Respekt, Rassismus, Rücktritt: Eine Chronologie zur Causa Özil

23.7.2018, 11:38 Uhr
Der Rücktritt von Weltmeister Mesut Özil aus der Fußball-Nationalelf ist der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen Debatte. Auslöser waren die Fotos von Özil und DFB-Teamkollege Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Hier ist der Verlauf der Foto-Affäre.
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Der Rücktritt von Weltmeister Mesut Özil aus der Fußball-Nationalelf ist der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen Debatte. Auslöser waren die Fotos von Özil und DFB-Teamkollege Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Hier ist der Verlauf der Foto-Affäre. © Julian Stratenschulte/dpa

14. Mai: Bilder von Özil und Gündogan kurz vor der WM-Nominierung sorgen für Wirbel. Die Profis lassen sich in London mit dem türkischen Staatschef Erdogan ablichten. Die Fotos werden von Erdogans Partei veröffentlicht. Es hagelt Kritik.
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14. Mai 2018: Ein Foto schlägt hohe Wellen

14. Mai: Bilder von Özil und Gündogan kurz vor der WM-Nominierung sorgen für Wirbel. Die Profis lassen sich in London mit dem türkischen Staatschef Erdogan ablichten. Die Fotos werden von Erdogans Partei veröffentlicht. Es hagelt Kritik. © Uncredited/dpa

15. Mai: Die beiden in Gelsenkirchen geborenen Spieler mit türkischen Wurzeln stehen im WM-Aufgebot von Bundestrainer Löw. Kritik gibt es weiter. DFB-Präsident Reinhard Grindel spricht von einem "Fehler" der beiden. Er mahnt aber einen maßvollen Umgang mit dem Thema an.
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15. Mai 2018: Özil und Gündogan stehen im WM-Aufgebot

15. Mai: Die beiden in Gelsenkirchen geborenen Spieler mit türkischen Wurzeln stehen im WM-Aufgebot von Bundestrainer Löw. Kritik gibt es weiter. DFB-Präsident Reinhard Grindel spricht von einem "Fehler" der beiden. Er mahnt aber einen maßvollen Umgang mit dem Thema an. © Ina Fassbender/dpa

19. Mai: Özil und Gündogan treffen in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen. Zudem führen sie ein klärendes Gespräch mit der DFB-Spitze. Wie sich die beiden Fußballstars intern genau erklären, erfährt die Öffentlichkeit nicht.
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19. Mai 2018: Steinmeier interveniert

19. Mai: Özil und Gündogan treffen in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen. Zudem führen sie ein klärendes Gespräch mit der DFB-Spitze. Wie sich die beiden Fußballstars intern genau erklären, erfährt die Öffentlichkeit nicht. © Guido Bergmann/dpa

2. Juni: Die Diskussion ist auch zwei Wochen nach dem Erdogan-Treffen nicht beendet. Beim Testspiel in Österreich gibt es aus dem deutschen Fanblock vereinzelt Pfiffe gegen die zwei deutschen Nationalspieler.
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2. Juni 2018: Pfiffe in Österreich

2. Juni: Die Diskussion ist auch zwei Wochen nach dem Erdogan-Treffen nicht beendet. Beim Testspiel in Österreich gibt es aus dem deutschen Fanblock vereinzelt Pfiffe gegen die zwei deutschen Nationalspieler. © Christian Charisius/dpa

5. Juni: Özil schweigt weiter. Gündogan erklärt sich auf dem Medientag der Nationalmannschaft einzelnen Medien. "Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin", sagt Gündogan in einem dpa-Interview. Özil und er hätten niemals "ein politisches Statement" setzen wollen.
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5. Juni 2018: Kein politisches Statement

5. Juni: Özil schweigt weiter. Gündogan erklärt sich auf dem Medientag der Nationalmannschaft einzelnen Medien. "Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin", sagt Gündogan in einem dpa-Interview. Özil und er hätten niemals "ein politisches Statement" setzen wollen. © Ina Fassbender/dpa

7. Juni: Oliver Bierhoff versucht, eine Woche vor dem WM-Start die Debatte mit einer Basta-Ansage zu beenden. "Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich bin der Meinung, wir haben sehr viel gemacht – und jetzt reicht es dann auch", sagt der Teammanager in Südtirol.
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7. Juni 2018: Ansage von Bierhoff

7. Juni: Oliver Bierhoff versucht, eine Woche vor dem WM-Start die Debatte mit einer Basta-Ansage zu beenden. "Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich bin der Meinung, wir haben sehr viel gemacht – und jetzt reicht es dann auch", sagt der Teammanager in Südtirol. © Ina Fassbender/dpa

