Neuzugang überzeugt beim Debüt

Sebastian Griesbeck: Ein ruhiger, aber robuster Anführer fürs Kleeblatt

15.9.2021, 06:00 Uhr
„Ich fühle mich gebraucht, das ist super“: Sebastian Griesbeck springt beim Kleeblatt auch ein, wenn ein Kollege (hier Havard Nielsen) mal einen Krampf hat.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink „Ich fühle mich gebraucht, das ist super“: Sebastian Griesbeck springt beim Kleeblatt auch ein, wenn ein Kollege (hier Havard Nielsen) mal einen Krampf hat.

Auf die Überstunden hätte Sebastian Griesbeck gut verzichten können. Am Dienstagvormittag schlich der 30-Jährige mit seinen neuen Mitspielern vom Trainingsplatz an der Kronacher Hard, kurz vor ihm begutachtete Mittelfeldkollege Paul Seguin eine Schramme auf seinem Oberschenkel. Wie intensiv die vorangegangenen eineinhalb Stunden waren, sah man in den Gesichtern aller Spieler, die in der Fürther Sonne zuvor immer und immer wieder das schnelle Umschalten geübt hatten,

Von Sebastian Griesbecks Stirn rann der Schweiß – und während seine Kollegen ein paar Meter weiter unter die Dusche hüpfen konnten, sollte er noch ein bisschen von sich und den vergangenen Tagen erzählen. Vor knapp zwei Wochen hatte er sich ja entschieden, den 1. FC Union Berlin zu verlassen und sich dem Kleeblatt anzuschließen, am vergangenen Samstag durfte er gegen den VfL Wolfsburg (0:2) direkt von Beginn an auf dem Platz stehen.

„Wir waren ganz gut drin im Spiel, haben sehr gut verteidigt und waren kompakt“, blickt er zurück. Daran hatte er großen Anteil, was nicht nur Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi gefallen haben dürfte, der ihn genau deshalb vom Konkurrenten Union Berlin nach Fürth gelotst hat. Griesbeck war die Erfahrung aus 221 Spielen für den 1. FC Heidenheim und 24 weiteren für den 1. FC Union anzusehen, er war robust, gewann Zweikämpfe und stabilisierte die Fürther Mannschaft damit sehr. Über sich und seine Leistung will Sebastian Griesbeck aber gar nicht so gern reden, „es zählt die Mannschaft, nicht der Einzelne“, sagt er. „Ich fühle mich gebraucht, das ist super.“

Schon nach wenigen Minuten merkt man, dass sich das Kleeblatt da einen Spieler geholt hat, der nicht mit markigen Sprüchen, sondern mit Leistung überzeugen will. Mit 30 Jahren ist er nach Neuzugang Nick Viergever und Sascha Burchert der drittälteste Spieler im Fürther Aufgebot, eine Führungsrolle kann und will er alleine daraus aber nicht ableiten. „Natürlich bringe ich meine Erfahrung mit ein, aber wenn ein junger Spieler bereits erfahren und der Typ dazu ist, kann er das genauso machen, das ist keine Alterssache“, sagt Griesbeck. „Ich bin ein Spieler, der das gerne macht, der auf dem Platz vorangehen will, und das versuche ich hier auch zu tun.“

Mit 19 noch in der Landesliga

Erlebt hat er jedenfalls schon einiges, seine Karriere unterscheidet sich auch von der vieler anderer Bundesligaspieler. Griesbeck hat nie in einem Nachwuchsleistungszentrum gespielt, mit 19 Jahren stand er noch für den TV Wiblingen in der Landesliga auf dem Platz. „Das war eine geile Zeit, denn ich konnte mit meinen Kumpels Fußball spielen“, erinnert er sich. 2010 wechselte er zum SSV Ulm und drei Jahre später weiter zum 1. FC Heidenheim, mit dem er den Aufstieg in die zweite Liga feierte.

„Man braucht mehr Glück und muss auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“, sagt Griesbeck, „ich bin zufrieden mit meinem Weg.“ Dieser Weg soll ihn und das Kleeblatt möglichst bald wieder weg vom 18. Platz der Bundesliga führen, auf dem sie seit Sonntagabend stehen. Der 30-Jährige ist überzeugt, dass das gelingen wird. „Natürlich sind die Gegner stärker und bestrafen Fehler schneller“, sagt er, „aber wir haben eine gute Mannschaft und können in der Bundesliga mithalten. Jetzt müssen eben die Ergebnisse folgen.“

Am besten schon am Freitagabend bei Hertha BSC.

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