Punktlandung mit reichlich Verspätung beim Club

24.8.2012, 06:59 Uhr
Punktlandung mit reichlich Verspätung beim Club

© Eduard Weigert

Über Geld wollte niemand der vielen Menschen auf dem Podium sprechen. Dabei ging es doch genau darum: Der 1.FC Nürnberg bekommt in den nächsten vier Jahren sehr viel Geld von einem Unternehmen mit regionalen Wurzeln. Genau so hatten sie sich beim 1. FC Nürnberg ihren neuen Hauptsponsor gewünscht — einigermaßen reich und bestenfalls auch irgendwie fränkisch. „Für uns ist es sehr wichtig, unsere Wurzeln in der Region zu dokumentieren“, sagte Sportvorstand Martin Bader, „das geht entweder mit Spielern oder mit Sponsoren.“

Diesmal ging es mit einem Sponsor, wenngleich man den schon etwas früher erwartet hatte, weil ja die Spieler — mit und ohne regionale Wurzeln — schon seit knapp acht Wochen arbeiten. Für den Juli hatte Finanzvorstand Ralf Woy im Juni die Einigung mit einem regional verwurzelten Unternehmen angekündigt. Dass es nun August geworden ist, ehe sich der Textildiscounter NKD zum 1. FC Nürnberg bekannt hat, können sie am Valznerweiher jetzt aber verschmerzen: besser spät als nie. „Eine Punktlandung“, sagte Martin Bader, als man sich gestern erstmals gemeinsam der Öffentlichkeit vorstellte.

Eine — allerdings doch reichlich verspätete — Punktlandung zum Bundesligastart am Samstag in Hamburg: Das sehr nette, aber finanziell wenig einträgliche Vorbereitungs-Trikot wird beim Auftritt im Volksparkstadion der Vergangenheit angehören. „Der Club“ stand schlicht auf den Jerseys, die zwar bei Sammlern sehr beliebt sind, bislang aber weder verkauft wurden noch — wie beim Pokal-Aus in Havelse — Glück brachten.

Mit neuem Schriftzug soll nun doch alles gut werden. Einen erfolgreichen 1. FC Nürnberg möchten sie nämlich fortan natürlich auch in der NKD-Unternehmenszentrale im oberfränkischen Bindlach sehen, allerdings weiß auch Michael Krause, dass man jetzt auf den Trikots eines nicht immer durchweg erfolgreichen Fußball-Vereins wirbt. Nürnberg steht in der Bundesliga immer auch für Unwägbarkeiten, weshalb es passt, was der NKD- Geschäftsführer zum Einstand sagt: „Wir freuen uns auf alles, was da kommt.“

Wie viel Geld da kommt, wollte Krause nicht verraten, wahrscheinlich ist aber, dass der 1. FC Nürnberg seine Trikotbrust in etwa wieder so teuer verkaufen konnte, wie das in den letzten Jahren schon der Fall war, als der Erlanger Energie-Konzern Areva mit dem Club warb. Knapp dreieinhalb Millionen Euro kassiert der 1.FC Nürnberg im Jahr. Wäre der Deal nicht zustande gekommen, hätte es trotzdem weiterhin Geld gegeben. Dann hätte Club-Vermarkter Sportfive, an den man noch bis 2018 gebunden ist, dem Verein eine jährliche Summe garantiert, die aber unter drei Millionen Euro gelegen hätte.

Nicht die schlechteste Notfall-Einrichtung, denn wie schwer es für einen Bundesligisten sein kann, ein Unternehmen zu finden, das mit ihm werben will, hat man in diesem Sommer nicht nur am FCN gesehen. Auch Eintracht Frankfurt und der SV Werder Bremen fanden lange keinen Partner. Bremen tröstete sich dann mit einem nicht durchweg einwandfrei beleumundeten Hähnchenfabrikanten und musste sich prompt öffentlich für diese Partnerwahl entschuldigen.

Zwei Unternehmen, ein Ziel

Entschuldigen wollte sich gestern niemand, man war einfach zu glücklich darüber, am Ende auch noch einen Hauptsponsor gefunden zu haben, weshalb Bader, Woy und Krause sehr zufrieden aussahen. Der 1. FCN hat Planungssicherheit, NKD kann versuchen, seine Bekanntheit zu steigern. Vielleicht weiß also bald jedes Kind in Nürnberg, dass NKD vor 50 Jahren seine erste Filiale eröffnet hat, in den 1970er Jahren die Zentrale nach Bindlach nahe Bayreuth verlegte und mittlerweile europaweit knapp 2000 Niederlassungen hat. Viele Orte, an denen man sich für wenig Geld einkleiden kann. Und es werden noch mehr: Anfang des Monats hat man noch 80 Filialen der insolventen Drogeriekette Schlecker übernommen. Seit 2003 gehört NKD zur Daun & Cie. Aktiengesellschaft.

Jetzt gehört NKD auch irgendwie zum 1. FC Nürnberg, oder, um es mit Martin Bader zu sagen: „Die Ziele unserer Unternehmen sind ähnlich gelegen, wir möchten wachsen, besser werden und erfolgreich sein.“

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