Angekommen in der Bundesliga

Drei Erklärungen für neun Punkte: Die Gründe für den Aufschwung des Kleeblatts

24.1.2022, 17:00 Uhr
Endlich wieder gemeinsam jubeln: Stefan Leitl (links) klatscht mit Athletiktrainer Michael Schleinkofer ab, dahinter strahlt deren Chef Rachid Azzouzi.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Endlich wieder gemeinsam jubeln: Stefan Leitl (links) klatscht mit Athletiktrainer Michael Schleinkofer ab, dahinter strahlt deren Chef Rachid Azzouzi.

Vor fünf Monaten erschien an dieser Stelle ein Text, der mit den Worten "Mit Verspätung angekommen" überschrieben war. Die Spielvereinigung Greuther Fürth war eine Woche nach dem bitteren 1:5 beim VfB Stuttgart im ersten Bundesliga-Heimspiel sehr dominant aufgetreten, fast so, wie man das aus den zweiten Liga gewohnt war. Alle Menschen, die dem 1:1 gegen Arminia Bielefeld beiwohnten, waren sich anschließend sicher, dass die 90 Minuten ein Wendepunkt waren.

Der Anfang von etwas Neuem, von einer besseren Zukunft. Denn die Gegenwart war ja unerwartet trist im Sommer 2021. Nach Testspielen, in denen selbst gegen Dritt- und Viertligisten kein Sieg gelang, nach dem Ausscheiden in der ersten Pokalrunde beim SV Babelsberg, nach der empfindlichen Niederlage beim ersatzgeschwächten VfB Stuttgart. "Wir haben gezeigt, dass wir auch mit unserer Art und Weise bestehen können", sagte Stefan Leitl nach dem Remis gegen Bielefeld. "Ich glaube, wir sind jetzt angekommen in der Bundesliga."

Ohne Rettungsschirm im freien Fall

Nach der Ankunft am Ziel aber entpuppte sich die schöne neue Welt als eine ziemlich hässliche. In den Wochen und Monaten reihte sich Niederlage an Niederlage, ganz Fußball-Deutschland sprach nur noch über die neuesten Negativrekorde dieses Aufsteigers. Das Kleeblatt befand sich im freien Fall, es schien, als würde es ungebremst abstürzen in die zweite Liga - ohne funktionierenden Rettungsschirm. Mit nur einem Punkt auf dem Konto, schlechter als Tasmania Berlin, seit jeher Inbegriff des überforderten Bundesligisten.

Inzwischen werden andere Namen genannt, wenn es um überforderte Fußballklubs geht. Der VfL Wolfsburg hat seinem chronisch erfolglosen Trainer Florian Kohfeldt nach elf Spielen ohne Sieg gerade eine sogenannte Job-Garantie gegeben - zumindest für das Spiel gegen das so aufstrebende Kleeblatt am 6. Februar. Das könnte mit einem Sieg beim auf den 15. Tabellenplatz abgestürzten VfL den Abstand auf acht Punkte verkürzen - und Kohfelds Aus endgültig besiegeln.

Über all das muss Stefan Leitl nicht nachdenken, auch in den schwierigsten Momenten dieser Saison stärkte ihm sein Chef demonstrativ den Rücken. Rachid Azzouzi hat immer wieder betont, dass er an seinen Trainer und dessen Fähigkeiten glaubt. Und an die Fähigkeiten der Mannschaft. Die hat in den letzten sechs Spielen nur einmal verloren und neun Punkte geholt - und den Geschäftsführer damit in seinem Tun bestärkt.

Die Frage, was mit dem Kleeblatt passiert ist, wurde Stefan Leitl nach dem 2:1 gegen Mainz natürlich gestellt. Der Trainer hat drei Punkte als Erklärung für den für viele unerwarteten Aufschwung ausgemacht. Der erste ist die "physische Verfassung", seine Mannschaft sei "ganz anders drauf als zu Beginn oder im ersten Drittel der Hinrunde", so Leitl. Es ist eine überraschende Erkenntnis, weil der Trainer seit jeher großen Wert auf Fitness legt, womöglich aber war die Mischung "Neue Mannschaft plus Niederlagenserie plus Corona- und Verletzungsprobleme" eine zu komplexe.

Außerdem: das Personal. "Aktuell müssen wir wenig wechseln, weil die Spieler zur Verfügung stehen", betonte Leitl. Sehr erfreut dürfte er deshalb auch registriert haben, dass die Ärzte am Montag bei Jetro Willems, der am Samstag mit Knieproblemen ausgewechselt worden war, nach ersten Untersuchungen eine schlimmere Verletzung ausschließen konnten. "Das sind die zwei Hauptgründe, um eine gewisse Stabilität und Kontinuität reinzubekommen."

Und die zu Punkt drei führen. "Das Selbstvertrauen erarbeitest Du Dir natürlich über Ergebnisse, die wir momentan erzielen", so der Trainer. "Das ist natürlich Ansporn für uns, genau da weiterzuarbeiten und diese Erfolgserlebnisse kontinuierlich zu haben."

Im Januar 2022 ist das Kleeblatt tatsächlich: mit Verspätung angekommen.

2 Kommentare