Schadensbegrenzung statt Widerstand: Ratlosigkeit beim DFB-Team

18.11.2020, 11:18 Uhr
Nach dem 0:6 in Spanien bleiben nicht nur die Spieler ratlos zurück.

© Miguel Morenatti, dpa Nach dem 0:6 in Spanien bleiben nicht nur die Spieler ratlos zurück.

Nullzusechs. Die höchste Niederlage seit 1931. Überraschend kam die Demütigung nicht. Der Trend ist schon seit Monaten, wenn nicht Jahren besorgniserregend. Der letzte Sieg gegen eine Nationalmannschaft aus den Top Ten der Weltrangliste liegt bereits über viereineinhalb Jahre zurück; beim 1:0 im Test gegen England ging es aber auch um nicht viel mehr als etwas Prestige.

Deutschland, stolzer Weltmeister von 2014, ist mittlerweile bloß noch auf Rang 14 notiert, knapp hinter Dänemark. Im Erfolg, so heißt es, werden die größten Fehler gemacht, der DFB hob sich seine größten Fehler für den Misserfolg auf. Anstatt nach den phasenweise blamablen Auftritten bei der WM 2018 auch auf Führungsebene einen Neuaufbau einzuleiten, überschüttete die Verbandsspitze ihren Weltmeistertrainer förmlich mit Vertrauen.

Irgendwie Schaden begrenzen

Wenn es einer hinkriegt, dann Joachim Löw, hieß es. Hat er aber nicht. Drei Jahre nach dem Vorrunden-Aus in Russland droht bei der EM 2021 das nächste. Gegner in der Gruppenphase: unter anderem Frankreich und Portugal, der Weltranglisten-Zweite und –Fünfte.


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Nullzusechs. Anstatt Widerstand zu leisten, ergaben sie sich, versuchten sie nur noch, den Schaden zu begrenzen, irgendwie. Auch von Löw kam nicht mehr viel; für seine taktischen Anweisungen, seinen Match-Plan schien sich auf dem Platz kaum noch jemand zu interessieren, was kein gutes Zeichen ist im Binnenverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft.

Viele Fragen, kaum Antworten

Diskussionen wie jetzt werden freilich nicht erst seit Dienstagabend geführt. Erinnert sei an das Nullzudrei in Amsterdam gegen die Niederlande vor gut zwei Jahren, als auf der angekündigten Wiedergutmachungstour nach der WM 2018 erstmals schlechte Stimmung aufkam. Es folgten der letzte Platz in der Nations-League-Gruppe und etliche Auftritte, die vor allem Fragen aufwarfen, aber kaum Antworten lieferten.

Über 14 Jahre ist Joachim Löw bereits Bundestrainer, sein Vertrag läuft noch bis nach der WM 2022. Vielleicht ist auch schon vorher Schluss. In der Qualifikation, deren Gruppen am 7. Dezember in Zürich ausgelost werden, drohen viele schwere Gegner. Leichte hatte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schon lange nicht mehr.

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