Die Eigengewächse des TSV Cadolzburg

Sporcher Rasselbande überrascht in der Kreisliga Nürnberg

9.8.2021, 15:34 Uhr
Sporcher Rasselbande überrascht in der Kreisliga Nürnberg

© Foto: Wolfgang Zink

Urlaubszeit, das ist für Kreisliga-Trainer eine schwierige Phase. All die Jahre wieder müssen diese Fußballenthusiasten im August hinnehmen, dass sich bei einigen Spielern eben nicht alles um den Volkssport Nummer eins dreht, sondern um eine schöne Zeit mit Kumpel oder Familie.


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Selbst der griechische Sportheimwirt des TSV Buch hat für ein paar Tage zugesperrt, weshalb es eben nur Bier direkt aus dem Kasten gibt und für Hungrige ein Leberkäs-Weggla, immerhin.

Manfred Krimm, der Trainer des TSV Cadolzburg, ist seit rund 30 Jahren im Geschäft. Das bedeutet, dass der 56-Jährige mindestens genauso lang versucht hat, seine freien Tage so zu planen, dass er kein Spiel verpasst. "Das ist ja mein Leben", erzählt er vor dem Anpfiff gegen den TSV Buch II, "ich will als Trainer immer vorangehen."

Doch die Zeiten ändern sich. "Früher wollte keiner seinen Stammplatz verlieren", erinnert sich Krimm, an diesem Abend aber stellt sich seine Startelf fast von selbst auf, weil Stammspieler in den Urlaub gefahren sind.

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Sei's drum, auch Krimm wird nach diesen 90 Minuten noch auf dem Platz eine kurze Ansprache halten, sich ins Auto setzen und noch in der Nacht nach Südtirol fahren. Nur das Spiel gegen den SC Germania wird er verpassen, gegen KSD Hajduk am 22. August will er wieder an der Linie stehen. Mit leidenschaftlichem Einsatz, so wie gegen die Bucher Zweite, als der Schiedsrichter ihm sogar Gelb zeigt, weil er heiß läuft.

Denn es braucht schon eine gehörige Portion Disziplin und taktische Finesse, um diese Knoblauchsländer Büffelherde in Zaum zu halten. Schon rein optisch strahlen die Bucher physische Überlegenheit aus.

Die Reihen der Sporcher wiederum sind etwas ausgedünnt: Dominik Rauch, zuletzt noch Torschütze, ist verletzt, Kapitän Dominik Mayer und Fabian Schweigler meldeten sich in den Urlaub ab. Also lässt Krimm sein bewährtes 4-2-3-1 praktizieren, "wir können nur dieses eine System, haben aber keinen echten Mittelstürmer", erklärt er.

Konter und sauberer Spielaufbau

Dafür haben die Sporcher schnelle Außenbahnspieler – und die sollen dem Gegner das Wochenende gehörig vermiesen. Bei Ballbesitz der Bucher ziehen sich die Gäste hinter die Mittellinie zurück. Als der Ball nach durchaus gefälligen Kombinationen im Netz der Grünen hängen bleibt, geht es rasant nach vorne. Klack-klack-klack – 1:0, 2:0 nach einer halben Stunde und die Dominanz der Gastgeber ist Makulatur.

Die drahtigen, laufstarken und technisch gut ausgebildeten Sporcher kommen fast alle aus der eigenen Jugend. Derzeit stellt der TSV den größten Teil der A-Jugend, einer Spielgemeinschaft aus Ammerndorf, Burgfarrnbach und Cadolzburg in der BOL. Und es ist schriftlich fixiert, dass die Cadolzburger, die rauskommen, auch in Cadolzburg bleiben und nicht sofort abgeworben werden dürfen, sagt Spielleiter Klaus Bonath. Die sechs Junioren, die zuletzt aus der U 19 zu den Männern stießen, haben sich "relativ schnell akklimatisiert", findet Krimm.


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Auch wenn der Truppe viel Erfahrung verloren gegangen ist, weil unter anderem die Hummel-Brüder aufgehört haben, schaukeln sie die Führung gegen Buch II über die Zeit. Der Anschlusstreffer per Elfmeter bringt nur den Bucher Coach Jörg Awerkow aus der Fassung, den Krimm nach Schlusspfiff herzlich umarmt – Krimm war ja einst Trainer in Buch, seine Tochter fuhr mit Awerkow schon zum Auswärtsspiel des Clubs nach Dortmund.

Der Abend endet wie er begonnen hat: Die Cadolzburger bilden einen Kreis. Vor Anpfiff brüllten sie "Sporch" über den Platz. Am Ende hält Krimm eine knackige Ansprache: "Respekt zu der Leistung", sagt er zu seinen Spielern, die sich fast ein wenig wundern, dass sie hier drei Punkte mitnehmen. "Bitte seid diese 14 Tage ohne mich vernünftig, dass ich nichts Schlechtes höre", spricht Krimm zu seinen Spielern wie ein Vater. Es sind halt auch lauter junge Burschen.

TSV Buch II - TSV Cadolzburg 1:2 (0:2) – Buch II: Braun, Ell (72. Betz), Philipp Schindler (79. Ois), Schwarz (62. Liam Weber), Louis Weber, Mboup, Chef, Tim Schindler, Kamp, Lang, Ottmann / Cadolzburg: Göß, Engelhart, Seebauer, Förster, Alexander Stiller, Sandler, Eckstein, Dorn (52. Pires), Neukam (90. Michael Stiller), Gugel (88. Thurn), Kuch / Tore: 0:1 Neukam (6.), 0:2 Gugel (32.), 1:2 Tim Schindler (90., Elfmeter) / Zuschauer: 75.

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