Stark! Ein Franke ersetzt Boateng und Hummels

16.3.2019, 09:30 Uhr
Stark! Ein Franke ersetzt Boateng und Hummels

"Noch erwachsener, noch pflichtbewusster", erlebe sie ihren Sohn jetzt, sagte damals Jutta Stark. Wenig später - also vor sechs Jahren - gab Niklas Stark aus dem schönen kleinen Weinort Ipsheim im Landkreis Neustadt/Bad Windsheim sein Bundesliga-Debüt, am 27. April 2013 in Hoffenheim; "es ist ein Traum, bei dem Verein zu spielen, bei dem ich schon seit der E-Jugend bin", sagte er – nicht ahnend, dass es ein kurzes Glück bleiben würde.

Vier Millionen für den Abschiedsschmerz 

Nürnbergs Abstieg 2014 bedeutete im Grunde schon den Abschied von einem herausragend talentierten Fußballer, der, noch in Nürnberger Diensten, als Kapitän die deutsche U19-Nationalmannschaft 2014 zum Europameistertitel geführt hatte. Aber als Nürnbergs Schulden im ersten erfolglosen Zweitliga-Jahr einen Rekord-Stand erreicht hatten, musste sich der Club auch von Stark trennen, er wechselte im Herbst 2015 für eine Ablöse von knapp vier Millionen Euro zu Hertha BSC nach Berlin.

"Sportlich ein herber Verlust" sei das, bemerkte Nürnbergs damaliger Trainer René Weiler, der den 1,90 Meter großen Stark als Fußballer genauso schätzte wie für dessen Charakter und ziemlich genau das sagte, was jetzt Herthas Trainer Pal Dardai sagt: "Schnell und zuverlässig", so beschreibt Dardai diesen im Auftreten stets ruhigen, freundlichen und höflichen Niklas Stark, er attestiert ihm "taktische Disziplin und Spielintelligenz", er sei "ein absoluter Führungsspieler", kurz: Niklas Stark ist ein ziemlich kompletter Fußballer.

Der erste Mittelfranke seit Stefan Reuter 

Sein Stern ist jetzt tatsächlich ganz aufgegangen, am Donnerstag nominierte Bundestrainer Joachim Löw den 23 Jahre alten Stark erstmals für die deutsche Nationalmannschaft. Er ist damit Löws sechster beim 1.FC Nürnberg ausgebildeter Debütant nach Stefan Kießling (2007), Cacau (2009), Ilkay Gündogan (2011), Philipp Wollscheid (2013) und Marvin Plattenhardt (2017) und könnte - kommt er gegen Serbien in Wolfsburg (20. März) oder gegen die Niederlande in Amsterdam (24. März/EM-Qualifikation) zum Einsatz - der erste Nationalspieler aus Mittelfranken seit dem Dinkelsbühler Stefan Reuter sein (der von 1987 bis 1998 für Deutschland spielte).

Im Deutschen Fußball-Bund ist Niklas Stark längst eine feste Größe, er durchlief sämtliche DFB-Nachwuchsteams und gehörte zu den Stützen der U 21-Europameister von 2017, die im Finale von Krakau das bewunderte Vorbild Spanien besiegten. In Berlin glänzt Niklas Stark als Innenverteidiger, es ist die Position, auf der Löw gerade ein radikales Signal für den Neubeginn setzte, als er - nebst Mittelfeldspieler Thomas Müller - die Weltmeister Jerome Boateng und Mats Hummels ausmusterte.

Der Blick geht nach vorne 

"Emotional wahnsinnig schwer", sagte er am Freitag bei der Bekanntgabe seines Aufgebots für die ersten Länderspiele des Kalenderjahres in Frankfurt, sei ihm das gefallen, man habe anschließend noch "in Ruhe telefoniert", "befremdend" finde er es, so Löw, "wenn manche über Respekt und Wertschätzung urteilen, obwohl sie gar nicht beim Gespräch dabei waren". Aber der Blick, das sagte Löw auch, gehe jetzt nach vorne, nebst Stark nominierte er mit Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein (22 Jahre alt, Werder Bremen) sowie Abwehrspieler Lukas Klostermann (22, Leipzig) zwei weitere Neulinge.

"Jeder Fußballer träumt doch davon, für sein Land spielen zu dürfen", ließ sich Niklas Stark für eine Pressemitteilung von Hertha BSC zitieren: "Es war schon etwas Besonderes, mit der U21 und der U19 Europameister zu werden, aber jetzt für die Nationalmannschaft nominiert zu sein, ist natürlich eine besondere Auszeichnung und ein großer Schritt für mich."

Omas Schäufele lockt 

Heim nach Ipsheim kommt Niklas Stark immer wieder gerne - schon wegen des Schäufeles nach dem Rezept seiner Oma, wie er einmal verriet. Bisher konnte er dazu gut die Länderspielpausen der Liga nutzen, die hat er jetzt nicht mehr - auch das gehört eben zum Erwachsenwerden.

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