Schneider: «Habe zum richtigen Zeitpunkt aufgehört«

29.6.2009, 00:00 Uhr
Schneider: «Habe zum richtigen Zeitpunkt aufgehört«

© Karlheinz Daut

Ist es nicht eine etwas wehmütige Autogrammstunde, wenn 100 Meter hinter Ihnen die Motoren vom DTM-Training dröhnen? Würden Sie nicht doch lieber tauschen?

Bernd Schneider: Nein, überhaupt nicht! Ich bin absolut glücklich und zufrieden und kann wirklich wunderbar damit leben, nicht mehr DTM zu fahren. Ich habe die besten Zeiten meines Lebens hier verbracht, aber ich vergieße deshalb kein Herzblut. Ich habe genau zum richtigen Zeitpunkt aufgehört, komme gerne zu den Rennen, fahre Mercedes-Renntaxi und bleibe so weiterhin meinem Lieblingsmetier, der DTM, treu.

Wie ist denn das Gefühl, zum Norisring anzureisen, ohne ein DTM-Rennen fahren zu müssen, oder sagen wir lieber: zu dürfen?

Schneider: Unglaublich angenehm. Man kommt an fast wie in seiner Freizeit. Man freut sich, all die Leute und Freunde wieder zu sehen, aber es ist keine Anspannung mehr da, kein Druck. Vor allem hat man nicht mehr ständig im Kopf: Erfülle ich auch die Erwartungen, die das Umfeld an mich hat.

Und was machen Sie heute als DTM-Fahrer im Ruhestand?

Schneider: Fast mehr als zu meiner aktiven Zeit ... Ich bin AMG Markenbotschafter, Instruktor für die AMG Driving Academy, bin in die Entwicklung von neuen Produkten mit eingebunden, mache Fahrwerkstests und bin auf vielen Präsentationen als sportlicher Vertreter mit dabei. Es ist unglaublich viel und auch mit unglaublich viel Reiserei verbunden. Allein in diesem Jahr war ich im Winter schon mehrere Wochen mit Kunden beim Winter Sporting Drive in Arjeplog in Lappland.

Haben Sie Ihre Karriere beendet, weil es immer schwieriger wurde, mit den jungen Wilden in der DTM mitzuhalten?

Schneider: Was heißt, mit den jungen Wilden mitzuhalten? Immerhin war ich vor zwei Jahren noch DTM-Champion und habe im letzten Jahr auch noch ein Rennen gewonnen... Nein, ich wollte mich nach über 25 Jahren Motorsport verändern. Und dazu war der Zeitpunkt einfach ideal. Vor allem dann, wenn man als seine neue Lebensaufgabe eine derart tolle Alternative findet.

In der DTM wird immer wieder darüber diskutiert, warum sich ehemalige Formel-1-Piloten scheinbar immer schwerer tun, sich gegen die jungen Fahrer zu behaupten. Sehen Sie das ähnlich?

Schneider: Das kann man so nicht behaupten. Mika Häkkinen hätte in der DTM mit Glück sogar 2007 noch Meister werden können. Das heutige DTM Problem ist vielmehr die ungeheuere Enge des Feldes, manchmal liegen 18 Autos innerhalb von nur sieben Zehntelsekunden. «Fehler« merkt man als Fahrer nicht einmal selbst, sondern sieht sie oftmals nur später auf der Datenaufzeichnung. Da spielt oftmals Glück auch eine ganz wichtige Rolle. Und als früherer Formel-1-Fahrer ist man natürlich automatisch noch mehr im Fokus. Ganz entscheidend für jeden Fahrer ist aber immer die Erfahrung seines Teams.

Haben Sie wirklich mit dem Profi-Rennfahren abgeschlossen oder wird man vielleicht auch bei Bernd Schneider einen Rücktritt vom Rücktritt erleben?

Schneider: Ich will nicht völlig ausschließen, dass ich jetzt überhaupt kein einziges Rennen mehr fahren werde, das natürlich nicht. Aber bestimmt keine Rennserie mehr, in der sich Mercedes engagiert.

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