Smith: "Ich mache meinem Gegner klar, wer der Boss ist"

5.4.2014, 14:22 Uhr
Ähm, wer war hier doch gleich der Chef auf dem Parkett? Ahmad Smith beherrscht das Basketballspiel auf allen Ebenen - Trash-Talk zählt dazu ebenso dazu wie der No-Look-Pass, das Alley-oop-Anspiel.

© Wolfgang Zink Ähm, wer war hier doch gleich der Chef auf dem Parkett? Ahmad Smith beherrscht das Basketballspiel auf allen Ebenen - Trash-Talk zählt dazu ebenso dazu wie der No-Look-Pass, das Alley-oop-Anspiel.

Herr Smith, in dieser Woche wurde Ihre Aufenthaltsgenehmigung verlän­gert. Wie lange bleiben Sie denn noch? Eine Woche? Zwei? Oder ein weiteres Jahr?
Ahmad Smith:
Ich bleibe bis Ende Mai.

Das würde ausreichen, um das Play­off- Finale zu spielen.
Smith: Richtig. Und für den an­schließenden Urlaub.

Wie es danach weitergeht, wissen Sie aber noch nicht.
Smith:
Nein. Mein Herz hängt an Nürnberg, aber zum aktuellen Zeit­punkt weiß ich noch nicht, ob ich ein weiteres Jahr hierbleibe.

In der zweiten deutschen Basket­ballbundesliga bekommen die Spieler fast immer nur für ein Jahr Vertrag. Besonders viel Planungssicherheit gibt Ihnen das nicht.
Smith:
Das stimmt, aber ich habe kein Problem damit. Es zwingt die Spieler dazu, sich immer reinzuhän­gen.

Sie stehen mit Nürnberg auch in die­sem Jahr wieder in den Playoffs.
Smith:
Ja, das fühlt sich gut an. Jetzt geht es wirklich um etwas, alle in der Mannschaft sind noch fokussier­ter als sonst. Für einen Sportler ist das die beste Zeit des Jahres.

Wie unterscheidet sich der Ahmad Smith in einem normalen Saisonspiel von dem in der Endrunde?
Smith:
Natürlich gehe ich in jedes Spiel motiviert hinein, aber die Play­offs sind einfach etwas Besonderes. Man kann sich keine Schwächen mehr erlauben.

Haben Sie irgendwelche Playoff-Rituale?
Smith:
Ja, ich lasse meinen Bart ste­hen und die Haare wachsen. Als ich mit Kirchheim die Playoffs gewonnen habe, hat das ganze Team mitge­macht, es kann also nicht schaden. Und ich gehe vor jedem Heimspiel, auch während der Saison, in den glei­chen Laden und esse Hühnchen mit Reis und Gemüse.

"Ich glaube, Gott macht sich nicht so viele Gedanken über Basketball.“

Als klar war, dass Sie gegen Ehin­gen spielen, haben Sie sich die Hände gerieben und in lupenreinem Deutsch gesagt: „Mann, Mann, Mann."
Smith: Ja, ich werde nie vergessen, wie Ehingen uns 2011 in meinem ers­ten Jahr in Nürnberg aus den Playoffs geworfen hat. Sie haben sehr dreckig gespielt; eine Partie, die wir eigentlich gewonnen hatten, wurde wiederholt, das bleibt im Gedächtnis. Die Fans beider Vereine mögen sich nicht beson­ders, die Spieler auch nicht, für die Playoffs ist das perfekt.

Es gibt dieses Foto von Ihnen und Cornelius Adler nach einem verlore­nen Spiel gegen Ehingen. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm, Sie sind damals zur gleichen Zeit nach Nürnberg ge­kommen.
Smith:
Ja, er ist einer meiner engs­ten Freunde hier. Er war ein Grund, warum ich nach Nürnberg zurückge­kommen bin. Wir haben gesagt, dass wir um den Aufstieg mitspielen wol­len - und genau das tun wir jetzt.

