Nach dem 2:0 gegen Mainz

Geht da doch noch was? Beim Kleeblatt darf wieder ein bisschen geträumt werden

23.1.2022, 11:05 Uhr
Glückliche Träumer: Die Fußballer des Kleeblatts herzen Jeremy Dudziak nach dem zwischenzeitlichen 2:0.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Glückliche Träumer: Die Fußballer des Kleeblatts herzen Jeremy Dudziak nach dem zwischenzeitlichen 2:0.

Als sie beim Kleeblatt ihren Traum endlich leben durften, da fühlten sie sich schnell wie in einem Albtraum. Einem nicht mehr enden wollenden Albtraum. Doch jedes Mal, wenn sie aus diesem aufwachten, da spürten sie, dass er real gewesen war. Die Bundesliga war für alle Menschen in Fürth lange schwer erträglich, sie tat weh, jede Woche aufs Neue. Mancher wünschte sich gar, er hätte nie von ihr geträumt.

Inzwischen aber zeigt sich, dass es auch ganz schön sein kann, so einen Traum zu leben. Dass es sehr viel Spaß machen kann, in der Bundesliga Fußball zu spielen. Nach dem 2:1 am Samstagnachmittag gegen den FSV Mainz 05 sprach Stefan Leitl deshalb wieder über Träume. Nicht über seine, sondern die seiner Mannschaft, die aus den vergangenen sechs Spielen neun Punkte geholt hat und schon seit vier Spielen ungeschlagen ist. Albtraum? Von wegen.

"Gute und harte Arbeit"

Die guten Leistungen der vergangenen Wochen haben einer zuvor sehr verunsicherten Gemeinschaft neues Selbstvertrauen gegeben. So viel sogar, dass das Unmögliche offenbar wieder möglich erscheint. Dass es nicht ausgeschlossen erscheint, dass die Spielvereinigung vom ihr vorgezeichneten Weg in die zweite Liga doch noch abweichen und am Ende einer langen, beschwerlichen Reise am Ziel ankommen kann.

"Die Jungs haben einen Traum, aber vor allem müssen sie ihn untermauern mit guter und harter Arbeit", sagte der Fürther Trainer nach dem Abpfiff. "Dann werden wir sehen, wohin die Reise geht." Euphorisch wollte Leitl nach dem zweiten Heimsieg dieser Saison nicht werden, zufrieden aber war er schon mit der Darbietung seiner Spieler. Mit einer über weite Strecken sehr konzentrierten und abgeklärten Leistung. "Wir hatten einen guten Start, die Mittelstrecke war nicht ganz optimal und der Schluss war okay", betonte der 44-Jährige. "Deswegen bin ich froh, dass wir das Spiel gewonnen haben."

Das lag unter anderem daran, dass sich das Kleeblatt für diesen guten Start auch belohnte. Nach schönem Zuspiel von Paul Seguin behauptete sich Jeremy Dudziak gegen zwei Mainzer und schloss sehenswert zum 1:0 ab (12. Minute). "Wir haben sehr gut begonnen, waren gut im Spiel und sind verdient in Führung gegangen", lobte der Trainer. Dann aber wurde Mainz besser und hatte mehrere Chancen, bei denen sie aber entweder an sich selbst oder am erneut starken Sascha Burchert im Fürther Tor scheiterten.

Glücklich sei die Pausenführung deshalb gewesen, sagte Leitl später, "das sind Situationen, die Du überstehen musst, um am Ende erfolgreich zu sein. Mit Glück und dem nötigen Können von Sascha ist uns das gelungen." Im zweiten Durchgang aber kehrte die Sicherheit zurück, "wir haben das Spiel weitgehend kontrolliert und kaum etwas zugelassen", freute sich der Trainer. 25 Minuten vor Schluss belohnte sich seine Mannschaft ein zweites Mal für ihren Aufwand - und wieder waren Seguin und Dudziak beteiligt. Am Ende erzwang der Sommer-Neuzugang vom HSV ein Eigentor des Mainzers Stefan Bell - 2:0.

Auch danach wirkte das Kleeblatt für einen Tabellenletzten erstaunlich sicher, der Erfolg geriet lange nicht mehr in Gefahr. Erst in der Nachspielzeit brachte Karim Onisiwo die Mainzer nochmal auf 1:2 heran, doch kurz darauf pfiff der Schiedsrichter ab. Ein erstaunlich lauter Jubelschrei hallte durch den fast menschenleeren Ronhof, den zweiten Heimsieg in der Bundesliga feierten die Fürther ausgelassener als den ersten.

Überschwänglich wollte Stefan Leitl aber nicht werden, dafür glich der Traum von der Bundesliga bislang ja viel zu oft einem Albtraum. War die Leistung seiner Mannschaft vor allem im Herbst oft zu schlecht, um ein weiteres Jahr in der Bundesliga zu einer realistischen Option werden zu lassen. Deshalb träumte über Weihnachten niemand vom Ligaverbleib, zumindest nicht öffentlich.

Vor dem Rückrundenauftakt hatten sie sich stattdessen alle gesagt, "dass wir noch 17 Spiele haben, in denen wir uns anders präsentieren wollen als in der Hinrunde", wie es der Trainer formulierte. "Der Anfang ist uns geglückt. So wollen wir jetzt natürlich weitermachen."

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