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Dass das Kleeblatt nicht die Massen mobilisiert, ist bekannt. Dass aber nur noch ein Journalist zu den Pressekonferenzen kommt, ist nicht nur für Trainer Alexander Zorniger ernüchternd, schreibt Michael Fischer in der Kolumne "Laubenweg 60".
Der "Norddeutsche Rundfunk" hat den "letzten Reportern" vor einiger Zeit eine eigene Dokumentation gewidmet. Im gleichnamigen Film porträtiert der Sender drei Journalisten, die im Lokaljournalismus arbeiten. Zwei ältere Männer und eine junge Frau, die sich der Berichterstattung aus ihrer Region, ihrer Stadt und ihrem Dorf verschrieben haben.
Die noch da sind, wenn niemand anderes mehr da ist, die für viele Menschen "die Zeitung" sind - und die noch über das berichten, was vor der Haustür der Menschen passiert – ob auf dem Sportplatz oder in der Lokalpolitik. Sie wirken ein bisschen schrullig, wie die letzten Überlebenden einer aussterbenden Art, Überbleibsel aus einer einst erfolgreichen Zeit, in der Zeitungen noch für sehr viele Menschen in Deutschland relevant waren.
Als Kleeblatt-Reporter fühlt man sich inzwischen auch oft wie der "letzte Reporter" - im wahrsten Sinne des Wortes.
Neulich saß Trainer Alexander Zorniger bei der Pressekonferenz vor dem Spiel in Kaiserslautern vor einem Journalisten und einer Handvoll Mitarbeitern - auch virtuell hatte sich, anders als sonst, niemand zugeschaltet, der etwas von Zorniger wissen wollte.
Ernüchterter Trainer
Also stellte der Kleeblatt-Reporter dieser Redaktion fünf Fragen, die der Trainer auch sehr ausführlich und tiefgehend beantwortete. Dann blickte Pressesprecher Immanuel Kästlen nochmal "in die Runde", sah, dass sich zwischenzeitlich noch immer kein weiterer Journalist zugeschaltet hatte und beendete die Pressekonferenz. Den "Dialog", wie er die denkwürdige Veranstaltung nannte - die nicht nur den "letzten Reporter" ernüchtert zurückließ, sondern auch Alexander Zorniger.