Raus aus der Rente: Ex-FCN-Coach Wolf startet bei Lok Leipzig durch

20.3.2020, 13:23 Uhr
Wolfgang Wolf (links, hier mit Rene Weiler) beschreibt sein Engagement beim Club als schöne Zeit, so manche Ärgernisse mit Verantwortlichen klammert er aus.

© Sportfoto Zink / WoZi Wolfgang Wolf (links, hier mit Rene Weiler) beschreibt sein Engagement beim Club als schöne Zeit, so manche Ärgernisse mit Verantwortlichen klammert er aus.

Er ist seinen Prinzipien untreu geworden und hat das Rentnerdasein aufgegeben: Wolfgang Wolf, einst Trainer und Manager beim 1. FC Nürnberg. Seit einigen Monaten ist der 62-Jährige beim Regionalligisten Lok Leipzig ebenfalls in dieser Doppelfunktion tätig.

"Der Fußball lässt dich halt nicht los", begründet er seinen Sinneswandel und schildert die Entwicklung seines Comebacks so: Die Lok-Verantwortlichen hätten ihn gebeten, ein Konzept für den Aufbau von Strukturen zu erstellen. Dass daraus ein Job – und dann gleich auch noch ein dem englischen Fußball vergleichbarer – entstehen würde, war nicht geplant. "Aber bei einem Treffen auf einer Raststätte bei Eisenach haben mir die Lok-Verantwortlichen gesagt, dass sie mich unbedingt verpflichten wollten, um das Konzept in die Tat umzusetzen", erzählt er.

Der im beschaulichen Bad Dürkheim lebende Pfälzer wurde weich und heuerte im Herbst 2019 in Leipzig an. Bereut hat er diesen Schritt bis zum heutigen Tag nicht, auch wenn er – dies war ursprünglich so nicht geplant – inzwischen auch den Trainerjob mit übernommen hat. Was ihm ein herzhaftes Lachen entlockt: "In Leipzig kann der Sportdirektor den Trainer nicht entlassen."

Riesenbegeisterung für Fußball in Leipzig

Dazu besteht derzeit auch kein Anlass, denn Lok führt die Tabelle der Regionalliga Nordost an. Ist der Aufstieg in die 3. Liga das Ziel? Längerfristig auf jeden Fall, meint Wolf, doch in dieser Spielzeit sei es schwer angesichts des Relegationsspiels gegen den West-Vertreter – wenn die Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann. "Es ist ein Unding, dass Meister nicht direkt aufsteigen", schimpft der Ex-Profi.

Wie aber lebt Lok im Schatten des in der Bundesliga zum Favoritenkreis zählenden Ortsrivalen RB? "Sehr gut", antwortet Wolf und begründet dies so: "Seitdem RB eine gute Rolle spielt, ist in Leipzig eine Riesenbegeisterung für Fußball entstanden. Und davon profitieren wir auch." Die für einen Viertligisten stattliche Zuschauerzahl zwischen 4000 und 5000 bei den Heimspielen kann sich sehen lassen. Zufrieden ist Wolf natürlich, dass die Vereinsführung ihn nicht unter Erfolgsdruck setzt, sondern längerfristig plant. Zumal es gelungen sei, einige neue Sponsoren zu gewinnen.

Positive und negative Gedanken an den Club

Der 62-Jährige lässt es bei seiner Aufgabe in Sachsen – Ministerpräsident Michael Kretschmer ist ein Anhänger des Vereins – an Tatendrang nicht mangeln. Doch er vergisst die Vergangenheit nicht, die ihm Erfolge, aber auch Negativerlebnisse beschert hat. Der 1. FC Kaiserslautern, gewissermaßen sein Heimatverein, bereitet ihm in der dritten Liga große Sorgen. "Die Verantwortlichen haben noch nicht begriffen, dass sie gegen den Abstieg kämpfen", schüttelt er nur den Kopf. Ebenso auch über die Trennung von Torhüter-Trainer Gerry Ehrmann: "Wie kann man den einzigen Pfälzer in der Truppe wegschicken, auch wenn er kein einfacher Typ ist? Eine unbegreifliche Maßnahme."

Mehr positive als negative Aspekte sind es, die Wolf mit seiner Tätigkeit als Trainer und Sportlicher Leiter bei einem Rückblick auf den Valznerweiher erwähnt: "Es war eine schöne Zeit, in der ich viele Freunde gefunden habe." Noch heute stehe er mit einigen treuen Club-Anhängern in Verbindung. Die Ärgernisse mit dem einen oder anderen Verantwortlichen klammert er aus.

Natürlich interessiert er sich auch für das aktuelle Geschehen in Nürnberg und ist verwundert: "Es ist unglaublich, dass in den letzten Jahren enorm gespart worden und jetzt für die Zusammenstellung des
Kaders, der überhaupt nicht die Erwartungen erfüllt, sehr viel Geld ausgegeben worden ist." Dass er in seiner Ära beim 1. FCN Spieler wie Marek Mintal, Robert Vittek oder Javier Pinola geholt hat, erwähnt er nur in einem Nebensatz. Wichtiger ist ihm die Hoffnung, dass der Traditionsverein bald die Kurve kriegt.