Rückfällig in Bochum: Altbekannte Fehler beim Kleeblatt

16.4.2019, 05:51 Uhr
Stefan Leitl sieht immer wieder Dinge, die richtig gut funktionieren. Auf alles kann sich Fürths Trainer aber noch keinen Reim machen.

© Sportfoto Zink / WoZi Stefan Leitl sieht immer wieder Dinge, die richtig gut funktionieren. Auf alles kann sich Fürths Trainer aber noch keinen Reim machen.

Es war erst die zweite Niederlage nach dem unglücklichen 0:1 in Hamburg, seit Stefan Leitl den Posten des Cheftrainers beim Kleeblatt übernommen hat. Vieles hatte sich seit Anfang Februar stabilisiert, was zuvor von wenig Selbstvertrauen und Unsicherheit geprägt war.

Fürth punktete regelmäßig, mit 37 Zählern ist auch die Schlappe in letzter Minute gegen Bochum auf den ersten Blick nur ein Ausrutscher. Leitl verwies bereits im Vorfeld dieses Kräftemessens mit einem angeschlagenen Kontrahenten auf etwas, was man am Laubenweg in den zurückliegenden Jahren mit schöner Regelmäßigkeit zur Maxime erklärt hat: die Entwicklung junger oder zumindest hoffnungsvoller Spieler. "Eine Entwicklung ist nie abgeschlossen", sagte der 41-Jährige kürzlich. In Bochum zeigte sich einmal mehr, wie wahr diese Einschätzung ist.

Leichtsinnsfehler in Bochum

Fürth musste sich hauptsächlich geschlagen geben, weil es auf einem langen Weg einen Schritt zurück machte. Massive Unzulänglichkeiten in der Passsicherheit hatte der Cheftrainer moniert, daraus resultierende Unruhe im Spiel deckte individuelle Defizite eiskalt auf.

Etwas weniger Aggressivität als zuletzt im Spiel gegen den Ball, und schon war von der zuletzt gerühmten Stabilität nur wenig übrig geblieben. "Ein wildes Spiel beider Mannschaften" analysierte Leitl, und sicher wäre ihm etwas weniger Wildheit recht gewesen. Etwas mehr Kopf, etwas mehr Übersicht und Abgebrühtheit – stattdessen summierten sich Fürths kleine Fehler und überdeckten einige durchaus passable Ansätze in der Offensive.

Burchert lobt Kleeblatt-Leistung

"Fußballerisch war das eigentlich richtig gut", sollte Sascha Burchert in den Katakomben des Bochumer Stadions sagen, wo kurz zuvor Matchwinner Lukas Hinterseer seinen Hattrick auch mit "einer Portion Glück" erklärt hatte. Wie Fürths Torwart befand, sollte er eine undankbare Melange aus Glück und der Vokabel "eigentlich" erklären.

Schwierig, meinte Burchert. Klar war: Selbstredend darf ein Schiedsrichtergespann eine derart deutliche Abseitsposition wie beim 2:2 des Alpenbombers auch einmal sehen. Demgegenüber standen aber auch eigene Mängel. "Zwei Tore auswärts müssen auch einmal reichen", moserte Sportdirektor Rachid Azzouzi: "Die Mannschaft belohnt sich nicht für ihren hohen Aufwand. Es nützt alles nichts, wenn sie dann drei Gegentore zulässt."

Fürths Fehler mit Lerneffekt

Aufgelegt hätte Azzouzi auch zu den Anfängerfehlern sagen können, die Maximilian Sauer unterliefen und Fürths Abwehr unsortiert trafen. Die beiden Patzer des 24-Jährigen wollte keiner der Verantwortlichen kommentieren. Auch nicht den fahrigen Auftritt von Nachwuchs-Nationalspieler Paul Jaeckel, dessen gefährliche Ballverluste in der eigenen Hälfte im Gegensatz zu Sauers Aussetzern nur ohne Folgen geblieben waren. Leitl brachte auch in diesem Fall den "Entwicklungsprozess" ins Spiel und versprach: "Wir werden daraus lernen."

Ganz so gelassen blieb Azzouzi da nicht: "Ich hoffe, der Entwicklungsprozess ist irgendwann beendet." In Fürth kommt das als naive Hoffnung daher. Allein schon in Ermangelung finanzieller Möglichkeiten sind Jugend forscht und die zweite Chance für Kicker mit einer holprigen Vita derzeit ohne Alternative.

Abstieg noch nicht aus der Welt

Nur strapazieren dieser Umstand und die daraus resultierenden Schwierigkeiten die Geduld in der Spielvereinigung-Familie gerade über die Maßen. "Das Spiel müssen wir gewinnen, ich wäre auch mit einem Punkt unzufrieden gewesen", meinte Azzouzi. Es ging ihm um die verpasste magische Marke von 40 Punkten – und um ein Stück Planungssicherheit.

"Zehn Punkte Vorsprung werden nicht reichen" hatte Leitl vor dem Spiel in Bochum gesagt und damit versucht, den Druck aufrechtzuerhalten. Noch bleibt der Druck hoch, noch ist Fürth nicht gerettet, aber das alleine kann auch nicht der Anspruch sein. Wenn Entwicklung Rückschläge einschließt, darf sie auch fordern. Intern wie öffentlich. Womöglich ist dieser Ansatz bislang zu wenig nachhaltig verfolgt worden.

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