Schwache Torfrauen und Referees

6.7.2011, 18:31 Uhr
Schwache Torfrauen und Referees

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Sie sind – abgesehen von zwei Flüchtigkeitsfehlern, die zu den Gegentoren führten – nicht nur in der Defensive gut gestanden, sondern haben erstmals schnell nach vorne gespielt und sich gute Chancen erarbeitet (und diese auch genutzt).

Kerstin Garefrekes und Inka Grings gelangen jeweils Kopfballtreffer, womit sie voll im Trend liegen: Für den Frauenfußball eher untypisch viele Tore werden bei dieser Weltmeisterschaft per Kopf erzielt. Knapp 50 Prozent der Treffer wurden auf diese Weise markiert, nachdem die Deutschen es im Eröffnungsspiel gegen Kanada (ebenfalls Garefrekes) vorgemacht hatten. Was einerseits nicht unbedingt für die Abwehrreihen spricht, andererseits aber wohl Ausdruck dessen ist, dass an diesen bisherigen Schwächen der Kickerinnen intensiv gearbeitet wurde. So kam während der WM-Vorbereitung im deutschen Lager das bei den Männern fast in Vergessenheit geratene Kopfballpendel wieder zum Einsatz.

Eine weitere Auffälligkeit bei den Gruppenspielen: die Schwäche vieler Torhüterinnen nicht nur bei der Strafraumbeherrschung, sondern auch bei Fernschüssen. Natürlich erklärt die Größe mancher Torhüterin – die kolumbianische Nummer eins misst gerade mal 165 Zentimeter –, warum so viele haltbar erscheinende Treffer fielen.

„Gerade im Frauenbereich, wo die konditionellen Faktoren, also sprich Sprungkraft und Schnellkraft, nicht so ausgeprägt sind wie bei den Männern, wäre es umso wichtiger, dass die Torfrauen größer sind“, sagte Michael Fuchs, der Torwarttrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, der NZ. Seit 2007 arbeitet der Nürnberger für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und war bei Dienstantritt überhaupt der erste Fachmann für diese Aufgabe bei den DFB-Frauen.

Und Fuchs, einst beim 1.FC Nürnberg für die Profi-Keeper verantwortlich, ist ein Beleg für die These, die die amerikanische Trainerin Pia Sundhage in Sinsheim zu diesem Thema aufstellte. „Die Fußballverbände haben erst einmal Trainer eingestellt, danach dauerte es lange oder dauert es immer noch, die nötigen Strukturen zu schaffen, beispielsweise Torwarttrainer zu engagieren.“ Doch das sei notwendig: „Der Frauenfußball hat sich enorm entwickelt, ist sehr schnell geworden. Es braucht gute Torwartrainer, damit sich auch die Schlussleute verbessern“, so die Schwedin in US-Diensten. Und sie gab abenteuerlustigen Frauen einen Tipp: „Sucht man als Frau eine Herausforderung, muss man sich nur ins Fußballtor stellen.“

Oder man wird Schiedsrichterin und kann sich sicher sein, verbale Prügel zu kassieren. So erging es vielen der weiblichen WM-Unparteiischen, die mit teils katastrophalen Fehlentscheidungen männliche Vorurteile bestätigten. Ob die ungarische Unparteiische Gyoengyi Gaal, die Äquatorial-Guineas Abwehrspielerin Bruno ungestraft im eigenen Strafraum Handball spielen ließ, oder die Südkoreanerin Cha Sung Mi, die die Partie beim deutschen 1:0-Sieg gegen Nigeria zu einer Treterei ausarten ließ – solche Katastrophenpfeiferei prägte sich ein, drängte überzeugende Leistungen wie die der Finnin Kirsi Heikkinen oder der Deutschen Bibiana Steinhaus in den Hintergrund.

Hier wäre die Fifa gefordert, die sonst alles so pedantisch regelt. Aber solange alle Kontinente und jedes noch so kleine Land, das bei Wahlen eine Stimme liefern könnte, befriedigt werden müssen, dürfte sich am derzeitigen Zustand – manche sprechen auch Missstand – wenig ändern.

Und sonst? Nicht nur das deutsche Team sorgt für unerwartete TV-Quoten. Und dass bei manchen männlichen Fußballfans ein Umdenkprozess eingesetzt hat, mag eine kleine Beobachtung beim Spiel Deutschland – Nigeria in Frankfurt belegen: Da waren nicht nur Trikots mit Namen deutscher Nationalspieler zu sehen – nein, da liefen mehrere (ältere) Teenager im Trikot von Torjägerin Alexandra Popp durchs Stadion.

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