Kolumne zum Kleeblatt

Laubenweg 60: Corona? War da was?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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10.5.2022, 15:00 Uhr
Endlich wieder Nähe: Maximilian Bauer und Jamie Leweling nach dem letzten Heimspiel vor der Nordtribüne.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Endlich wieder Nähe: Maximilian Bauer und Jamie Leweling nach dem letzten Heimspiel vor der Nordtribüne.

Neben dem Laptop und dem Ladekabel durfte im Stadion-Rucksack lange vor allem ein Utensil nie fehlen. Als Sportreporter hatte man ja das Glück, selbst dann Fußballspiele besuchen zu dürfen, als das den meisten anderen Menschen verwehrt blieb. Wenn auch nur unter strengen Vorschriften.

Also packte man immer mindestens zwei FFP2-Masken ein, um nur nicht irgendwann blöd dazustehen vor dem Geister-Ronhof, dessen Tore sich einem nur mit verhülltem Gesicht öffneten.

Inzwischen ist aus diesem einst sehr traurigen erfreulicherweise wieder ein sehr lebendiger Ort geworden - an dem Corona aber, wie überall im Land, plötzlich und wie auf Knopfdruck vorbei zu sein scheint. Vor ein paar Wochen wurde noch über Prozentzahlen oder G-Vorschriften gesprochen. Und jetzt? Stehen auf den Rängen wieder alle dichtgedrängt, singen, schreien und liegen sich in den Armen.

Corona? War da was?

Selbst die Spieler, die noch vor ein paar Wochen rigoros abgeschottet wurden, sah man am Samstagabend (maskenlos) durch die vollbesetzte Haupttribüne des Stadions spazieren, lachen, quatschen und für gemeinsame Fotos posieren.

Im Grunde war und ist das ja lediglich konsequent, denn auch Profifußballer sind nur Menschen, die einkaufen und essen gehen, die Familie haben – und dadurch viele Kontakte. Trotzdem fühlt sich die neue Normalität irgendwie seltsam an, ungewohnt und auch ein bisschen falsch. Vor allem mit Blick zurück. Corona? War da was? Offenbar nicht.

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