Zwischen Ernüchterung und Zuversicht

Nach dem 0:2 gegen Wolfsburg betonen sie beim Kleeblatt die positiven Aspekte

12.9.2021, 17:57 Uhr
Nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut: Nick Viergever (links) und Jamie Leweling nach dem 0:2 gegen den Wolfsburg.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut: Nick Viergever (links) und Jamie Leweling nach dem 0:2 gegen den Wolfsburg.

Wer an diesem Tag noch nach einer Szene suchte, die sinnbildlich für den bisherigen Verlauf der zweiten Bundesligasaison der SpVgg Greuther Fürth suchte, der entdeckte sie kurz vor der Halbzeitpause. Da hatte Jetro Willems den Ball per Kopf vermeintlich aus der Gefahrenzone befördert; der Ball kullerte Richtung Eckfahne, prallte an die Stange - und entschied sich dafür, über die Grundlinie zu rollen. Ecke statt Einwurf, wenige Sekunden später flog der Ball wieder in die Gefahrenzone.

Zwar brachte die Wolfsburger Ecke nichts ein, aber wie schnell auf höchstem Niveau selbst aus Nicht-Chancen Tore resultieren können, hatten die armen Fürther in diesem Spiel ja schon nach zehn Minuten erfahren müssen. Sebastian Griesbeck hatte es an der Strafraumgrenze verpasst, mit dem ersten Kontakt den Ball wegzuschlagen, anschließend flipperte die Kugel durch den Strafraum; mit Glück landete sie bei Wout Weghorst, mit Geschick bei Lukas Nmecha, der Sascha Burchert keine Chance ließ: 0:1 (10.). Und damit am Samstagnachmittag im Ronhof der Ball überhaupt noch ein zweites Mal im Netz zappelte, brauchte es schon einen Elfmeter. Griesbeck hatte Luca Waldschmidt am Knöchel gestreichelt, Weghorst sorgte vom Punkt für die Entscheidung: 0:2 (90.+1).

"Die Euphorie ist immer noch da", glaubt Griesbeck

Dass Kleinigkeiten Fußballspiele entscheiden können, wissen sie beim Kleeblatt nicht erst seit dem Aufstieg. Mit welcher Effizienz der Tabellenführer da aber die drei Punkte im Ronhof sicherstellte, das dürfte beim ein oder anderen Zuschauer doch für Ernüchterung gesorgt haben. Griesbeck, der doppelte Pechvogel, versuchte sich trotzdem an etwas Zuversicht: "Die Euphorie ist immer noch da", sagte er danach: "Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Wir müssen einfach weiter hart arbeiten."

Nach vorne schauen, nicht die Köpfe hängen lassen: So lautete nach der dritten Niederlage im vierten Spiel die Sprachregelung bei den Fürthern. Sie wussten ja, dass es schwer werden würde - erst recht gegen einen Champions-League-Teilnehmer. "Ich bin zufrieden - nicht mit dem Ergebnis, aber mit der Art und Weise wie wir uns präsentiert haben", sagte Trainer Stefan Leitl. Eine "deutliche Leistungssteigerung" hatte er gegenüber dem 0:3 gegen Mainz erkannt, was vor allem die neu formierte Abwehr als Kompliment verstehen durfte. Im Angriff waren die Gastgeber dagegen erneut über weite Strecken harmlos.

Der eine Moment

Gleich vier Neuzugänge hatte Leitl nach der Länderspielpause von Beginn an aufgeboten. Neben Griesbeck, Willems und Nick Viergever machte vor allem Cedric Itten auf sich aufmerksam. Als Stoßstürmer sollte er die langen Bälle in der gegnerischen Hälfte sichern und verteilen. Das klappte ganz ordentlich, Itten überzeugte mit einer Körperlichkeit, die dem Kleeblatt auf dieser Position im Aufgebot zuletzt gefehlt hatte, seine Nebenleute Branimir Hrgota und Havard Nielsen taten sich dennoch sehr schwer, Chancen herauszuspielen.

"Wir werden noch den einen Moment bekommen" war sich Manager Rachid Azzouzi beim Fernsehinterview in der Halbzeitpause trotzdem sicher - und sollte recht behalten. Es dauerte allerdings bis zur 86. Minute, bis der unter großem Beifall eingewechselte Dickson Abiama Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels erstmals ernsthaft prüfte. Per Seitfallzieher zog Abiama im Strafraum der Gäste einfach mal ab, doch Casteels war zur Stelle. Der Rest war: Wolfsburger Spielkontrolle, ohne dabei besonders zu glänzen.

"Wir haben mit Geduld gespielt und im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen getroffen", stellte VfL-Trainer Mark van Bommel zurecht fest und präsentierte sich dann noch als sehr höflicher Gast: "Ich denke nicht, dass hier viele Mannschaften gewinnen werden."

"Es ist ein Abenteuer", sagt Seguin

Beim Kleeblatt, wo sie weiter auf ihren ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte warten, werden sie das gerne hören, sich von den freundlichen Worten aber vermutlich auch nicht blenden lassen. "Es ist ein Abenteuer", sagt Paul Seguin über das Leben als krasser Außenseiter in der Bundesliga, "aber wir wollen in der Liga bleiben."

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