Wie weit wollen Sie in den Playoffs kommen?
Smith:
Ich will die Meisterschaft ge­winnen. Ich weiß, das klingt vielleicht etwas großspurig, aber ich würde nie­mals sagen, dass ich mich einfach nur mit dem Einzug in die Playoffs zufrie­den gebe.

Die Mannschaft verfolgt zur Zeit auch die Playoffs beim amerikani­schen College-Basketball. Da müssen Sie wegen der Zeitverschiebung aber ganz schön müde sein.
Smith:
Nein, ich bin das gewohnt, ich schaue das ganze Jahr über nachts Basketballspiele an. Man muss sich dann eben tagsüber noch ein kleines Nickerchen gönnen.

Tagsüber? Während des Trainings.
Smith:
Nein, nein, schreiben Sie das bloß nicht.

Sie haben in den USA auch am Col­lege Basketball gespielt. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?
Smith:
Es war eine unglaublich tol­le Zeit. Die Mannschaft war im Kern fast vier Jahre lang zusammen. Wir haben zusammen gewohnt, zusammen gegessen, irgendwann sind das nicht nur deine Mannschaftskameraden, das ist wie eine zweite Familie. Hier fällt es schwerer, solche Beziehungen aufzubauen, weil so viele Spieler nach nur einer Saison wieder wechseln. Und wir haben am College vor mehre­ren Tausend Menschen gespielt. Das fehlt mir heute manchmal.

Sie waren an der St. Bonaventure-Universität, einer katholischen Uni­versität. Sind Sie religiös?
Smith:
Ja, das schon, aber nicht auf eine extreme Art und Weise. Ich bete und gehe ab und zu in die Kirche.

Beeinflusst Sie Ihr Glaube auf dem Spielfeld?
Smith:
Nein, ich glaube Gott macht sich nicht so viele Gedanken über Bas­ketball. Wenn man sich die Welt an­schaut, hat er vermutlich andere Pro­bleme als die Begegnungen zwischen Ehingen und Nürnberg. Und es ist auch nicht er, der den Wurf trifft oder nicht trifft, dafür bin ich schon alleine verantwortlich.

Sie sind in der Liga auch dafür be­kannt, dass Sie Ihre Gegenspieler gut provozieren können. Das mit dem Trash-Talk haben Sie aber wahr­scheinlich nicht an einer katholischen Universität gelernt.
Smith:
Nein, das habe ich bereits als Kind gelernt. Wenn du willst, dass dich die anderen Jungs mitspielen las­sen, dann musst du erst einmal eine große Klappe haben. Ich sage zu mei­nen Gegenspielern aber nichts Res­pektloses, ich mache ihnen nur klar, wer der Chef ist und versuche damit, meine Mannschaft, unser Publikum und auch mich selbst anzustacheln.

Beim Trash-Talk gibt es eine schma­le Grenze. Manchmal schafft man es, den Gegner aus dem Spiel zu nehmen, manchmal verliert man aber auch die Kontrolle über sich selbst. Wie bekom­men Sie den Spagat hin?
Smith:
Ich werde älter und etwas reifer. Vor drei Jahren habe ich das noch übertrieben, aber inzwischen weiß ich, wann Schluss sein muss. Wenn der Trainer sagt, dass ich runter­kommen soll, dann kriege ich das auch hin.

Sie schauen sich nach jedem Spiel die Partie noch einmal auf Video an.
Smith:
Ja, mir hilft das, um unsere Fehler besser zu erkennen. Meine Mit­spieler wundern sich manchmal, wa­rum ich mir das antue.

Ihre Familie wahrscheinlich auch.
Smith:
Ja, die sind es leid, dass sie dauernd Basketball schauen müssen, aber das ist nun mal mein Beruf: spie­len, schlafen, essen, Basketball schau­en. In der Sommerpause versuche ich allerdings, Abstand zu gewinnen, da mache ich nichts, was mit Basketball zu tun hat. Na ja gut, ich schaue die NBA-Playoffs.

Da Sie die Spiele so genau analysie­ren: Wollen Sie später selbst einmal Basketball-Trainer werden?
Smith:
Definitiv. Das ist das Ziel nach meiner Karriere als Spieler.

