500-Seelen-Dorf geht mit der Zeit
Sportfreunde Laubendorf gründen eigene eSport-Abteilung
16.9.2021, 07:07 Uhr
"Wollen wir mit der Zeit gehen?" Das war die Frage, die Lukas Jakob, Lukas Keppner und Kevin Heubeck sich selbst und ihrer Vorstandschaft gestellt haben, als es während des Lockdowns auch darum ging, wie die Jugend sich in Zukunft im Verein aufgehoben fühlt. "Unabhängig von der Pandemie sind wir auf unsere Vorstandschaft zugegangen und sind dort eigentlich auf offene Ohren gestoßen", berichtet Jakob.
Ein paar kritische Stimmen hat es schon gegen die Idee der jungen Laubendorfer gegeben. Vor allem Jugendtrainer der Fußball-Abteilung hatten die Befürchtung, dass das eintritt, wovor schon seit Jahren die Vereine Bammel haben: Dass der Nachwuchs hinter der Konsole verschwindet und keinen physischen Sport mehr betreibt.
"Uns ist aber wichtig, dass so etwas nicht passiert", betont der 22-Jährige. "Darum haben wir extra das Training auf Samstagvormittag gelegt, damit es nicht mit dem der Fußballer kollidiert." Das ist schon im eigenen Interesse, denn unter Laubendorfs E-Sportlern sind auch Jungs dabei, die in der ersten und zweiten Mannschaft oder im Nachwuchs spielen. Generell gilt aber: Die Abteilung ist offen für alle, es soll keine Belustigung nur für Vereinsmitglieder sein.
"Wir suchen Spieler ab 13 Jahren, auch von außerhalb, die Fifa gerne breitensportmäßig spielen möchten", sagt Lukas Keppner (27), der als Trainer des Teams fungiert. "Wir wollen den Spielern die Möglichkeit geben, Fifa in der Gemeinschaft zu spielen."
Eins gegen eins und zwei gegen zwei stehen dabei auf dem Trainingsplan im Jugendraum des Vereins, der seit Juli die Heimat der Abteilung ist. Sich vor Ort zu treffen ist ihnen wichtig, betont Keppner: "So kann man sich viel besser ergänzen und abstimmen. Zusammen macht das alles auch viel mehr Spaß, das Gemeinschaftsgefühl ist uns wichtig." Wer gerade nicht in einem Spiel gegen einen anderen Gamer aktiv ist, für den wollen die Laubendorfer sogenannte "Skill Challenges" zur Verfügung stellen, ein Ranking, wer sich wie entwickelt, soll für mehr Motivation sorgen. Auch Theorie will das Trainerteam vermitteln, die dann natürlich umgesetzt wird.
Dabei legen die Laubendorfer aber auch Wert auf sportliche Entwicklung. So wollen sie im samstäglichen Training schauen, dass sich die Spieler immer weiter verbessern. Neben den Tipps und Tricks der Trainer können die E-Sportler auch im gemeinschaftlichen Spielen den einen oder anderen Kniff entdecken. Das soll möglichst ab dem Winter auch auf Turnieren zu sehen sein. Die Gamer möchten sich künftig mit anderen messen, auch wenn der Anspruch aktuell noch ein niedriger ist.
Projekt mit dem Medienzentrum
Unterstützung könnte auf diesem Gebiet vielleicht vom Bayerischen Fußballverband kommen, der aktuell versucht, eine Breitensportliga auf die Beine zu stellen. Am Ende steht aber auch in Laubendorf der Schutz der Spieler im Mittelpunkt, vor allem der U18-Fraktion. Fallen lägen vor allem beim Fifa-Ultimate-Team, ein Spielmodus, bei dem man auch echtes Geld online ausgeben kann, um sein Team zu verbessern.
Um hier Geldverbrennen oder Spielsucht vorzubeugen, arbeiten die Laubendorfer gemeinsam mit dem Medienzentrum Parabol zusammen. Im Mittelpunkt steht, die Kontrolle über das eigene Spielverhalten zu behalten, noch Zeit für andere Hobbys zu haben und auch während des Spielens im Hier und Jetzt zu bleiben. Dazu gibt es auf der Online-Plattform "Discord" einen Chatraum, in dem sich die Gruppe geschlossen austauscht.
Nun fiebern sie dem 1. Oktober entgegen, wenn Fifa 22 erscheint. "Das bringt wieder neue Motivation und vielleicht auch neue Mitglieder", meint Lukas Keppner mit einem Lachen. Noch stehen Laubendorfs E-Sportler am Anfang, erfrischend ist ihr Tun im Fürther Landkreis aber jetzt schon.