Personal, Ausgangslage, Emotionen
Kein Spiel wie jedes andere: Das wird für das Kleeblatt in Kaiserslautern wichtig
8.8.2024, 12:28 UhrGäbe es eine Checkliste an Faktoren, welche einem Fußball-Spiel besondere Emotionalität verleihen, wäre vor dem kommenden Zweitliga-Spiel der SpVgg Greuther Fürth ein Großteil der Kriterien erfüllt. Das Kleeblatt gastiert in einem der stimmungsvollsten und wuchtigsten Stadien der Liga, auf dem "wohl attraktivsten Berg Deutschlands, dem Betzenberg", wie es Coach Alexander Zorniger auf der Pressekonferenz formulierte.
Noch dazu handelt es sich um das erste Heimspiel der "Roten Teufel" in der neuen Saison 2024/25, den ersten Auftritt vor eigenem, fußballdurstigen Publikum nach 82 Tagen – und dem ersten Pflichtspiel am Betzenberg seit einem Trauerfall, der die gesamte FCK-Familie zutiefst erschütterte: Im Juli verstarb der langjährige Zeugwart Peter Miethe nach einem dramatischen Fahrradunfall im Trainingslager. "Wir wissen, dass es aufgrund des schrecklichen Todesfalles noch emotionaler wird. Darauf sind wir eingestellt", sagte Zorniger.
Der Gegner
Eingestellt ist das Kleeblatt auch auf die Spielweise des 1. FC Kaiserslautern, welche sich durch das Engagement von Cheftrainer Markus Anfang um 180 Grad wendete und demzufolge noch immer in der Entwicklungsphase steckt. Kleeblatt-Coach Zorniger beschreibt sein Pendant Anfang als "Ballbesitz-Trainer", hebt aber insbesondere die Qualitäten der "Roten Teufel" im Umschaltspiel und bei Standards. Tatsächlich verfügt der 1. FC Kaiserslautern insbesondere mit den Flügelstürmern Aaron Opoku und Richmond Tachie über zwei pfeilschnelle Offensivspieler, welche die Fürther Defensive insbesondere bei Kontern vor Probleme stellen können. Mit Kapitän Marlon Ritter weiß Anfang einen Standard-Spezialisten mit feiner Klinge, oftmals aber auch heißem Temperament in seinen Reihen.
Gemeinsame Vergangenheit
In den wettbewerbsübergreifend 24 Duellen zwischen dem Kleeblatt und den "Roten Teufeln" ist die Bilanz relativ ausgeglichen, wenngleich die Truppe vom Pfälzerwald leicht besser abschnitt: 14 Partien gewann der FCK, neunmal gingen die Franken indes als Sieger vom Platz.
Die bisherigen Schnittpunkte der SpVgg Greuther Fürth und des 1. FC Kaiserslautern betreffen nicht nur frühere Begegnungen, sondern auch eine Reihe bekannter Gesichter im Kader "Roten Teufel". Tobias Raschl und Kenny-Prince Redondo spielten je anderthalb Jahre für die Spielvereinigung. Ragnar Ache, der ausgerechnet gegen seine früheren Kollegen vom Kleeblatt sein Comeback nach monatelangen Verletzungsproblemen feiern könnte, schnürte eine Saison auf Leihbasis seine Fußballschuhe für die Grün-Weißen.
Das Quartett der ehemaligen Fürther im aktuellen FCK-Kader wird angeführt von einem einstigen Shootingstar: Emporkömmling Dickson Abiama gelang bei der SpVgg Greuther Fürth nach seinen Stationen in Eltersdorf, Mögeldorf und Quelle Fürth der Durchbruch in den professionellen Fußball: Vier Jahre spielte der Deutsch-Nigerianer für die Franken und feierte unter anderem den letzten Bundesliga-Aufstieg mit. Was alle vier Ex-Fürther gemein haben: Sie alle werden aller Voraussicht nach nicht in der Startelf, zum Teil auch gar nicht im Kader stehen. Jedenfalls sind in der ersten Elf keine großen Veränderungen im Vergleich zum vergangenen Spiel, dem Auftaktduell beim SSV Ulm, zu erwarten – einzig der frühere Nürnberger Jan Gyamerah könnte auf der Rechtsverteidiger-Position den Vorzug vor Jean Zimmer erhalten.
Die Ausgangslage
Apropos: Zum Auftakt musste sowohl das Kleeblatt als auch der 1. FC Kaiserslautern gegen Aufsteiger ran – und beide meisterten ihre Aufgabe. Die Zorniger-Elf setzte sich insbesondere dank eines Doppelschlags nach der Halbzeitpause mit 3:1 gegen Preußen Münster durch.
Die "Roten Teufel" drehten einen 0:1-Rückstand bei den "Spatzen" binnen weniger Minuten zu einem 2:1-Auftaktsieg. Der Wert dieser Spiele und insbesondere deren Einordnung ergibt sich freilich erst nach einigen Spieltagen, wenn sich abzeichnet, wie sich die beiden Aufsteiger ganz generell in der Liga schlagen. Zumindest aber haben beide Teams schon mal drei Punkte auf ihrem Konto sicher – und wollen nun am zweiten Spieltag nachlegen.
Das Personal
Alexander Zorniger kann dabei aus dem Vollen schöpfen: Alle Spieler stehen zur Verfügung. Dazu zählen auch Maximilian Dietz, der nach seinem Ausscheiden mit den US-Boys bei Olympia wieder zur Mannschaft gestoßen ist, aber noch keine Startelf-Option darstellt, und Dennis Srbeny. Der Stürmer, der sehenswert und lehrbuchmäßig gegen Münster traf, laborierte zuletzt zwar an leichten muskulären Problemen, konnte aber am Mittwoch bereits weite Teile des Mannschaftstrainings absolvieren und sollte demnach auch für das Gastspiel am Betzenberg einsatzfähig sein.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Zorniger keine Änderungen in der Startelf vornimmt, zumal der 56-Jährige analog zu Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der Nationalmannschaft auf eine klare Rollenverteilung zu setzen scheint: Aus Sicht des Kleeblatt-Coachs gehe es darum, gut in die neue Saison zu starten und da "macht es schon Sinn, dass wir jedem klarmachen: Das ist deine Rolle und das wird sich nicht zwingend von Woche zu Woche ändern". Entsprechend dürften wohl wie gehabt Luca Itter, Gideon Jung und Marco Meyerhöfer die Dreierkette vor Keeper Nahuel Noll bilden. Die Schienen beackern mutmaßlich wieder Simon Asta und Neuzugang Roberto Massimo. Das Mittelfeld-Trio besteht aller Voraussicht nach aus Julian Green, Philipp Müller und Kapitän Branimir Hrgota. Im Sturm dürfen wahrscheinlich wieder Dennis Srbeny und Noel Futkeu ran.
Übertragung
Wie sich das Kleeblatt in der emotionalen Kulisse am Betzenberg schlägt, wie das Wiedersehen mit einigen alten Bekannten ausfällt und ob die Fürther den zweiten Sieg im zweiten Spiel einfahren können, ist nur im PayTV zu sehen. Das Einzelspiel wird auf "Sky Sport Bundesliga 2" übertragen, die Konferenz, bei der im Parallelspiel der SSV Jahn Regensburg den SSV Ulm empfängt, läuft auf "Sky Sport Bundesliga 1" oder auf "Sky Sport Top Event". Kostenlos kann man das Spiel mit dem "Kleeblatt-Radio" sowie durch die Angebote des ARD in der Audiothek oder in der "Sportschau"-App verfolgen.
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