Mut von Negativrekord überschattet

Flucht nach vorn: Spielt das Kleeblatt künftig öfter mit vier Stürmern?

2.12.2021, 06:00 Uhr
Der erste von drei Torjubeln: Die Spieler des Kleeblatts feiern das 1:0 gegen Hoffenheim. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Der erste von drei Torjubeln: Die Spieler des Kleeblatts feiern das 1:0 gegen Hoffenheim. 

Auch die Flucht nach vorn führte nicht ins Glück. Am vergangenen Wochenende schickte Fürths Trainer Stefan Leitl gegen Hoffenheim vier seiner fünf Angreifer zusammen auf den Platz. Der Mut wurde zwar mit einem offensiven Saisonrekord belohnt, der aber vom nächsten Negativrekord überschattet wurde. Beim 3:6 gegen Hoffenheim, der elften Niederlage in Folge, schoss das Kleeblatt zum ersten Mal drei Tore, weil die Offensive prächtig funktionierte - was man von der Defensive eher nicht behaupten konnte.

Die Einschätzung, dass seine Mannschaft da gerade die offensiv beste, aber gleichzeitig defensiv schlechteste Leistung in dieser Bundesliga-Saison abgeliefert hatte, teilte Stefan Leitl hinterher. "Uns sind drei Tore geglückt, die wir sehr schön herausgespielt haben", lobte der Trainer, der auch sonst viele "gute Momente" seiner Mannschaft gesehen hatte. Nur das mit der Balance zwischen vorne und hinten klappte, auch wegen der anhaltenden Personalprobleme, nicht so wirklich, weshalb selbst drei Tore in einem Heimspiel nicht mal für einen Punktgewinn reichten.

In den vier Spielen vor der Winterpause geht es gegen die Spitzenmannschaften Leverkusen, Union Berlin und Dortmund sowie zum Jahresabschluss zuhause gegen den FC Augsburg. Zu verlieren haben die Fürther längst nichts mehr, ganz Fußball-Deutschland rechnet ja fest mit vier weiteren Niederlagen. Doch nicht nur deshalb kann sich Stefan Leitl auch in den nächsten Wochen sehr gut vorstellen, wieder die Flucht nach vorn anzutreten.

Grundsätzlich, betonte der Trainer, "sind wir im Leistungssport, es geht darum, die Spieler aufzustellen, die unserer Meinung nach die beste Performance in der Trainingswoche abgegeben haben". Das 4-3-3 mit vier Angreifern sowie Timothy Tillman als offensivem Mittelfeldspieler und Max Christiansen als Sechser gefiel Leitl aber sehr gut. Dickson Abiama konnte die gegnerische Abwehr mit seiner unorthodoxen Spielweise und Laufstärke permanent beschäftigen, "er hat unheimlich viel gearbeitet an der letzten Kette", lobte Leitl.

Links neben Abiama wirbelten Kapitän Branimir Hrgota, der zwei Tore vorbereitete und eines selbst schoss, rechts bewies Jamie Leweling mit einem Tor und einer guten Leistung abermals seine gute Form. Und Havard Nielsen, der im Aufstiegsjahr oft ganz vorne gespielt hatte, durfte im Mittelfeld "zwischen den Ketten" schwimmen, wo er durch seine langen Wege immer wieder Räume für seine Mitspieler schuf, die diese auch nutzen konnten.

"Der Ansatz war, mutig und offensiv zu agieren", sagte Leitl, "so stelle ich mir das auch vor, wie wir Fußball spielen können und wollen". Tatsächlich klappte das hohe Anlaufen der Gegner bisweilen sehr gut - nur wenn die fünf Offensiven mal überspielt waren, wurde es dahinter sofort gefährlich. Also alles über den Haufen werden? Nein. Auch das jüngste 3:6 wird nicht dazu führen, dass das Kleeblatt demnächst biederen Fußball spielt, um sich vielleicht mal ein 0:0 zu ermauern. "Ich werde mich nicht hinten reinstellen und Bälle nach vorne klopfen", betonte der Trainer. "Wir wollen unseren Fußball weiter spielen."

Mit dem 4-3-3 hat Leitl nach einigem Probieren offenbar eine Formation gefunden, in der er möglichst viele Spieler auf ihrer besten Position einsetzen kann. Einen Weg, der zwar viele Hindernisse bereithält, an dessen Ende der Trainer aber am ehesten das Glück vermutet.

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