Neue Spieler, neuer Ansatz beim Kleeblatt

Ist der Fürther Flachpass schon Geschichte? Das sagt Trainer Leitl

14.9.2021, 07:00 Uhr
Stoßstürmer, Zielspieler und Grundlage für einen veränderten Ansatz: Cedric Itten (links) macht die Spielvereinigung variabler, auch wenn noch nicht alle vom neuen Weg überzeugt sind.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Stoßstürmer, Zielspieler und Grundlage für einen veränderten Ansatz: Cedric Itten (links) macht die Spielvereinigung variabler, auch wenn noch nicht alle vom neuen Weg überzeugt sind.

Auf den Haupttribünen dieser Welt ist das Murren immer am lautesten, da bildet die Haupttribüne im Ronhof keine Ausnahme. Am Samstag, beim Heimspiel der Spielvereinigung Greuther Fürth gegen den VfL Wolfsburg, war dieses Murren auf der Haupttribüne relativ früh zu vernehmen, was allerdings nicht auf den etwas unglücklichen Gegentreffer in der 10. Minute zurückzuführen war. "Immer nur hoch und weit" stöhnten da einige Zuschauer, und: "Letzte Saison haben sie doch so schön kombiniert."

So oder so ähnlich dürfte das im späteren Verlauf des Nachmittags auch auf der Gegengerade, auf der Nordtribüne und in der Südkurve angehört haben. Unten, auf dem Rasen, wollten die in Weiß gekleideten Fußballer aber natürlich trotzdem nicht von ihrer Spielweise abweichen. Sie befolgten ja nur die Vorgaben ihres Vorgesetzten.

Leitl weicht ab

Nach einem Punkt aus den ersten drei Spielen hatte Stefan Leitl angekündigt, trotzdem nicht von seiner Philosophie abweichen zu wollen. Der mutige Offensiv-Fußball, das schöne Kombinationsspiel, der Fürther Flachpass - damit hat sich das Kleeblatt in der vergangenen Spielzeit viele Freunde gemacht, auch über die eigene Fan-Basis hinaus. Am Samstag tat es Leitl dann aber doch: Er wich ab.

"Wir haben unsere Art und Weise ein bisschen verlassen mit vielen langen Bällen", beschrieb Leitl seine Herangehensweise und stellte diese auch trotz der 0:2-Niederlage nicht in Frage: "Ich glaube, das war das richtige Mittel."

Immer wieder flog der Ball so auf Neuzugang Cedric Itten, der dann versuchte, die Bälle sinnvoll an die Kollegen zu verteilen oder sich selbst in eine aussichtsreiche Schussposition zu bringen. 1,89 Meter ist der Schweizer groß, er bringt das entsprechend breite Kreuz mit, um mit dem Rücken zum Tor zu spielen, um "die Bälle festzumachen", wie es seit einiger Zeit in der Fußballersprache heißt. "So einen Spieler wie Cedric Itten hatten wir im Kader ja noch nicht, einen richtigen Stoßstürmer und Zielspieler", sagt Leitl. Der noch etwas größere und breitere Emil Berggreen war seit seiner Verpflichtung vor einem Jahr ja meistens verletzt und spielt in den weiteren Planungen keine Rolle mehr.

"Alles gut und schön", sagt Seguin

Tatsächlich zeigte Itten gute Ansätze, wirklich gefährlich wurde es aber nur nach seiner eher etwas zufälligen Vorlage für Dickson Abiama kurz vor Schluss. Gegen die körperlich äußerst starken Wolfsburger betrachtete Leitl das trotzdem als den richtigen Ansatz, auch weil er sich erhoffte, damit gleich noch ein anderes Problem der bisherigen Auftritte in der Bundesliga zu lösen: "Wir wollten heute wenig Energie für die eigene Spieleröffnung verschwenden und risikolos durch die eigene Hälfte kommen", erklärte Fürths Trainer die Idee dahinter. Das intensive Pressing der Stuttgarter und Mainzer hatte seiner Mannschaft doch arg zu schaffen gemacht, vom Tabellenführer war nicht weniger Aggressivität zu erwarten.

Auch Mittelfeldspieler Paul Seguin, ein erklärter Fan des Fürther Flachpasses, steht hinter dem anderen Ansatz. "Alles gut und schön", sagt er zur aufkommenden Kritik, "aber das ist jetzt eine andere Liga. Hier gibt es nur wenige Mannschaften, die das können" - sich geschmeidig und sorgenfrei von Sechzehnmeterraum zu Sechzehnmeterraum zu kombinieren.

Natürlich soll ihr schöner Fußball nicht Geschichte sein, aber für den Moment geht es darum, Sicherheit zu gewinnen und die Abwehr zu entlasten. "Das wird der Weg sein, um in der Bundesliga zu bestehen", glaubt Leitl. "Und wenn wir das im nächsten Spiel wieder brauchen, dann werden wir das auch wieder tun." Das Murren könnte noch ein bisschen zu hören sein - und dürfte nur verstummen, wenn der neue Weg auch Punkte bringt.

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