Stolz, aber trotzdem traurig: Der HCE ärgert auch sich selbst

19.10.2019, 14:14 Uhr
Stolz, aber trotzdem traurig: Der HCE ärgert auch sich selbst

© Foto: Roland Sippel / Eibner

"Wir hatten einige Situationen, die wir besser lösen müssen", fand Adalsteinn Eyjolfsson, der Trainer, wieder. Und doch hatte Erlangen in den Schlusssekunden mit dem Ball in der Hand wieder die riesengroße Chance, sich für Moral, für die Leidenschaft, für all das Herzblut zu belohnen. Doch anders als gegen die Löwen, wo man sich am Ende über das 29:29 trotzdem ein wenig freuen konnte, fuhr die Mannschaft nach dem 27:28 (14:15) bei der MT Melsungen mit leeren Händen nach Hause.

Plötzlich konstant

"Natürlich tut das weh", sagte Rechtsaußen Johannes Sellin nach dem Spiel. "Die geben uns fünf Sekunden vor Schluss noch mal den Ball, wir haben die Chance zum Ausgleich – und wie gegen die Löwen, wo wir sogar die Chance auf den Sieg hatten, klappt es wieder nicht." Gegen die Löwen war es Sellin gewesen, der auf und davon war in Richtung Tor. Sein Bodenpass auf Sebastian Firnhaber war zu ungenau, sprang ins Leere.

Diesmal hatte Kai Häfner, im Sommer für sehr viel Geld aus Hannover nach Melsungen gewechselt, den letzten Versuch der Gastgeber neben das Tor gesetzt. Nun trieb Michael Haaß den Ball gegen die ablaufende Uhr noch einmal in Richtung Heimtor. Doch statt den Abschluss oder vielleicht ein Anspiel auf den baumlangen Antonio Metzner zu suchen, traf der erfahrene Spielmacher die falsche Entscheidung: Er gab den Ball ungenau auf die Seite weiter, wo Quentin Minel Probleme hatte, ihn zu kontrollieren.

Nicht die freudigste Busfahrt

Die Chance verpuffte, Melsungen feierte den siebten Sieg in Folge und den vorübergehenden Sprung auf Tabellenrang zwei. Und Erlangen blieb, auch hier wiederholte sich die Geschichte, ein seltsamer Zwiespalt der Gefühle: "Eigentlich", sagte Sellin, "können wir stolz sein, aber nach der Schlussphase sind wir traurig." Auf der langen Heimfahrt hatte man im Bus "schon wieder positivere Gesichter gesehen", sagt Jan Schäffer. "Es war wirklich eine gute Leistung."

Eyjolfsson lobte seine Mannschaft für die "gefundene Konstanz, die wir im Moment ja am meisten gesucht haben", ärgerte sich aber auch über "den letzten Ballbesitz, da können wir vielleicht ein Unentschieden holen". Doch dem Ärger darf der HCE nicht lange nachhängen: Schon am Sonntag (16 Uhr, LiveBlog auf nordbayern.de) kommt das nächste Spitzenteam, der Vorjahreszweite, der SC Magdeburg mit Ex-Erlanger Christoph Steinert, in die Arena.

Gegen Magdeburg alles probieren

Ob Nico Büdel, der in Kassel umgeknickt war, und Jan Schäffer mithelfen können, wird sich kurzfristig entscheiden. Von "deutlichen Fortschritten" berichtet der Kreisläufer. "Ich hoffe, dass es am Sonntag wieder funktioniert. Ich möchte der Mannschaft helfen." Vor allem in der Abwehr könnte Schäffer seine Teamkollegen enorm entlasten. Vielleicht sogar wieder in einer umkämpften Schlussphase. "Wir haben gezeigt, dass wir cool bleiben können", sagt er. "Man braucht den Mut, mal einen Risikopass zu spielen." Gegen Magdeburg wollen die Erlanger jedenfalls alles probieren.

"Wir haben jetzt die dritte Chance, uns gegen einen Großen den Frust von der Seele zu spielen", meinte Eyjolfsson in Kassel. "Mal sehen, ob wir sie im dritten Jahr in Folge zu Hause wieder ärgern können." Gute Erinnerungen hat der HCE an diesen Gegner. "Die Zweikämpfe in der Abwehr werden sehr wichtig sein", warnt der Trainer. "Doch wir wissen, dass wir Magdeburg schlagen können, und hoffen auf die grandiose Unterstützung unserer Fans." Geschichte könnte sich in diesem Fall also gerne wiederholen.

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