So halten Erlanger Trainer ihre Teams im Lockdown bei Laune

27.11.2020, 06:00 Uhr
So halten Erlanger Trainer ihre Teams im Lockdown bei Laune

© Foto: imago images

Was seine beiden jüngsten Neuzugänge so drauf haben, wird Shqipran Skeraj wohl frühestens im Januar live beobachten können. Dann hofft der Coach des Fußball-Bayernligisten ATSV Erlangen wieder mit seiner Mannschaft auf dem Rasen zu trainieren. Vorausgesetzt die Corona-Beschränkungen sind bis dahin aufgehoben. Mit Cancut Civelek und Antonios Araviakis, gerade vom ASV Vach zum ATSV gestoßen, wird er bis dahin digital kommunizieren, in die vereinsinterne WhatsApp-Gruppe sind sie schon aufgenommen.

Fiese Fitness-Aufgaben oder knallharte Waldlauf-Challenges müssen sie dort vorerst nicht fürchten. Skeraj hat es seinen Spielern im November freigestellt, woran sie arbeiten wollen. Der geplante Wiederbeginn der Saison 2019/20/21 ist erst für März vorgesehen.

Instagram statt Trainingseindruck

Mitte Dezember wollen Skeraj und sein Trainerteam Laufpläne verschicken. Momentan ist der ATSV in Gesprächen mit einem Fitnesstrainer – wird man sich einig, dürften bald Übungen per Videokonferenz auf die ATSV-Spieler zukommen.

Doch ein Trainer ist nicht nur dazu da, seine Sportler schneller und ausdauernder zu machen. Wie passt das Mannschaftsgefüge zusammen? Welcher Jugendspieler soll an welchen Details arbeiten? Dieser Teil der Arbeit fällt momentan weg. Umso wichtiger sei der Sommer gewesen, als wieder halbwegs normales Mannschaftstraining möglich war, erzählt Skeraj. "Da konnte ich mir schon Eindrücke machen und habe den Spielern viel mit auf den Weg gegeben." Ob seine Talente das umsetzen, muss der Trainer nun aber auf Instagram statt auf dem Platz verfolgen. "Manche posten das ja, dann sehe ich, wie sie arbeiten. Und bin natürlich trotzdem stolz, wenn sie das umsetzen."

Was machen die Kunstrad-Fahrer?

Kann man Kunstrad fahren online trainieren? Ralf Wenisch winkt ab. Wenisch ist Coach bei den Kunst- und Einradfahrerinnen des RKV Solidarität Herzogenaurach. Ein Hallensport, der spätestens seit dem Verbot von Indoor-Sport gar nicht möglich ist. Und Einrad-Fahren ist zuhause in der Hof-Einfahrt nur mit Einsteiger-Rädern möglich. "Wir haben spezielle Räder, die wegen der Bereifung nicht auf der Straße, sondern nur auf Hallenboden gefahren werden können", erklärt Wenisch.

Zu den normalen Trainingszeiten machen er und seine Kollegen nun mit ihren Teams eine Videokonferenz und üben Aufwärmen, Haltung oder Kondition. "Die Sportler sollen sehen, dass wir von der Soli für sie da sind", erklärt Wenisch. Schon im ersten Lockdown habe man im Verein festgestellt, dass es wichtig sei, dass auch die Eltern der Fahrerinnen merken, dass man sie nicht hängen lasse.

Fitness ist nur Grundvoraussetzung

Fitness ist bei einer Kür Grundvoraussetzung, doch es geht um andere Dinge, um Körperhaltung, um die Abstimmung der Sportlerinnen bei den Figuren, um kleinste Details. "Da ist keinerlei Training möglich", sagt Wenisch. Und hat doch Hoffnung, dass bei seinen Sportlerinnen nicht zu viel verloren geht. "Durch die Erfahrung, die viele haben, aber auch durch das Fitness-Training, kommen sie schnell wieder rein." Aber das Feintuning fehle, auch neue Figuren oder neue Teile der Kür ließen sich nicht umsetzen. "Das ist schon ein Manko. Das müssen wir aufarbeiten, wenn es wieder losgeht", sagt Wenisch.

Was zu kurz komme, sei zudem die mentale Unterstützung seiner Sportlerinnen. "Momentan geht es nur darum, sie dabei zu behalten", sagt er. Und noch klappe das. Zumindest dafür ist das Online-Training also gut.

"Was wir momentan machen, ist Schattenboxen"

"Was wir momentan machen, ist alles Schattenboxen", sagt Roland Nixdorf. Man hört dem Trainer der Bayernliga-Handballer des TV 1861 Erlangen-Bruck an, dass ihn das nicht zufrieden stellt. "Ein Handballer macht Handball, weil er eben nicht alleine im Wald rumhühnern will. Der will mit seinen Mannschaftskameraden spielen." Nur genau das ist momentan nicht möglich. Nur alleine im Wald rumhühnern will Nixdorf seine Spieler aber auch nicht lassen. Er hat ihnen deshalb über die WhatsApp-Gruppe Lauf- und Trainingsaufgaben geschickt, die Ergebnisse senden die Spieler an ihn.

Extra Fitness-Armbänder besorgt

Dafür hat er während des ersten Lockdowns im Frühjahr Fitness-Armbänder besorgt. "Wir versuchen konditionell auf einem Level zu bleiben, damit wir die vier Wochen Vorlaufzeit vor Saisonstart für Balltraining nutzen können"; sagt Nixdorf.

Die Aufgaben sind handball-spezifisch, viele Sprints, viele eingestreute Kraft-Übungen, die Abteilungsleiter Philipp Hirning schon im März entwickelt hat. "Teilweise sind das vogelwilde Geschichten, alles mit dem eigenen Körper ohne Gewichte. Damals hat das Team das in Videokonferenzen einmal durchgeturnt. Jetzt kennen sie das", erzählt Nixdorf. Und können es auch ohne Anleitung machen. Alleine im Wald zum Beispiel.

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