Seelenlos und Zombie-Like: FCN-Ultras schimpfen über Geisterfußball
16.2.2021, 14:45 Uhr
Es war auch der aktiven Fanszene des 1. FC Nürnberg in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht verborgen geblieben, "dass sich der Fußball ums Geld(verdienen) dreht", "dass die Spieler nicht für Verein und Stadt, sondern für die eigene Karriere und ihren Geldbeutel gespielt haben" oder "dass nichts zurückkommt, weil wir Fans eine Randnotiz waren". Trotzdem oder gerade deshalb schufen sich die Ultras eine "Parallelwelt aus purer Fußballromantik, die uns das Gefühl gab, all das sei es wert". Dazu zählten laut der Stellungnahme insbesondere gemeinsame Erlebnisse im Stadion, einem "sozialen Ort der Begegnung".
In Zeiten der Corona-Krise, in der Abstandhalten, Selbstisolation und Kontaktbeschränkung zu den obersten Maximen zählen, bleibt das Nürnberger Achteck allerdings leer und die Fans fern. Nicht nur physisch, sondern auch emotional entstünde dadurch eine Distanz zwischen den Anhängern und dem Verein: "Seitdem der (Geister-) Ball (und Rubel) nach dem Restart wieder rollt, gleicht der Fußball einem Zombie aus Walking Dead: leblos, ohne Seele, hässlich."
Die Fans fühlen nicht nur Ohnmacht und Hilflosigkeit, sondern verlieren auch ihre Begeisterung: So berichtet Faszination Nordkurve von geringerem Schmerz nach Niederlagen, abnehmendem Interesse von Neuigkeiten aus dem Verein und sinkender Identifikation. "Während die Spiele weitergehen mussten, damit das wacklige Kartenhaus nicht einstürzt", so steht es in der Stellungnahme geschrieben, "wurden wir zurückgelassen".
Die Entfremdung der Fans vom Profifußball: Auf Wiedersehen?
Abschließend wird allerdings eingeräumt: Corona treibe die negative Entwicklung des Fußball-Business nicht voran, der Virus ließe die "hässliche Fratze" des Sports schlichtweg offenbaren. "Fußball bedeutet heute Maßlosigkeit und Ignoranz, verändert haben ihn gierige Fußballbosse schon vor Jahren, für die die Show immer weitergehen musste."
Besonders gemeint sein dürfte Karl-Heinz Rummenigge: Der Funktionär des FC Bayern erntete zuletzt aufgrund eines Ansatzes, Profi-Fußballer sollten ob ihrer Vorbildfunktion früher geimpft werden, sowie diversen Äußerungen anlässlich der Flugverspätung auf dem Weg nach Katar viel Kritik. Aus den eigenen Reihen, aber auch von Fans anderer Klubs.
FCN-Youngster Latteier: Zwischen Mut und Übermut
Die Ultras des 1. FC Nürnberg platzierten am Max-Morlock-Stadion beispielsweise ein Spruchband mit einer Aufschrift, die zwar namentlich an den Bayern-Boss gerichtet ist, aber die generelle Wut der Fans über die zunehmende Distanzierung des Sports ausdrückt: "Selbst mit Startverbot ohne Bodenhaftung: Kalle, halt endlich Deine Schnauze!"
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