Neun Meistertitel in Folge und Rekordumsätze

Heute Gastspiel in Fürth: Der FC Bayern bewegt sich in einer anderen Dimension

24.9.2021, 10:02 Uhr
Kurz mal jubeln für das Erinnerungsfoto: Die Fußballer des FC Bayern feiern den neunten Meistertitel in Serie.

© imago images / Frank Hoermann / SVEN SIMON, NNZ Kurz mal jubeln für das Erinnerungsfoto: Die Fußballer des FC Bayern feiern den neunten Meistertitel in Serie.

Als der FC Bayern München zum letzten Mal im Sportpark Ronhof vorbeischaute, da war die Euphorie groß. Ein paar Monate zuvor waren die vermeintlich Unaufsteigbaren nach vielen vergeblichen Versuchen endlich aufgestiegen in die Bundesliga. 30000 Menschen feierten dieses, so dachte man, einmalige Ereignis vor dem Rathaus, die Aussicht auf die Bundesliga elektrisierte eine ganze Stadt, in der die Menschen wochenlang nur noch strahlend durch die Straßen liefen.

Zum ersten Spiel der Fürther Bundesliga-Geschichte kam am 25. August 2012 der Rekordmeister vorbei. Auf den Rängen öffneten die Fans mit einer großen Choreografie ein "neues Kapitel" der Vereinsgeschichte, auf dem Rasen hielt die Mannschaft gegen das Münchner Starensemble von Jupp Heynckes erstaunlich gut mit. Am Ende setzte sich die Mannschaft um Philipp Lahm, Toni Kroos, Arjen Robben und Thomas Müller mit 3:0 durch, doch die Euphorie in Fürth konnte die Niederlage nicht bremsen.

Meister schon am 28. Spieltag

Ein halbes Jahr später aber war die Vorfreude längst der Ernüchterung gewichen. Mit nur vier Siegen, davon kein einziger vor den eigenen Fans im Ronhof, stieg das Kleeblatt wieder in die zweite Bundesliga ab. Der FC Bayern hingegen hatte sein großes Ziel erreicht: Nachdem er der aufstrebenden Borussia aus Dortmund in den Jahren zuvor zweimal die Meisterschale hatte überlassen müssen, holten sich die Münchner diese bereits am 28. Spieltag. Die Auseinandersetzung mit dem frechen BVB von Jürgen Klopp hatte sie angestachelt und zu neuen Höchstleistungen getrieben.

Als die 23. Meisterschaft der Münchner Historie feststand, da sagte Präsident Uli Hoeneß einen Satz, der noch einmal zeigte, wie sehr die Dortmunder Dominanz am Selbstbewusstsein des großen FC Bayern genagt hatte. "Die 20 Punkte Vorsprung auf Dortmund sind eine deutliche Antwort auf die letzten beiden Jahre", befand Hoeneß. "Ich denke, dass wir in dieser Saison neue Maßstäbe gesetzt haben." Am Ende holten sich die Bayern den Titel sogar mit 25 Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger - und hörten dann einfach nicht mehr auf damit, neue Maßstäbe zu setzen.

Acht Jahre später durfte Hans-Dieter, genannt Hansi Flick die Meisterschale in einer leeren Münchner Arena in die Luft recken, einzig den ganz jungen Spielern aus der zweiten Reihe war anzusehen, dass dieser Moment für sie noch etwas besonderes war. Selbst der 18 Jahre junge Jamal Musiala erlebte im Mai 2021 bereits seine zweite Meisterschaft, für Thomas Müller war es die zehnte im Trikot des FC Bayern, seines FC Bayern, den er seit vielen Jahren prägt.

"Jeder Gegner muss unsere Mentalität spüren"

Müller ist eines der Gesichter des Münchner Erfolges, er verkörpert diesen in jeder Sekunde. "Wichtig ist, dass sich jeder quält", hat der Nationalspieler mal gesagt, aufhören ist ein Fremdwort für ihn und seine Kollegen - egal, wie es steht. Ob sie 0:1 hinten liegen oder 5:0 führen. Weiter, immer weiter - diese Worte von Oliver Kahn stehen sinnbildlich für die Mentalität eines ganzen Vereins, der nur zufrieden ist, wenn er alle Titel gewinnt, die man gewinnen kann. „Nur wenn wir alles gegeben haben, fühlt sich ein Sieg wirklich gut an“, sagte Flick dem Magazin 11 Freunde. „Es geht bei uns um die Art und Weise. Überzeugend zu spielen und zu gewinnen, bewahrt das Urvertrauen in deine Stärke. Deshalb muss jeder Gegner unseren Willen und unsere Mentalität spüren.“

Der FC Bayern ist längst zu gut geworden für die Bundesliga, ja teilweise sogar für die Champions League. Er spielt fußballerisch in einer anderen Dimension. Einem 4:1 gegen den vermeintlichen Meisterschaftskonkurrenten aus Leipzig ließen die Münchner zuletzt ein 3:0 beim FC Barcelona folgen, der Erfolg im Camp Nou, beim einstigen Herausforderer auf der große europäischen Bühne, war eine weitere Demonstration der Macht.

Einer Macht, die sich auch gut in Zahlen ablesen lässt. Mit etwa 293.000 Mitgliedern ist der FCB vor Benfica Lissabon der größte Fußballverein der Welt, in Deutschland steht Borussia Dortmund mit knapp 154.000 Mitgliedern mit weitem Abstand an zweiter Stelle.

Die große Strahlkraft, gepaart mit dem seit Jahren anhaltenden sportlichen Erfolg, führt auch dazu, dass die FC Bayern München AG ihren Umsatz in den vergangenen Jahren konstant steigern - und sich dadurch noch weiter von der sportlichen Konkurrenz entfernen konnte. Zum Zeitpunkt des letzten Gastspiels im Fürther Ronhof, in der Saison 2012/2013, lag der Umsatz noch bei 394 Millionen, für die Saison 2017/2018 meldete der deutsche Rekordmeister dann einen Rekordwert von 715,8 Millionen Euro. Aus dem Fußballverein FC Bayern ist längst ein gigantisches Unternehmen geworden, das Büros in Shanghai und New York unterhält, das Menschen auf der ganzen Welt begeistert - und dessen Fußballer in dieser Bundesliga-Spielzeit wohl den zehnten Titel in Folge feiern werden.

Am Freitagabend schaut dieser FC Bayern, der Klub aus einer anderen Dimension, wieder im beschaulichen Fürth vorbei. Beim Kleeblatt, einem Verein, der zuletzt knapp vier Millionen Euro Verlust gemacht und einen Umsatz von 22,6 Millionen Euro erwirtschaftet hat - also ungefähr so viel wie Bayerns Angreifer Robert Lewandowski im Jahr verdient. Von Euphorie ist beim Kleeblatt nach einer durchwachsenen Vorbereitung, dem Aus im DFB-Pokal beim Viertligisten Babelsberg und nur einem Punkt aus fünf Ligaspielen nichts mehr zu spüren. Der Ronhof ist mit derzeit erlaubten 11730 Zuschauern trotzdem ausverkauft. Wie damals im August 2012.

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