Altstadt Kult-Museum als Vorbild für Fanbunker

Von SpVgg zu SpVgg: die Fanfreundschaft zwischen Bayreuth und Fürth

Andreas Bär

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11.2.2022, 18:00 Uhr
Ein gelbes Trikot im weiß-grünen Fanbunker der Sportfreunde Ronhof? Nein, das ist keine optische Täuschung. In einer Sitzecke der Kneipe erinnern Devotionalien und ein Bild vom Bayreuther Altstadt Kult-Museum an die Freundschaft der Fanlager.

© Hans-Joachim Winckler, NN Ein gelbes Trikot im weiß-grünen Fanbunker der Sportfreunde Ronhof? Nein, das ist keine optische Täuschung. In einer Sitzecke der Kneipe erinnern Devotionalien und ein Bild vom Bayreuther Altstadt Kult-Museum an die Freundschaft der Fanlager.

Wer einmal das Vergnügen hatte, den Fanbunker der Sportfreunde Ronhof zu besuchen, der wird an vielen Fronten staunen. Geschichte und Fußball sind dort vereint, wie es deutschlandweit nur selten der Fall ist. Und im gemütlichen Teil des Bunkers, der Fankneipe, staunt der eine oder andere Besucher noch einmal: Eine ganze Ecke dort ist der SpVgg Bayreuth, dem dortigen Fanclub Altstadt Kult und dessen Museum in der Wagnerstadt gewidmet. Wie es dazu kommt? Eine Geschichte, die dem Kleeblatt und den Altstädtern gerecht wird.


Mit Geisterspielen entgeht dem Kleeblatt Geld


„Das Museum des Altstadt Kults war für uns ein Vorbild“, erzählt Dieter Wirth. Er war Vorsitzender und Öffentlichkeits-Beauftragter der Sportfreunde und einer der entscheidenden Wegbereiter des Fanbunkers. Seit einigen Jahren sind er und viele andere eng verbandelt mit den Bayreuthern. Es war wohl so eine Geschichte, die nur aus einer Bierlaune heraus entstehen kann, heißt es im Bayreuther Altstadt Kult.

So sieht der Fanbunker von außen aus - unweit des Ronhofs ist er Anlaufstelle für die Anhänger der SpVgg Greuther Fürth. 

So sieht der Fanbunker von außen aus - unweit des Ronhofs ist er Anlaufstelle für die Anhänger der SpVgg Greuther Fürth.  © Hans-Joachim Winckler, NN

Wohl wahr. Gute 20 Jahre ist es her, da diese besondere Verbindung ihren Anfang nahm. Franz Ell, Filius des Ur-Kleeblatt-Anhängers und Gastronomen Helmut Ell, kickte damals beim Bayernligisten SC 04 Schwabach. An einem Mittwochabend gastierte die SpVgg Bayreuth bei den Mittelfranken. An Bord, wie traditionell bei den reisefreudigen Bayreuthern, zahlreiche Anhänger der Wagnerstädter. Der Abend endete anders als vermutet.

Dazu muss man wissen: Die Fans beider Lager waren sich nicht immer sonderlich „grün“. In den 80er-Jahren flogen des öfteren die Fäuste beim Aufeinandertreffen beider Klubs. Also eigentlich immer. Auch das war ein Gesprächsthema an der Bar des Schwabacher Sportheims. Nach der Partie saßen einige Bayreuther Anhänger mit den Ells zusammen. Philosophierten über alte Zeiten. Am Ende blieben drei Wagnerstädter und die Ell-Familie bis weit in die Nacht zusammen.

Den Altstadt Kult gibt es seit über 30 Jahren

Feststellend, dass man weit mehr Gemeinsamkeiten hat als in früheren Zeiten gedacht – was eigentlich gar nicht so überraschend sein dürfte, haben doch beide Vereine ähnliche Leidenswege hinter sich und kennen nicht nur Bundesligastadien, sondern auch zahlreiche Landesligasportplätze. „Die Geschichte kenne ich auch nur vom Hörensagen“, sagt Wirth und lacht. Während der Altstadt Kult bereits seit über 30 Jahren besteht, gründeten die Sportfreunde 2004 ihren Verein. Federführend damals: Helmut Ell. Drei Tage später schon machten er und eine mehrköpfige Fürther Fraktion sich auf den Weg nach Bayreuth, um die SpVgg zu unterstützen und das damalige Altstadt Kult-Museum zu besuchen.

Das Bayreuther Eck im Fanbunker der SpVgg - aus einer weiteren Perspektive fotografiert.

Das Bayreuther Eck im Fanbunker der SpVgg - aus einer weiteren Perspektive fotografiert. © Hans-Joachim Winckler, NN

„Für uns war das der entscheidende Punkt, das Thema auch aufzugreifen“, erzählt Wirth. Es war ein von Hopfenkaltgetränken getragener, immens lustiger Abend – und der Beginn einer seitdem andauernden und stets intensiv gepflegten Fanfreundschaft. Längst ist es nicht mehr nur die alte Fraktion aus Sportfreunden und Kult, die sich regelmäßig besucht und austauscht – auch junge Anhänger erfüllen die Freundschaft seit einigen Jahren mit Leben.

„Unsere gemeinsamen Ausflüge bleiben absolut in Erinnerung“, schwelgt Wirth in alten Zeiten. Ob mit dem Kleeblatt zum FC St. Pauli oder im Doppeldecker vereint über einen Umweg nach Bayreuth zum Gastspiel der Amateure bei der SpVgg Bayern Hof. „Denkwürdige Erlebnisse“, sagt der ehemalige Vorsitzende, der seinen Posten erst im vergangenen Herbst zur Verfügung stellte.

Zwei Umzüge in den zwei Städten

Und noch eines eint beide Fanlager: Die Anlaufpunkte der Sportfreunde und des Kults sind längst zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Szenen geworden. Im Zentrum steht dabei das Miteinander, die Pflege von Freundschaften. Im Zuge der Corona-Pandemie war das nicht immer ganz einfach. Zumal die Wagnerstädter ein Problem noch vor deren Beginn lösen konnten, während die Sportfreunde dieses erst inmitten der chaotischen Zeiten bewerkstelligen konnten: Es standen zwei Umzüge aus den alten Räumlichkeiten an.

Sowohl in Fürth als auch in Bayreuth verlängerten die Eigentümer – im Falle des Altstadt Kults kurioserweise Ex-FCN-Vorstand Gerd Schmelzers Firma – das Mietverhältnis nicht. Während die Bayreuther in mühevoller Kleinarbeit ihre neue Immobilie auf Vordermann brachten, zogen die Fürther einige Jahre später nach: aus ihrer Sportfreunde-Kneipe gegenüber dem Ronhof ein paar Meter weiter an die Ecke Kronacher Straße/Laubenweg.


Die beachtliche Transferquote der SpVgg Greuther Fürth


Der Fanbunker ist nicht nur ein bemerkenswertes Zeitzeugnis des Zweiten Weltkrieges, sondern auch eine absolute Perle der Fantreffpunkte in Deutschland. Auch die alten, neuen Freunde aus der oberfränkischen Bezirkshauptstadt suchen immer wieder einmal den Weg zum Kleeblatt. Um zu sinnieren über alte Zeiten. Über neue Erfolge. Und vor allem über viele vergangene, gemeinsame Erlebnisse.

Samstag, 12. Februar, 14 Uhr, Testspiel: SpVgg Bayreuth - SpVgg Greuther Fürth U 23, Hans-Walter-Wild-Stadion, Friedrich-Ebert-Straße, Bayreuth.

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