SpVgg: Besonderes Wiedersehen nach 49 Jahren

24.8.2012, 06:59 Uhr
SpVgg: Besonderes Wiedersehen nach 49 Jahren

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Man darf davon ausgehen, dass es am Samstag nicht kommt wie anno 1913. Die Bayern traten in Fürth an zu einem Freundschaftsspiel, und am Ende stand es 8:2 für den kommenden deutschen Meister vom Ronhof. Zwei Bayernspieler, so erzählt es die Chronik, hatten schon nach dem sechsten Gegentor keine Lust mehr und verließen das Feld, ein Dritter wurde vom Platz gestellt.

Eine Anekdote in einer langen Reihe von Aufeinandertreffen, die auch deswegen so lang ist, da die beiden Vereine in der Frühzeit durchaus freundschaftliche Beziehungen zueinander pflegten. Im Gegensatz zu den Löwen, gegen die es schon immer hoch herging, hatte man zum anderen Münchner Verein in Fürth stets ein gutes Verhältnis, auch wenn die Bayern den Fürthern ihren Meistertrainer William Townley für einige Jahre abspenstig gemacht hatten.

Gemeinsam zweitklassig

Es würde zu lange dauern, an dieser Stelle die ganzen Irrungen und Wirrungen im Zuge der Einführung der Bundesliga nachzuzeichnen. Aus Fürther Sicht jedenfalls bedeutete die Schaffung einer bundesweiten Spielklasse die Rückstufung in die Zweitklassigkeit – genauso im Übrigen wie für die Münchner Bayern. Und so trafen sich am 28. April 1963 zu einem bedeutungslosen Abschiedsspiel im Grünwalder Stadion vor immerhin noch 10 000 Besuchern zwei einigermaßen frustrierte Mannschaften.

„Natürlich waren wir enttäuscht“, erinnert sich Robert Schmid, der damals als Verteidiger zu den jüngeren im Kleeblatt-Team zählte, „aber das galt auch für die Münchner Spieler.“ Zwei große Traditionsvereine, die einen drei Mal Meister, die anderen bis dato einmal (Bayern war 1932 der erste Titelgewinn gelungen), waren plötzlich nur noch in der Unterstufe zu finden.

Rainer Ohlhauser erzielte in der vierten Minute das einzige Tor zum 1:0-Sieg der Bayern, dann wurde abgepfiffen und man traf sich ein paar Monate später wieder in der Regionalliga Süd. 1:1 endete die Begegnung in Fürth, und Robert Schmid erinnert sich, „dass die Bayern im Vergleich zu uns schon damals ganz andere Bedingungen hatten“. Gewährsmann für Informationen aus erster Hand war Herbert „Ertl“ Erhard, der vom Kleeblatt zu den Bayern gewechselt war, und so verwunderte es in Fürth keinen, dass die Münchner im ersten Regionalliga-Jahr gleich als Tabellenzweiter – hinter Hessen Kassel - ins Ziel kamen. Knapp in der Aufstiegsrunde gescheitert, setzten sie sich in der folgenden Saison 1964/65 klar durch und stiegen schließlich auf.

Das bis dato letzte Punktspiel gegen die Bayern stieg am 17. Januar 1965 im Grünwalder Stadion. Franz Beckenbauer zog bereits die Fäden, Sepp Maier stand im Tor, und vorne erzielte Gerd Müller, den die beiden Fürther Verteidiger Robert Ehrlinger und Robert Schmid nicht hatten bremsen können, zwei Tore zum 5:1-Erfolg. „Da hat man schon gesehen, was das für tolle Fußballer werden“, rekapituliert Schmid.

„Nichts zu verlieren“

Während sich die Bayern also aufmachten, den Weg in Europas Spitze anzutreten, konnte sich die Spielvereinigung Fürth aus dem Mittelfeld der Regionalliga nicht mehr erheben. Schon damals ereilte die Fürther das Schicksal der kommenden Jahrzehnte. „Kaum hatten wir richtig gute Spieler, wurden sie uns weggeholt“, bedauert Robert Schmid.

Für die Bayern wird das Spiel in Fürth am Samstag eine ganz normale Aufgabe bei einem Aufsteiger, in der sie von ihrem Anspruch her nur mit drei Punkten zufrieden sein werden.

Für das Kleeblatt hingegen ist es ein historisches Spiel, in dem sich der Kreis schließt. „Wir haben doch nichts zu verlieren – wenn alle zusammenhelfen und die Mannschaft von der Begeisterung im Ronhof getragen wird, dann ist ein Punkt drin, und das wäre ein großer Erfolg zum Auftakt“, hofft Robert Schmid 49 Jahre nach dem Oberliga-Abschied auf einen tollen Einstieg in die Bundesliga.

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