Es ging ja gleich Schlag auf Schlag. Die haben mir das schmackhaft gemacht, und schon war ich mittendrin. Fan? Es gibt ja weit und breit nichts Interessanteres und Größeres als den 1. FC Nürnberg. Den Motorsport-Club vielleicht noch, aber das hat mir nicht gefallen, obwohl ich ja Motorsportler bin, das Goldene Motorsport-Abzeichen haben nicht viele. Die wollten mich auch.

Wissen Sie noch, wieviele Trainer Sie entlassen mussten? Also ungefähr?

Roth: So schlimm war das nicht. Aber was will man denn machen, wenn man keinen Erfolg hat? Einmal ist mir das zu bunt geworden bei einer Pressekonferenz, da habe ich zu den Journalisten gesagt: Leute, da ich keinen Trainer herbringe, gebe ich euch jetzt 14 Tage Zeit, sucht ihr einen. Wenn der bezahlbar ist, dann nehme ich den. Also haben wir einen aus Bayreuth oder Hof geholt. Das Ende vom Lied? Nach sieben Spielen hatten wir einen Punkt.


Michael A. Roth: «Ich wollte aussteigen«


Gibt es einen, am dem Sie besonders hingen, den Sie am liebsten nie hätten gehen lassen oder weggeschickt hätten?

Roth: Auf jeden Fall die Erfolgreichen. Den Felix Magath zum Beispiel oder unseren Pokalsieger Hans Meyer. Aber der hat ja von vorneherein gesagt, dass er das nicht lange machen möchte. Mit dem habe ich mich gut verstanden, dem habe ich sogar ein paar Teppiche geschenkt.

"Wie wollen Sie mit dem Club Geld verdienen?"

Hat ein Ehrenpräsident auch konkrete Aufgaben neben der Repräsentation?

Roth: Die könnte ich wahrnehmen, habe ich bis jetzt allerdings nicht getan. Aber meine Erfolge kann man nicht wegdiskutieren, unter diesen schweren Umständen, die ich immer hatte. Beim Club ist es schwierig, weil immer viele mitreden. Kaum war man aus dem Gröbsten raus, ging das Theater los. Ich hatte ein paar gute Ideen, die haben sie mir zunichte gemacht. Das war für mich das Allerschlimmste.

Wären Sie gerne ein Investor moderner Prägung gewesen?

Roth: Wie wollen Sie denn mit dem Club Geld verdienen? Wie? Mir haben die vielen Werbeverträge gereicht.

In einem Interview sagten Sie kürzlich, dass Ihnen zum Ende Ihrer letzten Amtszeit "vieles zu dumm" geworden sei. Wie meinten Sie das?

Roth: Wenn sie den Club zweimal aus den schwierigsten Lagen herausholen, und das hat ja nicht nur meine Kraft und meine Zeit gekostet, sondern auch viel Geld, wenn sie das also zweimal schaffen, und es war zweimal für die Katz, dann muss ihnen das doch auf den Wecker gehen. Es hätte ja anders werden können. Ich hatte gute Leute an der Hand, die bezahlbar gewesen wären, aber da haben sich dann gleich wieder ein paar aufgeregt, die ihre Pöstchen beim Club hatten.

Fehlte Ihnen die Wertschätzung?

Roth: Sie werden selten einen Präsidenten oder Vorstandsvorsitzenden finden, der mit Lob oder Anstand gehen kann. Nennen Sie mir einen, mir fällt jedenfalls keiner ein. Ich war in erster Linie Kaufmann und ließ mich auf keine Abenteuer ein.

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