8. Juni: Der Wunsch geht nicht in Erfüllung. Die Pfiffe gegen Gündogan sind beim 2:1 gegen Saudi-Arabien lauter als in Österreich. Der Mittelfeldspieler verlässt die Leverkusener Arena niedergeschlagen. "Das hat mich schon geschmerzt", sagt Löw. Die Teamkollegen rätseln. "Wir sagen immer, das Thema ist beendet. Anscheinend ist das nicht der Fall", stellt Sami Khedira fest.
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8. Juni 2018: Schmerzhafte Pfiffe

8. Juni: Der Wunsch geht nicht in Erfüllung. Die Pfiffe gegen Gündogan sind beim 2:1 gegen Saudi-Arabien lauter als in Österreich. Der Mittelfeldspieler verlässt die Leverkusener Arena niedergeschlagen. "Das hat mich schon geschmerzt", sagt Löw. Die Teamkollegen rätseln. "Wir sagen immer, das Thema ist beendet. Anscheinend ist das nicht der Fall", stellt Sami Khedira fest. © Ina Fassbender/dpa

9. Juni: Von Özil ist weiterhin nichts zu hören. Der 27-jährige Gündogan twittert trotz der Fan-Pfiffe gegen ihn: "Letztes Spiel vor der Weltmeisterschaft und immer noch dankbar, für dieses Land zu spielen."
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9. Juni 2018: Özil schweigt, Gündogan twittert

9. Juni: Von Özil ist weiterhin nichts zu hören. Der 27-jährige Gündogan twittert trotz der Fan-Pfiffe gegen ihn: "Letztes Spiel vor der Weltmeisterschaft und immer noch dankbar, für dieses Land zu spielen." © Patrik Stollarz/AFP

10. Juni: Ligapräsident Reinhard Rauball kritisiert den DFB für sein Krisenmanagement in der Causa Özil/Gündogan. "Das Thema ist in der Tat unterschätzt worden", sagt er der "Bild am Sonntag". "Und ich glaube auch, dass man es nicht alleine mit den Maßnahmen und Erklärungen, die bisher erfolgt sind, aus der Welt schaffen kann."
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10. Juni 2018: Rauball kritisiert den DFB

10. Juni: Ligapräsident Reinhard Rauball kritisiert den DFB für sein Krisenmanagement in der Causa Özil/Gündogan. "Das Thema ist in der Tat unterschätzt worden", sagt er der "Bild am Sonntag". "Und ich glaube auch, dass man es nicht alleine mit den Maßnahmen und Erklärungen, die bisher erfolgt sind, aus der Welt schaffen kann." © Carmen Jaspersen/dpa

12. Juni: Die "Sport Bild" berichtet über ein "separates, vertrauliches Sechsaugen-Gespräch" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Özil und Gündogan im Trainingslager.
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12. Juni 2018: Gespräch mit Angela Merkel

12. Juni: Die "Sport Bild" berichtet über ein "separates, vertrauliches Sechsaugen-Gespräch" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Özil und Gündogan im Trainingslager. © Bernd Von Jutrczenka/dpa

13. Juni: Bundestrainer Joachim Löw sagt nach der Ankunft im WM-Quartier in Watutinki, es sei nun seine Aufgabe, Özil und Gündogan in Form zu bringen. Für ihn sei "zu diesem Thema alles gesagt".
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13. Juni 2018: Löw erklärt die Diskussion für beendet

13. Juni: Bundestrainer Joachim Löw sagt nach der Ankunft im WM-Quartier in Watutinki, es sei nun seine Aufgabe, Özil und Gündogan in Form zu bringen. Für ihn sei "zu diesem Thema alles gesagt". © Ina Fassbender/dpa

14. Juni: Kapitän Manuel Neuer verspricht Özil und Gündogan "totale Rückendeckung" der Kollegen im Nationalteam.
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14. Juni 2018: Neuer stärkt den Kollegen den Rücken

14. Juni: Kapitän Manuel Neuer verspricht Özil und Gündogan "totale Rückendeckung" der Kollegen im Nationalteam. © Ina Fassbender/dpa

15. Juni: Teammanager Bierhoff will die weitere Beschäftigung mit der Erdogan-Affäre vertagen: "Nach der WM ist ja auch Zeit."
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15. Juni 2018: Bierhoff schiebt die Analyse auf

15. Juni: Teammanager Bierhoff will die weitere Beschäftigung mit der Erdogan-Affäre vertagen: "Nach der WM ist ja auch Zeit." © Christian Charisius/dpa

16. Juni: In einem "Spiegel"-Interview sagt Löw: "Diese beiden Spieler sind in Deutschland wirklich gut integriert. Das kann ich versichern."
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16. Juni 2018: Löw spricht sich für seine Spieler aus

16. Juni: In einem "Spiegel"-Interview sagt Löw: "Diese beiden Spieler sind in Deutschland wirklich gut integriert. Das kann ich versichern." © Ina Fassbender/dpa

