Fußball-Landesliga

Steigt der FC Herzogenaurach auf? Jetzt ist alles möglich!

21.11.2021, 17:58 Uhr
Herbstmeister, Aufstiegskandidat, Überraschung der Vorrunde: Die Pumas feiern nach dem 4:1 gegen Stadeln.  

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Herbstmeister, Aufstiegskandidat, Überraschung der Vorrunde: Die Pumas feiern nach dem 4:1 gegen Stadeln.  

Die Versuchung war groß. Bei jedem Interview, das im Laufe dieser Landesliga-Hinrunde ein FCH-Spieler geführt hat, hing die Frage bereits in der Luft. Man musste sie nur noch greifen und endlich aussprechen. Mit jedem Sieg, den die Pumas erringen konnten, mit jedem Spieltag, an dem das Team der Aufstiegsrunde näher kam, drängte sich die Frage immer hartnäckiger ins Bewusstsein. Der FC Herzogenaurach und die Bayernliga - können die Pumas das, wollen sie überhaupt?

Gegen Stadeln zeigen die Pumas ihre vielleicht beste Saisonleistung

Doch dann blieb die Frage stets unausgesprochen. Zu absurd schien der Gedanke, dass das Team, das dem Abstieg vor einem Jahr gerade noch entkommen war, nicht noch einbrechen würde, zu abstrus die Idee, dass der Verein, den Trainer Jakob Karches einst in der Kreisliga übernommen hatte, plötzlich drei Klassen weiter oben landen könnte. Spätestens nach der Herbstmeisterschaft aber lässt sich das Aufstiegsszenario nicht mehr länger ignorieren. Dieses Mal wird die Frage gestellt werden. Und am Ende dieses Artikels wird es auch eine Antwort geben.

In der Partie gegen Stadeln zeigen die Pumas ihre vielleicht beste Saisonleistung. Nicht nur, weil sie wieder einmal ihren typischen Dominanz-Fußball nonchalant zelebrierten, den Gegner in dessen Spielhälfte festnagelten und ihm das Gefühl vermittelten, als wäre er selbst dann am Verteidigen, wenn er gerade den Ball hat. Die Karches-Elf brillierte vor allem über ihre Kurzpass-Kombinationen. Und so entstand ein Chancen-Feuerwerk, das schon bald in Form von Toren explodierte. Bereits nach elf Minuten sorgte Maximilian Hafenbrädl nach einem Konter für die Führung, in der 33. Minute köpfte Kevin Rockwell einen verlängerten Eckball ins Netz und fünf Minuten später verwandelte Eric Stübing einen Handelfmeter zum 3:0.

Überhaupt, Eric Stübing. In vielen Analysen über die Hinrunde der Pumas haben wir oftmals herausgezoomt, das große Ganze betrachtet und die taktische Team-Leistung gewürdigt. Wer in dieser Perspektive immer etwas unterging, waren die einzelnen Spieler selbst. Junge Fußballer aus unteren Ligen, die plötzlich Landesliga-Niveau erreichen, als wären sie schon immer dort gewesen. Oder eben Routiniers, die aus dem Nichts an vergangene Blütezeiten anknüpfen, die man schon gar nicht mehr für möglich gehalten hatte.

Revival des ehemaligen Jugend-Bundesliga-Spielers

Der 32-jährige Stübing etwa spielte wohl eine der besten Hinrunden seiner Karriere - und zwar derart geräuschlos, dass es beinahe niemand mitzubekommen schien. Erst ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Geschichte über das Revival der Pumas genauso gut eine Geschichte über das Revival des ehemaligen Jugend-Bundesliga-Spielers sein könnte. 18 Partien, neun Treffer, zwölf Vorlagen. An 36 FCH-Toren war Stübing 21-mal direkt beteiligt. "Vielleicht wird das mein zweiter Frühling", sagt Stübing und lacht.

Deckel drauf: Die Herzogenauracher jubeln nach dem 4:1-Treffer von Philipp Fleischmann

Deckel drauf: Die Herzogenauracher jubeln nach dem 4:1-Treffer von Philipp Fleischmann © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

In der Halbzeitpause steht der Kapitän in der Kabine und hat für seine Mitspieler nur positive Worte übrig. "Lob, Respekt und Anerkennung", sagt Stübing. "Was wir erreicht haben, damit konnte keiner rechnen." Dann lässt er sich auswechseln und verbringt die zweite Hälfte an der Seitenlinie. Alles bereits geplant gewesen, der Offensivmann laboriert an einer kleineren Verletzung. Alles kein Problem, der breite Kader kann das auffangen.

"Das ist der entscheidende Unterschied zum vergangenen Jahr", sagt Stübing. In der Saison des Fast-Abstiegs sei die Umsetzung der Karches-Philosophie am Körperlichen gescheitert. "Jetzt rennt jeder, bis er nicht mehr kann, dann wird gewechselt", sagt Stübing. "Noch ein Zweikampf und noch ein Zweikampf, wie in einem Rausch." Während Stübing all das erzählt, wechseln die Pumas mit Philipp Fleischmann ihren fünften Spieler ein, der kurz darauf zum 4:1-Endstand trifft.

Und nun? Wohin führt der Rausch den FC Herzogenaurach? Jetzt, da die stärksten Teams aus beiden Vorrundengruppen feststehen und in einer Aufstiegsrunde zusammenkommen werden? Oder sprechen wir die Frage endlich direkt aus: Können die Pumas tatsächlich in die Bayernliga aufsteigen, Eric Stübing? "Klare Antwort: Ja." Der TSV Kornburg sei natürlich der große Favorit. "Aber wenn wir Platz Zwei erreichen, wer weiß, was dann passiert", sagt Stübing und gibt die Antwort selbst. "Dann kann alles passieren."

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