Skaterhockey: Die Kinder der Nürnberger Steintribüne

22.7.2019, 21:02 Uhr
Athletisch, schnell und schön anzuschauen: Am Wochenende trafen sich die Freunde des fränkischen Skaterhockeys in Nürnberg.

© Stefan Hippel Athletisch, schnell und schön anzuschauen: Am Wochenende trafen sich die Freunde des fränkischen Skaterhockeys in Nürnberg.

Schon nach wenigen Sekunden muss Markus Witt einsehen, dass der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit mitunter groß ist. Unter dem schützenden Dach eines Pavillons hat der Trainer der HGN Patriots eben noch erzählt, dass er kein Freund des übermäßig harten Sports ist, „ich mag es nicht, wenn so viel gecheckt wird“, sagt er da zum Beispiel – doch kurz nachdem seine Mannschaft die Asphaltfläche betreten hat, um dort Skaterhockey zu spielen, bleibt schon einer seiner Spieler am Boden liegen.

Wer sich länger mit Witt unterhält, der bekommt einen Eindruck, was er mit den Patriots vor hat. Es soll nicht krachen und rumpeln, wenn seine Spieler auf Inlineskates einem knallroten Gummiball hinterherjagen, Witt will lieber schönes Hockey spielen, „ es tut jedem Gegenspieler mehr weh, wenn ihm der Ball abgenommen wird“. 

An spielerische Schönheit haben die Gründungsväter der Patriots vor dreieinhalb Jahren nicht gedacht. Im Winter 2015/2016 fanden sich „fünf Jungs über Facebook zusammen, die an der Steintribüne lose gezockt haben“, erinnert sich Peter Giera, einer der Spieler, der sich mit 44 Jahren selbst als „Silberrücken“ sieht. Das Gelände am Dutzendteich überlassen sie inzwischen aber wieder den Motorsport- und Fußballfreunden, schließlich ist aus dem ungezwungenen Spaß inzwischen eine echte Abteilung bei einem echten Verein geworden. 

Vor Jahrzehnten wurde auf einer Fläche gleich nach dem Eingang des Geländes der Hockey Gesellschaft in Buchenbühl Handball gespielt, später standen dort Autos, wenn mal etwas Großes anstand, es gab aber auch Jahre, da lag der Platz schlichtweg brach. Und genau an diesen Platz erinnerten sich die Skaterhockey-Spieler von der Steintribüne und traten an die HGN heran. Dort freute man sich über die potenziellen Neumitglieder, die auch gleich noch ankündigten, den Platz nach ihren Wünschen zu modernisieren. Anfangs gab es noch ein paar provisorische Banden, inzwischen ist aus dem einstigen Parkplatz ein kleines Stadion geworden. 

Knapp 10.000 Euro hat die HGN laut Norbert Dresel, dem für die Anlage zuständigen Vizepräsidenten, investiert, um ihre neue Abteilung zu unterstützen. „Wir sehen darin sehr viel Potenzial“, sagt Dresel, „Skaterhockey ist meiner Meinung nach auch eine nachhaltigere Sache als andere Randsportarten.“

Inzwischen haben die Patriots in ihrem Wohnzimmer eine feste Bande, Fangnetze, außerdem haben sie sich eine kleine Holzhütte und einen Kabinentrakt hingestellt. Die Infrastruktur steht also, komplett in Eigenregie berichtet, wie Giera und seine Mitstreiter stolz betonen. Jetzt geht es darum, auch sportlich etwas zu erreichen. Und deshalb haben sie vor etwas mehr als einem Jahr auch Markus Witt gefragt, ob er nicht ihr Trainer werden möchte. 

Mehr als 2000 Euro Spenden

Witt war in den 90ern schon bei den „Inline Tigers“ dabei, die auf dem Betonboden des alten Lindestadions Skaterhockey spielten. Inzwischen ist er Übungsleiter im Nachwuchs des EHC 80, doch die neue Aufgabe reizte ihn. Seitdem versucht er, die knapp 20 Spieler der Patriots besser zu machen, „wir trainieren Athletik, die Lauftechnik und das Passspiel“. Ganz einfach ist das nicht immer, „der Jüngste bei uns ist 15, der Älteste Ende 50“, doch Witt versucht alles, um seine Mannschaft fit zu machen für den Ligabetrieb. Noch ein Jahr lang wollen sie aufbauen, sich in Turnieren mit anderen Mannschaften messen, ehe aus den Kindern der Steintribüne eine richtige Sportmannschaft wird.

Doch Sport ist längst nicht alles, die Patriots wollen auch ein Vorbild sein und Gutes tun. Bei ihrem Sommerturnier am Wochenende haben sie neben all dem Spaß am Sport einen Schläger von Ice-Tigers-Torhüter Niklas Treutle für 2000 Euro versteigert und eine große Tombola organisiert. Das Nürnberger Tierheim darf sich jetzt über eine Spende in Höhe von 2350 Euro freuen. 

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