Nach dem Erfolg von 2017

Steins Radballer wollen es wissen: Der WM-Titel soll her

28.9.2021, 11:52 Uhr
Steins Radballer wollen es wissen: Der WM-Titel soll her

© Foto: Oliver Gold/Zink

Es ist etwas unübersichtlich, wer da jetzt genau mit wem zusammenspielt und welcher Bruder mit welchem Cousin ein Team bildet.


Kurt Mlady ist Radball-Trainer und Buchautor


"Das ist wirklich nicht so einfach bei uns, in der Familie Mlady ist Radball ein ganz großes Thema", sagt Robert Mlady und lacht dabei.

Radball wird im Zweierteam gespielt. Die zwei Paare aus Stein haben in der kleinen Szene Europas einen großen Namen. Da wäre zum einen das eher "gemütlichere" Duo Robert Mlady und Michael Birkner. Keine Verwandtschaft, sondern eine sehr gute Freundschaft und die Leidenschaft zum Sport verbindet die beiden Radballer.

Mlady und Birkner treten immerhin in der 1. Radball-Bundesliga an und freuen sich über den Titel "Bayerischer Meister 2021", den sie vor wenigen Tagen errungen haben. Trotzdem erklärt Robert Mlady zur Einordnung: "Wir backen eher die kleinen Brötchen in der Familie. Das ist aber überhaupt kein Grund für uns, traurig zu sein."

Bayern-Meisterschaft für die "Community"

Denn Robert Mlady und Michael Birkner haben Frau und Kinder, trainieren deshalb nur mit 90 Prozent Einsatz und nicht mehr mit 120 Prozent. Damit halten die beiden ihr Niveau. Für die Bayerische Meisterschaft reicht es trotzdem. "Es geht dabei mehr ums gesellige Zusammensein als um den Titel. Zwar ist jeder mit Ehrgeiz am Start, aber unter dem Strich möchten wir einfach einen schönen Tag mit der Community haben", erzählt Robert Mlady. Er und Michael Birkner blieben in der Vorrunde ungeschlagen, die anschließende Finalrunde dominierten sie klar.

Bernd und Gerhard Mlady, das weitere Duo, sind nicht nur Freunde, sondern auch Cousins. Sie gehören seit Jahren zur Elite des Radballsports, krönten sich 2017 zum Weltmeister und waren 2018 und 2019 Vizeweltmeister. Die Deutsche Meisterschaft oder der Deutschlandcup sind für die beiden eher Turniere auf dem Weg zur WM. Auch wenn Bernd Mlady sich in Zurückhaltung übt: "Wir gehen natürlich jedes Spiel mit 100 Prozent Fokus und Konzentration an, auf diesem Niveau kann alles passieren, wenn du nicht bei der Sache bist."

Auf ihr großes Ziel, die Weltmeisterschaft 2021, bereiten sich die Cousins seit langem akribisch vor. "Wir hatten als Profis das Glück, auch im Winter während des Lockdowns trainieren zu können", berichtet er.

Bernd und Gerhard Mlady sind beide 31 Jahre alt. Physisch sind sie für Radball im besten Alter. Die Frage ist, wie lange sie den Sport noch auf diesem Niveau betreiben können. Darüber haben sich die Zwei noch nicht unterhalten, Bernd Mlady ist sich aber bewusst: "Der zeitliche Aufwand ist immens."

Mickrige Preisgelder für die Elite

Rund zehn bis zwölf Stunden pro Woche investieren sie in ihre Leidenschaft. Zusätzlich zu einem 40-Stunden-Vollzeitjob im eigenen Fahrradladen in Stein. Denn berühmt werden die Mladys mit ihrer Sportart nicht, die Siegprämien sind geradezu mickrig. "Es gibt schon ab und zu Preisgelder, für einen Weltcup-Sieg zum Beispiel 400 Euro", erzählt Bernd Mlady.

Robert Mlady ist stolz, wenn er über die WM-Chancen des Top-Duos sagt: "Gerhard und Bernd sind aktuell unschlagbar." Er selbst wurde mit seinem Partner Michael Birkner Dritter der ersten Bundesliga. "Wir spielen vorne mit, aber haben einfach nicht die Qualität von Bernd und Gerhard." Eine Teilnahme bei einem Weltcup war für Robert ein Sahnehäubchen, an das er sich gerne zurückerinnert.


Ansturm auf Fahrradhändler im ersten Corona-Jahr


Bei Gerhard und Bernd Mlady sehen die Saisonziele anders aus: "Wir haben den Deutschlandpokal gewonnen, die erste Bundesliga dominiert. Doch unser großes Ziel bleibt weiterhin die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft Ende Oktober in Stuttgart", sagt Bernd Mlady bestimmt. Erst auf der Deutschen Meisterschaft am 9./10. Oktober entscheidet sich, wer Deutschland auf der Heim-WM vertritt. Die Steiner wurden jüngst beim zweiten Final-Five-Turnier Zweite, führen aber weiterhin die WM-Wertung mit 22 Punkten vor Obernfeld (19) an.

So funktioniert Radball: Der Gegner lauert anderswo

Wer sich nichts unter Radball vorstellen kann, der wird zumindest schon einmal im Leben versucht haben, auf dem Fahrrad im Stillstand zu balancieren – schon hat man ein Kernelement dieser Randsportart. Kommt jetzt noch ein Ball ins Spiel, der mit dem Vorderrad durch eine ruckartige Bewegung auf ein Tor geschossen wird, ist Radball fast definiert. Jetzt fehlen nur noch die zwei Gegenspieler, die den Spieler in Stress versetzen.

Robert Mlady fasst es so zusammen: "Der erste Kampf ist: Wie komme ich mit dem Fahrrad zusammen? Das dauert schon ein ganzes Jahr, bis die Sicherheit da ist, das Fahrrad im Stillstand einwandfrei kontrollieren zu können." Danach geht es weiter mit Basisübungen wie dem Antreten und Stehenbleiben.

Radball-Räder besitzen eine starre Nabe – dadurch kann vorwärts und rückwärts getreten werden. Ein weiterer Gegner, bevor es zum eigentlichen Spielen kommt. "Erst nach zwei bis drei Jahren sind die Anfänger bei uns im Verein so weit, dass sie sich in ihr erstes Spiel trauen", sagt Robert Mlady.

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