So feiern fränkische Fußballer den Super Bowl

6.2.2021, 15:32 Uhr
So feiern fränkische Fußballer den Super Bowl

© Foto: Tony Avelar/EPA/dpa

In seiner Schulklasse haben plötzlich immer mehr Jungs angefangen, über American Football zu reden. Jenen Ballsport also, der in den USA schon seit vielen Jahrzehnten als beliebteste Sportart überhaupt gilt. In Deutschland ist das Interesse an den wuchtigen, behelmten Männern, die im Kampf um den eiförmigen Ball keinen Körperkontakt scheuen noch vergleichsweise jung. Doch gerade die Übertragung des Super Bowl, des Finalspiels der nordamerikanischen Profiliga NFL, zieht die Sportfans auch hierzulande vor den Fernseher.

"Ich habe damals auch den Super Bowl gesehen und seitdem fasziniert mich der Sport", erinnert sich Metz. Der heute 21-Jährige spielt beim Bezirksligisten FV Dittenheim – und ist in seiner Mannschaft längst nicht der einzige, der sich für Football interessiert. Aber von allen Dittenheimer Football-Verrückten ist Metz der leidenschaftlichste. Das jedenfalls berichten seine Teamkollegen.


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Metz war schon zu Gast beim German Bowl, der deutschen Variante des Super Bowl, und wurde von einem Wiener Podcast-Team in die österreichische Hauptstadt eingeladen, um dort über seinen Lieblingssport zu referieren. Und natürlich hat er eine Dauerkarte bei den Schwäbisch Hall Unicorns, die in der höchsten deutschen Spielklasse, der German Football League, an den Start gehen.

Für die NFL nach Wembley

"Ich bin auch schon mit Kumpels nach London geflogen, weil die NFL im Herbst da immer ein paar Spiele ausrichtet", erzählt er nicht ohne Stolz. Zuletzt war das im Oktober 2019, die Cincinnati Bengals und die Los Angeles Rams standen sich da im legendären Wembley Stadium gegenüber. Die Freunde, die mit im Flugzeug saßen, sind allesamt ähnlich enthusiastische Football-Anhänger. Gemeinsam duelliert sich die Gruppe in einer digitalen Fantasie-Liga. Das macht Spaß, führt für den Tabellenletzten mitunter aber zu unangenehmen Konsequenzen.

Während seine Freunde als Bengalische Tiger (Wappentier der Cincinnati Bengals) in Wembley auf der Tribüne saßen, musste Luca Metz ein rosanes Einhorn-Kostüm tragen. Spaß hat der Ausflug trotzdem gemacht. "Weil wir mit unserer Verkleidung so aufgefallen sind, haben wir es sogar auf einen Instagram-Kanal der NFL geschafft", freut sich Metz.

Die Dittenheimer zu Besuch im Londoner Wembley Stadium. Die Besucher aus Franken brachten viel Sympathie für den damaligen Bengals-Quarterback, Andy Dalton, mit. Luca Metz hatte die zweifelhafte Ehre, das Spiel in einem rosa Einhorn-Kostüm zu beobachten.

Die Dittenheimer zu Besuch im Londoner Wembley Stadium. Die Besucher aus Franken brachten viel Sympathie für den damaligen Bengals-Quarterback, Andy Dalton, mit. Luca Metz hatte die zweifelhafte Ehre, das Spiel in einem rosa Einhorn-Kostüm zu beobachten. © Foto: privat

Für Fans gibt es viele Gründe, Football zu lieben. Die riesigen Stadien, die Spiele, die oft Spannung bis zur letzten Sekunde bieten oder die krachen Body-Checks der oft weit über 100 Kilo schweren Athleten. "Mich fasziniert aber noch mehr die strategische Seite, die klar strukturierten Spielzüge", sagt Metz. "Die Football-Spieler sind wesentlich disziplinierter als wir Fußballer." Den Super Bowl, der in der Nacht zum Montag deutscher Zeit stattfindet, würde er eigentlich mit Freunden schauen. Dieses Jahr geht das nicht. "Vielleicht machen wir aber eine Videokonferenz über Zoom, dann muss man es nicht ganz alleine angucken."

Hot-Dogs oder Chicken Wings?

Alleine wäre Metz ohnehin nur in seinem Wohnzimmer. Schließlich steigen die Einschaltquoten für Übertragungen der Spiele aus der NFL seit Jahren an. In einer Allensbach-Umfrage gaben 2019 rund 2,4 Millionen Deutsche an, sich "ganz besonders" für Football zu interessieren. Seit 2008 hat der American Football Verband Deutschland (AFVD) die Zahl seiner Mitglieder nahezu verdoppelt.

Pascal Schärtel wundert das nicht. Der Spielertrainer des TSV Absberg wird ebenfalls vor dem Fernseher sitzen wenn tief in der Nacht zum Montag die Tampa Bay Buccaneers auf die Kansas City Chiefs treffen. Natürlich mit einem Hotdog in der Hand, so wie sich das gehört. Letztes Jahr war er zu spät dran, in keinem Laden waren mehr Hot-Dog-Brötchen zu bekommen. "Wir haben dann halt Chicken Wings gemacht", berichtet er.


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Dieses Jahr sollen es aber Hot-Dogs sein, einen entsprechenden Vorrat hat er rechtzeitig angelegt. Die kulinarische Grundausstattung hält er für eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen entspannten Super Bowl-Abend – gerade in Corona-Zeiten. "Man muss sich ja schon vor 21 Uhr treffen und das Spiel dauert bis vier oder fünf Uhr."

"Keiner stoppt Kansas"

"Als ich in der U17 beim 1.FC Nürnberg gespielt habe, war Football immer ein Thema. Seither verfolge ich den Sport", sagt der 22-Jährige. Wie Luca Metz ist er von der taktische Disziplin der Sportler begeistert. "Jeder Spielzug ist einstudiert und wird immer wieder perfekt umgesetzt, trotz Gegnerdruck", schwärmt er. "Und die Defense schafft es oft, die Spielzüge des Gegners zu lesen, obwohl sie vorher nie weiß, was als nächstes kommt."

Neben Schärtel auf dem Sofa wird Thomas Selz sitzen, der sonst im Trikot des FV Dittenheim für Nervosität in den gegnerischen Abwehrreihen sorgt. "Ich finde es bemerkenswert, wie dynamisch die Spieler sind, trotz ihrer vielen Muskeln", sagt er. "Mir gefällt auch die Härte im Spiel. Die Rivalität zwischen den Teams scheint mir dort noch ausgeprägter zu sein als in Deutschland."

Schärtel und Selz haben ihre Sympathie eher bei Außenseiter Tampa Bay Buccaneers, "Ich glaube trotzdem, dass die Kansas City Chiefs gewinnen werden. Ihre Offense ist einfach zu stark", sagt Selz. Und auch Luca Metz sieht die Vorteile klar beim Team des jungen Ausnahme-Quarterbacks Patrick Mahomes: "Kansas ist einfach zu gut, die stoppt keiner."


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