Das Quarantäne-Hotel des FCN: Club-Keeper Mathenia erzählt

13.5.2020, 17:08 Uhr
Torwart Christian Mathenia berichtet aus seinem Einzelzimmer, vom Kampf um die Nummer eins und nimmt Stellung zu den Privilegien des Fußballs.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN Torwart Christian Mathenia berichtet aus seinem Einzelzimmer, vom Kampf um die Nummer eins und nimmt Stellung zu den Privilegien des Fußballs.

Christian Mathenia über…

…die Saisonfortsetzung am Sonntag beim FC Sankt Pauli:

"Es kribbelt schon, auf jeden Fall. Gerade weil wir ziemlich lange keinen Fußball mehr spielen durften, ist es sehr schön, wieder auf dem Platz zu stehen. Dementsprechend ist das Kribbeln natürlich groß. Aber klar, es ist eine Ausnahmesituation für uns alle und wir würden uns natürlich wünschen, dass auch die anderen Profiligen und Amateurvereine baldmöglichst wieder spielen dürfen. Wir wollen jetzt unseren Beitrag im Profifußball leisten, als Testlauf für die anderen. In sechs Wochen sind wir schlauer."

…die bevorstehenden neun Spiel ohne Zuschauer:

"Meine persönliche Meinung ist, dass man sich ein Stück weit an die Atmosphäre in einem leeren Stadion gewöhnen kann, indem man es zum Beispiel im Max-Morlock-Stadion simuliert. Es ist natürlich klar, dass das in dieser Woche in unserem Trainingsplan steht. Ich habe noch nicht so große Erfahrungen mit Geisterspielen, aber ich bin prinzipiell ein sehr emotionaler Mensch, jemand, der auch die Emotionen im Spiel braucht, die Fans. Es ist natürlich sehr schade, ohne Zuschauer spielen zu müssen, aber es ist derzeit nun einmal zwingend notwendig."

FCN-Keeper Mathenia hatte schon ein Geisterspiel

…seine Erfahrungen mit Geisterspielen:

"Vor der Einführung des Videobeweises haben wir mit dem HSV im eigenen Stadion mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein internes Testspiel bestritten, geleitet von einem Profi-Schiedsrichter. Auf Wettkampfniveau, auch wenn es nicht um Punkte ging. Da hat man dieses Feeling verspürt, wie es ohne Zuschauer ist."

…seine Fitness nach fast neun Wochen ohne Wettkampf:

"Es war für uns Torhüter während der Quarantäne schwierig, in die Sprungform reinzukommen. Mein Garten ist nicht so groß, dass ich dort durch die Gegend fliegen konnte. Im normalen Trainingsbetrieb gab’s dafür kaum noch Unterschiede zu sonst."

…den Kampf um die Nummer eins:

"Ich weiß nicht, wie von Trainerseite geplant wird, aber klar ist es mein Anspruch, ab Sonntag im Tor zu stehen. Ich denke, dass ich mich nach meiner Verletzung schon gesteigert habe, klar muss es noch besser werden, keine Frage."

…die Freiwilligkeit auch beim 1. FC Nürnberg, jetzt Fußball zu spielen:

"Wir haben sehr geerdete Typen bei uns in der Mannschaft, das ist natürlich ein großes Thema gewesen in letzter Zeit. Schlussendlich ist es jedem Spieler freigestellt, ob er auf den Platz gehen möchte oder nicht, egal in welchem Verein. Jeder Einzelne hat familiäre Hintergründe, möglicherweise mit Vorerkrankten, so dass man da noch etwas vorsichtiger ist. Jeder darf selbst entscheiden, auch bei uns. Allerdings habe ich bislang nicht mitbekommen, dass einer überlegt, besser nicht zu spielen. Jeder hat Bock auf Fußball."


Geisterspiele und der FCN: Der Club kennt den Spuk


"Fußball ist unser Beruf, und dem wollen wir nachgehen"

…Fußball in einer aufgewühlten Gesellschaft:

"Die DFL hat einen guten Job gemacht und bekommt weltweit Anerkennung für ihre Arbeit. Man darf aber selbstverständlich nicht die gesellschaftlichen Probleme außer Acht lassen. Ich denke, dass man das Gleichgewicht zwischen dem Sport und gesellschaftlicher Verantwortung gut hinbekommen sollte. Damit kann man sich als Fußball-Profi identifizieren. Fußball ist unser Beruf, und dem wollen wir nachgehen."

…das Quarantäne-Hotel:

"Hier im Hotel kommt durchaus Trainingslager-Feeling auf, nur eben weitestgehend ohne persönliche Kontakte. Wir essen zusammen, haben einen Riesensaal, sitzen alle zwei Meter auseinander. Das ist schon ein Stück weit skurril, aber wir müssen eben die Regeln einhalten. Am Abend sitzen wir wieder alle in unseren Einzelzimmern. Es gibt keine Spieleabende oder andere Zusammenkünfte, das fehlt natürlich gerade. Die Team-Chemie holen wir uns auf dem Platz, das Training macht auf jeden Fall Spaß, da ist ordentlich Zug drin."

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