Sport hinter der Maske: Muss das sein?

14.10.2020, 16:30 Uhr
Sport hinter der Maske: Muss das sein?

Körperkontakt ist verboten. Keine Grätschen, keine Kopfbälle, keine Einwürfe. Nach jeder Unterbrechung müssen sich die Spieler*innen immer wieder voneinander distanzieren. Bei Freistößen dürfen keine Mauern mehr gestellt werden. Und natürlich müssen alle immer Maske tragen. "Es ist verrückt", erzählte Francesca Yanchuk dem Reporter der New York Times. Die Stürmerin der Bishop Feehan High School muss Fußball neu lernen. "Wenn ich zu einem Kopfball hochsteigen will, muss ich mich selbst bremsen – und meiner Gegnerin höflich Platz lassen."

Überall auf der Welt versuchen Verbände, Ligen und Behörden großen und kleinen Sport zu ermöglichen, während sich überall mehr und mehr Menschen mit dem Virus SARS-CoV-2 infizieren. Das gelingt mal schlechter, wie in der Euroleague, einer transeuropäischen Basketballliga, die Spiele auch dann zulässt, wenn Teams auf mehrere Spieler verzichten müssen, die positiv auf das Virus getestet wurden. Und mal gelingt es noch schlechter, wie in der Deutschen Eishockey-Liga, deren Mannschaften ihre Spieler ins Ausland und unterklassige Ligen verleihen, weil ein Saisonstart in der DEL noch immer nicht abzusehen ist. Die NHL und die NBA haben ihre Spielzeiten beenden können, weil es sich die nordamerikanischen Eishockey- und Basketballunternehmen leisten konnten, ihre komplette Ligen zu isolieren. Hunderte Millionen Dollar hat das gekostet – Zuschauer konnten trotzdem keine dabei sein. Trotzdem waren die Einschaltquoten verheerend.

So konsequent, so streng wie die Massachusetts Interscholastic Athletic Association ist niemand vorgegangen. In dem US-Bundesstaat darf wieder Fußball gespielt werden. Aber, fragte die New York Times, ist das noch Fußball?

Karl-Heinz Rummenigge fragt sich das auch. Und meint es natürlich ganz anders. Dank der Gelder aus den üppigen Fernsehverträgen konnte sein FC Bayern München erst Deutscher Meister werden, dass die Champions League und diverse andere Wettbewerbe gewinnen. Den Geldfußball schien das Virus schwächen, aber letztlich nichts anhaben können. Rummenigge aber sorgt sich. "Wenn wir nicht bald wieder Fans in den Stadien haben", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern der Bild am Sonntag, "dann befürchte ich, wird der Fußball großen Schaden erleiden. In ganz Europa verliert jeder Klub zwischen 50 und in der Spitze 200 Millionen Euro in einer Saison, die er ohne Zuschauer spielen muss. Wie lange das ein Fußball-Klub aushält, das kann man sich an fünf Fingern abzählen."

Dabei scheint der Profifußball in Deutschland ganz ordentlich durch die Krise gekommen zu sein – auch dank Geld von der Kreditanstalt für Wiederaufbau und Bürgschaften. Dass Dynamo Dresden sicher nicht nur, aber eben auch abgestiegen ist, weil der Zweitligist den Wiederbeginn aus der Quarantäne hat mitverfolgen müssen, blieb eine Randnotiz. Zuletzt fiel mit der Zweitliga-Begegnung Hamburger SV gegen Erzgebirge Aue das erste Spiel aus. Es wird nicht das letzte gewesen sein.

Wie sinnvoll das alles noch ist, das fragt man sich in diesen Tagen auch in Italien. Mit der Tour de France, den US Open und den French Open konnten zuletzt Sportveranstaltungen von Weltruhm beendet werden, den Giro d’Italia aber scheint Corona in voller Fahrt niederzustrecken.

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