Neuzugang hat den Spaß wieder gefunden

"Bei 70 bis 80 Prozent": Fürths Linksverteidiger Jetro Willems wird immer besser

30.9.2021, 06:00 Uhr
Selbstbewusst und entspannt, auch gegen Robert Lewandowski: Jetro Willems lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Selbstbewusst und entspannt, auch gegen Robert Lewandowski: Jetro Willems lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen.

Es war nur eine kleine Bewegung, eine, die vielen wahrscheinlich nicht mal auffiel. Und doch sagte diese Bewegung viel aus über das Selbstverständnis von Jetro Willems. Der Linksverteidiger des Kleeblatts lief beim Heimspiel seiner Fürther gegen den FC Bayern auf Leon Goretzka zu, einen der besten deutschen Fußballer der Gegenwart. Willems aber hatte keine Lust, diesem den Ball zu überlassen - und passte ihn mit der Hacke am verdutzten Goretzka vorbei zu seinem Mitspieler.

Mit welcher Ruhe der 27-Jährige spielt, wie gelassen er in Drucksituation reagiert, ist auffällig. Wenn man ihn darauf anspricht, antwortet er sehr selbstbewusst. "Ich versuche, immer alles zu geben und meine Qualitäten zu zeigen", sagt er. "Dafür bin ich ja hier: Dem Verein mit meiner Qualität zu helfen." Jetro Willems weiß, dass er eigentlich zu gut ist für einen Verein wie die Spielvereinigung. Dass er, wenn diese eine schwere Verletzung nicht gewesen wäre, jetzt wohl mit Newcastle United in der Premier League spielen würde.

Dorthin war er vor zwei Jahren von Eintracht Frankfurt ausgeliehen, wurde zum Stammspieler - weshalb in den Medien bereits spekuliert wurde, dass Willems bald für 15 Millionen Euro fest nach England wechseln würde. Dann aber kam der 18. Januar 2020. Jetro Willems riss sich das Kreuzband, war acht Monate raus, verlor den Anschluss - und erhielt dann in diesem Sommer bei der Eintracht keinen Vertrag mehr. Nach ein paar Wochen in der Arbeitslosigkeit wechselte er zum Kleeblatt.

Über die Vergangenheit aber will Jetro Willems nicht mehr groß nachdenken, er hat ja jetzt eine neue Aufgabe. Auf einer Position, auf der sie in Fürth zuletzt sehr verwöhnt waren mit David Raum, der sich als linker Verteidiger erst für die U21- und später für die A-Nationalmannschaft empfohlen hat. Der aus Freiburg geliehene Luca Itter konnte die Erwartungen bislang nicht erfüllen und stand zuletzt nicht mal mehr im Aufgebot. Willems hingegen deutete bereits in seinem ersten Einsatz gegen Wolfsburg, wie wichtig er sein kann. Er sei "ein Spieler aus einem Regal, in dem wir uns normalerweise nicht bedienen können", sagte Trainer Stefan Leitl.

Seit einem Monat ist Jetro Willems jetzt in Fürth, in den vergangenen Wochen hat er 67, 64 und 76 Minuten gespielt. Die Verantwortlichen wollen ihn behutsam aufbauen, nichts überstürzen, schließlich hatte er vor seinem Engagement in Fürth eineinhalb Jahre lang kein Pflichtspiel mehr bestritten. Bei "70 bis 80 Prozent" seiner Leistungsfähigkeit sieht er sich gerade, "der Plan ist, dass ich nach der Länderspielpause bei 100 Prozent bin".

Am Freitag, wenn das Kleeblatt beim 1. FC Köln zu Gast ist, wird er also womöglich wieder vorzeitig vom Platz gehen, aber er weiß ja, warum. Der Wechsel nach Fürth war für ihn jedenfalls "die richtige Entscheidung, ich wollte einfach spielen und den Fußball wieder genießen", so Willems. Das konnte er zuletzt nicht immer, ein bisschen hatten ihn der Spaß und die Leichtigkeit verlassen. "Ich war acht Monate verletzt und habe danach nur trainiert", sagt er.

In Fürth will er seiner Karriere jetzt neuen Schwung verleihen und mithelfen, möglichst viele Punkte in der Bundesliga zu holen. "Es soll eine Win-Win-Situation für beide Seiten sein", sagt Willems, der natürlich auf viel Geld verzichtet - aber auch einen Verein gefunden hat, bei dem er ganz in Ruhe an sich arbeiten und wieder Freude finden kann. Zum Beispiel mit einem Hackenpass vorbei an Leon Goretzka.

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