Sie haben in dieser Saison in Nürn­berg zwei verschiedene Trainer erlebt. Warum lief es mit Martin Ides irgend­wann nicht mehr und was macht sein Nachfolger Benjamin Travnizek an­ders?
Smith:
Obwohl Benjamin auch schon einmal hier gearbeitet hat, kam er relativ unvorbelastet an. Er hat uns am ersten Tag gesagt, wie es laufen wird und wenn jemand damit nicht einverstanden war, konnte er gehen. Martin hat vorher selbst noch für Nürnberg gespielt, kannte manche Spieler vielleicht zu gut, ich glaube das war ein Problem.

"Chelsea ist mein Team.“ Nicht der 1. FC Nürnberg? „Dazu sage ich nichts.“

Sie haben nach dem College zu­nächst in Irland und dann in Uruguay gespielt, bevor Sie vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen sind.
Smith:
Ja, ich hatte in der Zeit nicht so viel Glück mit meinen Beratern. Ich habe ein paar schlechte Entschei­dungen getroffen.

Was haben Sie in dieser Zeit ge­lernt?

Smith: Ich bin sehr schnell erwach­sen geworden. In Uruguay war ich 22 Jahre alt, die Familie Tausende Kilo­meter entfernt, und wie Basketball in Uruguay aussieht, das wollen Sie gar nicht wissen. Ich will dort nie wieder hin, nicht einmal, um Urlaub zu machen.

In Deutschland fühlen Sie sich offensichtlich wohler.
Smith:
Natürlich habe ich manch­mal Heimweh, aber mir gefällt es schon sehr gut. Ich treffe mich oft mit anderen amerikanischen Basketbal­lern, auch von anderen Teams, das fühlt sich dann ein bisschen wie zu Hause an. Ab und zu besucht mich Zamal Nixon, der vergangenes Jahr noch in Nürnberg gespielt hat und nun in Österreich unter Vertrag ist.

Und Ihr Teamkollege Bingo Mer­riex wohnt im gleichen Haus.
Smith:
Ja, es ist schön, einen Mit­spieler in der Nähe zu haben. Er ist ein echter Spaßvogel, nur singen kann er leider nicht. Schreiben Sie das un­bedingt!

Ich habe ein paar Entweder-oder-Fragen für Sie vorbereitet. Wo gehen Sie hin, um nach einem Spiel den Kopf freizubekommen - in die Disco oder in einen Park?
Smith:
Oh weh oh weh, in welches Licht rückt mich dieses Interview nur ... ich gehe lieber in Parks.

So so, in welche Parks denn?
Smith:
Puh, wenn ich jetzt die Namen wüsste ... na gut, ich gebe zu, ich gehe lieber in die Disco. Ich mag Hip-Hop.

Stichwort Hip-Hop. Lieber den von der Westküste oder den von der Ost­küste?
Smith: Das ist schwierig. Mein Lieb­lingsrapper ist Jay-Z, ich entscheide mich deshalb für die Ostküste.

Viele amerikanische Fernsehserien sind inzwischen auch in Deutschland beliebt. Welche gefällt Ihnen besser - "The Wire" oder "Breaking Bad"?
Smith:
„The Wire“, ganz eindeutig. Weil die Serie so realistisch ist. Ich komme aus der Nähe von Baltimore, das ganze Drogen- und Armutspro­blem gibt es dort wirklich.

Ich habe gehört, dass Sie sich auch gerne mit Videospielen ablenken. Wel­ches Basketballspiel haben Sie da­heim - "NBA2 K" oder "NBA Live"?

Smith: Keines von beiden, ich spiele Fifa.

Sie spielen Fußball?
Smith:
Ja, es muss wenigstens ein paar Stunden in der Woche geben, in denen ich mich nicht mit Basketball beschäftige.

Mit welchem Verein spielen Sie?
Smith:
Chelsea ist mein Team.

Nicht der 1. FC Nürnberg?
Smith:
Dazu sage ich nun besser nichts.

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