Qualität im Endspurt: Das Kleeblatt ist mental stark

19.4.2021, 04:55 Uhr
Mit Kopf: Auch die Fürther Marco Meyerhöfer (links) und Dickson Abiama sind mental in guter Verfassung.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Mit Kopf: Auch die Fürther Marco Meyerhöfer (links) und Dickson Abiama sind mental in guter Verfassung.

Spitzenmannschaft, Aufstiegskandidat, Topteam - alles Begriffe, die rund um die Spielvereinigung Greuther Fürth in dieser Saison schon seit langem immer wieder fallen. Allerdings nicht von Vereinsseite. Nach dem 29. Spieltag und einer unverändert ziemlich schiefen Tabelle, stehen die Fürther auf Rang zwei. Die Möglichkeit, sich in der kommenden Spielzeit in der ersten Bundesliga zu befinden, ist eindeutig gegeben. Das 2:2 beim SV Darmstadt 98 zeigte erneut die Qualität, die beim Kleeblatt vorhanden ist. Doch auch vor dem Duell am Dienstag mit Eintracht Braunschweig (18.30 Uhr/Live-Ticker auf nordbayern.de) wird kaum einer bei der Spielvereinigung verbal offensiv den Aufstieg ins Visier nehmen.

Ungewohnte Fehler

"Man hat in der zweiten Hälfte gesehen, warum wir fast die ganze Saison über unter den Top-Fünf stehen", sagt Stefan Leitl, der Coach der Fürther. Da hatten sie wieder die Dynamik, die Entschlossenheit, die ihnen in der ersten Hälfte gefehlt hatte. Und sie schlugen sich nicht mehr mit dem herum, was ihnen in der ersten Hälfte einige Schwierigkeiten bereitet hatte. "Wir haben viele technische Fehler gemacht, das war ich von meiner Mannschaft nicht gewohnt", so Leitl weiter.

Gründe dafür waren das frühe Gegentor nach einem Freistoß von Tobias Kempe zum 0:1 nach nicht einmal 120 Sekunden, aber auch der fehlende Rhythmus. Denn die Pause, die Fürth einlegen musste, weil die Partie gegen Sandhausen nicht wie geplant stattgefunden hat, war natürlich nicht optimal. Eine Woche ohne Wettkampf, auch wenn im Training ein internes Spiel angestanden hatte, machte sich bemerkbar.

Nach der Pause lief der Ball besser, Fürths Aufbau runder, so wie das Kleeblatt das schon in den Spielen zuvor meistens gezeigt hatte. "0:2 hinten liegen, keine gute erste Halbzeit spielen, dann ein 2:2 schaffen, das spricht für uns, jetzt geht es am Dienstag schon weiter", sagt Julian Green, der den ersten Treffer zum 1:2 markiert hatte.

Selbstverständnis ist verankert

Für die Fürther spricht vor allem, wie dieses 2:2 zu Stande kam, wie sie sich schon das ganze Spieljahr präsentieren. In der jungen Mannschaft ist ein Selbstverständnis längst verankert, das solche Leistungen wie in Darmstadt möglich macht. Im Kopf ist die Spielvereinigung äußerst stabil, auch ein Rückstand bei einem cleveren Gegner wie Darmstadt bringt das Kleeblatt nicht aus der Ruhe.

Leitl stellt die "hervorragende Einstellung meiner Jungs" in den Vordergrund, die eine "gute Reaktion gezeigt" hatten. Eine Reaktion, die auch den übrigen Teams im vorderen Tabellendrittel kaum verborgen geblieben sein dürfte. Es war ein wichtiger Punkt, den die Franken aus Südhessen mitnahmen, für das Klassement, aber auch im übertragenen Sinne. Während Holstein Kiel nach der Quarantäne einen Marathon vor sich hat, und der Hamburger SV ein wenig strauchelt, geht es neben der fußballerischen Qualität immer mehr auch um die Mentalität auf den letzten Metern vor dem Saisonende. Unterstrichen wurde das am Sonntag auch von Spitzenreiter VfL Bochum, der sich in einer dramatischen Partie mit 4:3 in der Nachspielzeit gegen Hannover 96 durchsetzte.

"Wir machen uns keinen Druck"

Im Rennen um den Aufstieg spielt Mentalität eine große Rolle. "Man kriegt sehr viel aus den Medien mit, wir machen uns jetzt da keinen Druck", erklärt Linksverteidiger David Raum hinsichtlich der großen Chance, die sich dem Kleeblatt bietet. "Wir denken von Spiel zu Spiel, wir sind eine sehr junge Mannschaft, wir probieren uns auf jedes Spiel gut vorzubereiten. Am Dienstag ist schon das nächste. Wir müssen gut regenerieren und haben gar nicht viel Zeit, über solche Dinge nachzudenken", sagt der U21-Nationalspieler zum Aufstiegsthema. Das Wort mit "A" selbst, kommt auch ihm nicht über die Lippen. "Wir wollen in jedem Spiel das Maximum herausholen und dann sehen wir, was dabei rauskommt".

In Fürth konzentrieren sie sich nicht auf die Worte, sie fokussieren sich auf den Platz. Um die eigene Stärke wissend, ist das keine schlechte Herangehensweise. Denn auch der feste Blick für das Wesentliche kennzeichnet eine Spitzenmannschaft.

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