Statt zu Olympia zum Fechtclub Fürth

27.12.2017, 11:30 Uhr
Statt zu Olympia zum Fechtclub Fürth

© Foto: Bastian Perlitz

16 Jahre lang hat András Szabó die Geschicke bei den Fürther Fechtern geleitet. "Es muss Professionalität her. Mit Halbherzigkeit geht gar nichts", sagte Szabó zu den FN vor gut einem Jahr. Seit September ist er im Ruhestand, um die Nachfolge kümmerte er sich selbst. Und die ist mit Ferenc Tóth prominent besetzt. Der 57-jährige Tóth war zuletzt acht Jahre lang als Nationaltrainer Dänemarks tätig, zuvor betreute er unter anderem die ungarischen Fechter. Olympia-, WM- und EM-Teilnahmen inklusive.

"Ferenc, du musst nach Fürth kommen", habe Szabó ihn aufgefordert. Die beiden sind seit 35 Jahren befreundet. Fürth habe er nicht gekannt, gibt Tóth schmunzelnd zu. Was folgte, waren viele Gespräche. "Ich habe dann gemerkt, dass András gute Vorarbeit geleistet hat und, dass Fürth viel, viel Potenzial hat."

Die Überlegungen, nach Franken zu kommen, wurden also konkreter. Hinzu kam auch die persönliche Situation Tóths: Die letzten Jahre seien anstrengend gewesen. In Dänemark arbeitete er an den Strukturen des Fechtsports, bildete nebenbei andere Trainer aus. "Es war zu viel, ich hatte kein Privatleben mehr", erzählt er im Gespräch, in dem er immer wieder ins Englische wechselt. Es sei schwer gewesen, sich nochmals für olympische Spiele zu motivieren.

So kam es, dass der Fechtmeister nicht mehr die Nationalmannschaft Dänemarks trainierte, sondern seit September für den Fechtclub Fürth zuständig ist. "Ich bin glücklich, dass ich mein Leben geändert habe."

Dennoch weiß er, dass auch hier einige Arbeit auf ihn wartet. Eine "big challenge", also eine große Herausforderung, werde sein Engagement in Fürth. Auch hier möchte er die guten Gegebenheiten nutzen, um den Fechtsport einer breiteren Masse und vor allem Kindern und Jugendlichen zugänglich zu machen. Freilich seien die Unterschiede zum professionellen Sport enorm. "Dort hat man im Trainerteam mindestens zwei Co-Trainer. Hier bin ich alleine", erzählt er, um seine Aussage im nächsten Satz gleich zu relativieren. "Das größte Glück hier sind auf jeden Fall die Amateure, die so viel und gut arbeiten. Das Ehrenamt, right?", kennt er den Begriff. Auch die Kommunikation mit den Eltern, die sich immer interessiert zeigen, sei gut, konstruktiv und sinnvoll.

Fest steht: Der Unterschied zum Profi-Sport ist spürbar. Tóth möchte den von Szabó eingeschlagenen Weg aber fortführen. Auf die Zusammenarbeit mit dem Verein könne er sich dabei verlassen. Beispielsweise sei er an ihn mit dem Wunsch nach einem Videosystem herangetreten. "So können wir den Jungs und Mädels auf dem Bildschirm zeigen, was gut und was ausbaufähig ist. Der Verein hat mir diesen Wunsch sofort erfüllt", lobt er die Gegebenheiten.

Nicht nur innerhalb des Fechtclubs möchte er ansetzen, auch sollen die Strukturen für die gesamte Sportart verbessert werden. Das Problem des Fechtens sei die mangelnde Öffentlichkeit. Auch deswegen setzt er sich dafür ein, Fechten in den Schulsport zu integrieren. Gemeinsam mit dem TV 1860 Fürth bietet er unter anderem an der Fürther Seeackerschule den Sport an. "Die Schule war sofort interessiert, sie sollen den Sport kennenlernen." Darüber hinaus müsse es eine professionelle Trainerausbildung geben. Auch hier hat er mit einem Gespräch mit dem Bayerischen Fechterverband den Stein bereits ins Rollen gebracht.

Dass er sich auf einem langen Weg befindet, ist ihm bewusst. Auch er müsse zunächst die Strukturen in Deutschland kennenlernen, um an ihnen zu arbeiten. "Man kann Strukturen aus einem anderen Land aber nicht einfach kopieren", weiß er, dass es "Step-by-Step" gehen muss. Und: "Alleine hat man da keine Chance. Ich für mich kann nur mein Bestes geben — und das mache ich auch."

ZKinder und Jugendliche können fünf Mal pro Woche zum Training in die Sporthalle der Atzenhofer Otto-Lilienthal-Schule kommen; Mitgliedsbeitrag im Fechtclub Fürth 25 €/Monat. Am 13. und 14. Januar findet wieder das Fechtturnier "Fürther Kleeblatt" statt.

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