Gute Perspektiven in Fürth

Zwei Nationalspieler: Warum entscheiden sich so viele Talente für das Kleeblatt?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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28.6.2022, 11:00 Uhr
Armindo Sieb (l.) und Sidney Raebiger (r.) haben sich bewusst fürs Kleeblatt entschieden. Auch Branimir Hrgota freut das.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Armindo Sieb (l.) und Sidney Raebiger (r.) haben sich bewusst fürs Kleeblatt entschieden. Auch Branimir Hrgota freut das.  

Natürlich weiß Rachid Azzouzi, dass es auf dem "Fürther Weg" auch Hindernisse geben wird. Kleinere, die man leicht beiseite schieben kann, aber auch große Brocken, die einem womöglich mal das Leben schwer machen. Dennoch ist der Geschäftsführer überzeugt von diesem Weg, den das Kleeblatt im Sommer 2022 geht. Sechs Spieler unter 20 Jahren hat Azzouzi in den vergangenen Wochen verpflichtet, darunter mit Sidney Raebiger und Armindo Sieb zwei U-Nationalspieler.

Es waren Transfers, die durchaus für Aufsehen gesorgt haben in der Branche. "Ich freue mich, dass wir es als Verein geschafft haben, wieder für etwas zu stehen", sagt Rachid Azzouzi. "Dass jeder in der Republik eine klare Vision sieht." Die Vision, junge Spieler bestmöglich zu begleiten, zu fördern - und mit der persönlichen Entwicklung dieser auch als Verein immer erfolgreicher zu werden.

Dabei helfen natürlich prominente Beispiele. David Raum als Eigengewächs und Anton Stach, den die Fürther aus der Regionalliga verpflichteten, sind inzwischen Nationalspieler, in der vergangenen Saison stellte das Kleeblatt zudem mehrmals die meisten Spieler für die U21-Nationalmannschaft ab. Das registrieren natürlich die Spieler und ihre Berater, "sie sehen, dass wir nicht nur reden, sondern vielen Spielern den Weg nicht nur in den Profibereich, sondern auch in Richtung Nationalmannschaft ebnen".

Zudem hätten inzwischen auch die Talente erkannt, dass es sehr schwer ist, bei den großen Vereinen mit ihren internationalen Star-Auswahlen den Durchbruch zu schaffen. "Sie merken, dass das nicht der geradeste Weg zu einer Profikarriere ist, weil sie dort nicht die Möglichkeit bekommen, sich auf dem höchsten Niveau zu beweisen", betont Azzouzi, der in Fürth genau diese Möglichkeit bieten kann - und darüberhinaus noch ein sehr ruhiges Umfeld ohne großen, auch medialen Druck.

"Man muss den Ball flachhalten"

Unter den Fans ist inzwischen eine gewisse Euphorie zu spüren, weil sich Spieler wie Raebiger und Sieb für das Kleeblatt entschieden haben. Das hat Rachid Azzouzi natürlich vernommen. Dennoch warnt der Geschäftsführer vor überzogenen Erwartungen, "die Jungs brauchen Zeit, man muss den Ball flachhalten", so Azzouzi, "aber dass solche Spieler überhaupt in Betracht ziehen, nach Fürth zu kommen, darf einen schon stolz machen".

Dennoch wird das Kleeblatt nicht zum neuen Auswahlteam des DFB werden. "Wir holen nicht nur blind junge Spieler, sondern schauen gezielt nach gewissen Profilen", betont Azzouzi. Nach Spielern, die in die Mannschaft passen, die zur Philosophie des Vereins und auch des neuen Trainers Marc Schneider passen.

Diesen Spielern kann das Kleeblatt durch das Bundesliga-Jahr und auch die Transfer-Einnahmen der vergangenen Monate natürlich auch etwas mehr Gehalt bieten, "es ist aber mitnichten so, dass wir mit Geld um uns schmeißen", sagt der Geschäftsführer. Viel wichtiger sei den Zugängen die Perspektive gewesen, die sich ihnen bietet, wenn sie den "Fürther Weg" gehen. "Wir wollen ihnen diesen Weg ebnen", sagt Azzouzi. "Alle jungen Spieler haben ihre Zeit gebraucht, man muss dran bleiben und sie trotzdem spielen lassen, wenn sie Rückschläge erleben."

Von wegen Jugendwahn

Dennoch geht es im Profifußball nicht nur um Entwicklung. Fußball ist ein Ergebnissport - und wenn diese nicht stimmen, wird es ungemütlich. Das wissen natürlich auch alle beim Kleeblatt, die sich und die Mannschaft aber gut aufgestellt sehen für die kommenden Saison in der zweiten Liga. "Wir haben eine gute Mischung ganz jungen Spielern, solchen, die schon eine gewisse Erfahrung haben und den ganz Erfahrenen", findet der Geschäftsführer.

Es ist ja mitnichten so, dass in Fürth inzwischen der Jugendwahn ausgebrochen wäre. Mit Torhüter Andreas Linde, Sebastian Griesbeck, Oussama Haddadi, Max Christiansen, Julian Green, Branimir Hrgota und dem derzeit verletzten Marco Meyerhöfer, aber auch Timothy Tillman und dem erst im Winter aus Dortmund verpflichteten Tobias Raschl, die auffällig mehr Verantwortung übernehmen, gibt es eine Achse an Spielern, die vorangehen auf dem "Fürther Weg".



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