17. Juni: Kapitän Neuer sagt der "Bild am Sonntag" zur Erdogan-Affäre: "Am Anfang hat das schon ein bisschen gestört in der Mannschaft, war sogar belastend." Dies sei nun aber Vergangenheit. Den WM-Auftakt verliert das deutsche Team 0:1 gegen Mexiko. Özil enttäuscht, Gündogan bleibt auf der Bank.
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17. Juni 2018: Neuer gibt Belastung zu

17. Juni: Kapitän Neuer sagt der "Bild am Sonntag" zur Erdogan-Affäre: "Am Anfang hat das schon ein bisschen gestört in der Mannschaft, war sogar belastend." Dies sei nun aber Vergangenheit. Den WM-Auftakt verliert das deutsche Team 0:1 gegen Mexiko. Özil enttäuscht, Gündogan bleibt auf der Bank. © Jewel Samad/AFP

23. Juni: Im zweiten WM-Spiel gegen Schweden muss Özil erstmals bei einem Turnier unter Coach Löw zuschauen. Gündogan wird eingewechselt, spielt schwach. Ein spätes Tor von Toni Kroos rettet den 2:1-Sieg.
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23. Juni 2018: Kroos rettet die WM-Hoffnungen

23. Juni: Im zweiten WM-Spiel gegen Schweden muss Özil erstmals bei einem Turnier unter Coach Löw zuschauen. Gündogan wird eingewechselt, spielt schwach. Ein spätes Tor von Toni Kroos rettet den 2:1-Sieg. © Ye Pingfan/dpa

27. Juni: Gegen Südkorea ist Özil wieder in der Startelf, kann das 0:2 und das erstmalige WM-Vorrundenaus eines DFB-Teams aber trotz guter Leistung nicht verhindern. Gündogan ist nur Zuschauer.
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27. Juni 2018: Der sportliche Tiefpunkt

27. Juni: Gegen Südkorea ist Özil wieder in der Startelf, kann das 0:2 und das erstmalige WM-Vorrundenaus eines DFB-Teams aber trotz guter Leistung nicht verhindern. Gündogan ist nur Zuschauer. © kyodo/dpa

30. Juni: Özil schreibt drei Tage nach dem WM-Aus bei Twitter: "Ich werde einige Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen."
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30. Juni 2018: Özil meldet sich zu Wort

30. Juni: Özil schreibt drei Tage nach dem WM-Aus bei Twitter: "Ich werde einige Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen." © Christian Charisius/dpa

1. Juli: Gündogan versichert in den sozialen Netzwerken, es habe ihn "stolz gemacht, an meiner ersten Weltmeisterschaft für Deutschland teilnehmen zu dürfen".
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1. Juli 2018: Gündogan ist stolz

1. Juli: Gündogan versichert in den sozialen Netzwerken, es habe ihn "stolz gemacht, an meiner ersten Weltmeisterschaft für Deutschland teilnehmen zu dürfen". © Andreas Gebert/dpa

6. Juli: Oliver Bierhoff irritiert mit Aussagen in einem "Welt"-Interview: "Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet." Später rudert Bierhoff zurück und fühlt sich missverstanden. Es sei nicht falsch gewesen, Özil mit zur WM zu nehmen.
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6. Juli 2018: Bierhoff lässt sich missverstehen

6. Juli: Oliver Bierhoff irritiert mit Aussagen in einem "Welt"-Interview: "Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet." Später rudert Bierhoff zurück und fühlt sich missverstanden. Es sei nicht falsch gewesen, Özil mit zur WM zu nehmen. © Andreas Gebert/dpa

8. Juli: DFB-Präsident Grindel fordert via "Kicker" eine öffentliche Erklärung von Özil. Dieser solle sich "auch in seinem eigenen Interesse öffentlich äußern".
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8. Juli 2018: Grindel setzt Özil unter Druck

8. Juli: DFB-Präsident Grindel fordert via "Kicker" eine öffentliche Erklärung von Özil. Dieser solle sich "auch in seinem eigenen Interesse öffentlich äußern". © Andreas Arnold/dpa

22. Juli: Özil bricht sein Schweigen. Er verteidigt in den sozialen Netzwerken seine Fotos mit Erdogan, attackiert den DFB und dessen Chef Grindel scharf und erhebt auch schwere Vorwürfe gegen deutsche Medien und einen DFB-Sponsor. "Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre", schreibt Özil.
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22. Juli 2018: Özil holt zur Attacke aus

22. Juli: Özil bricht sein Schweigen. Er verteidigt in den sozialen Netzwerken seine Fotos mit Erdogan, attackiert den DFB und dessen Chef Grindel scharf und erhebt auch schwere Vorwürfe gegen deutsche Medien und einen DFB-Sponsor. "Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre", schreibt Özil. © David Klein/dpa

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