Stolzer Stadtmeister: FCN-Gegner St. Pauli im Check

12.3.2020, 05:57 Uhr
Stolzer Stadtmeister: FCN-Gegner St. Pauli im Check

So ist die Lage: Der Start ins neue Fußballjahr verlief für den FC St. Pauli, am Sonntag (13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) Gastgeber des 1. FC Nürnberg, eher holprig (zwei Niederlagen, zwei Remis). Danach fuhren die Hamburger aber sieben Punkte aus drei Spielen ein, wobei vor allem ein 2:0-Derbysieg beim HSV den Kiez in kollektive Ekstase versetzte. Am vergangenen Wochenende erkämpfte sich das Team von Trainer Jos Luhukay ein 2:2 beim SV Sandhausen und belegt nun mit 30 Zählern – einem mehr als der Club – den elften Tabellenplatz.


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Top & Flop: Mit Dimitrios Diamantakos (acht Tore, zwei Vorlagen), Henk Veerman (acht Tore, eine Vorlage) und dem quirligen Ryo Miyaichi (sieben Vorlagen, ein Tor) verfügt St. Pauli über eine der gefährlichsten Angriffsreihen der Liga. Allerdings fällt der niederländische Zwei-Meter-Hüne Veerman noch länger wegen einer Schulterverletzung aus. Keine Rolle mehr in Luhukays Planungen scheint Jan-Philipp Kalla zu spielen. Das Pauli-Urgestein, das in 17 Jahren für den Kiez-Klub über 300 Einsätze bestritt, stand in Sandhausen trotz personeller Probleme zum fünften Mal in Folge nicht im Kader.

 

Im Fokus: Er trägt nicht nur typische hanseatische Vornamen, sondern gilt auch als St. Paulis Top-Talent: Der wie Club-Kapitän Hanno Behrens aus Elmshorn stammende Finn Ole Becker besticht im defensiven Mittelfeld durch strategische Fähigkeiten, Ruhe am Ball und Passsicherheit. Allerdings lässt es der U-20-Nationalspieler in dieser Saison wie die ganze Mannschaft noch an Konstanz mangeln. Beim Derbysieg gegen den HSV holte ihn Luhukay nach nur 33 Minuten vom Platz. "Er war nervös, glaube ich, der Junge ist noch nicht so lange dabei", zeigte der Coach aber Nachsicht mit seinem Juwel.

Das Hinspiel: Beide Teams waren seit fünf Spielen ungeschlagen – und sollten es auch nach dem Treffen im Max-Morlock-Stadion bleiben. Viktor Gyökeres hatte die Gäste in der 23. Minute auf kuriose Weise in Führung gebracht: Weil der Linienrichter beim einleitenden Pass eine Abseitsstellung angezeigt hatte, ging die Club-Abwehr nur noch zögerlich zu Werke. Referee Lasse Koslowski schloss sich zunächst seinem Assistenten an, gab den Treffer nach Ansicht des Videobeweises dann aber doch. Hanno Behrens gelang mit einem abgefälschten Schuss der Ausgleich (51.). In der Nachspielzeit verhinderte Christian Mathenia gegen den durchgebrochenen Borys Tashchy das 1:2, musste seine Rettungstat aber teuer bezahlen: Beim Zusammenprall brach sich der Keeper die Kniescheibe und fiel monatelang aus.


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Wer/Was ist neu? Der frühere Nürnberger Sportvorstand Andreas Bornemann blieb seiner zaghaften Einkaufspolitik auch beim FC St. Pauli treu und verzichtete in der Winterpause auf jegliche Neuzugänge, obwohl der Verein mit dem Norweger Mats Möller Daehli immerhin seinen Spielmacher (sieben Vorlagen, ein Tor) für 2,5 Millionen Euro Ablöse zum belgischen Erstligisten KRC Genk ziehen ließ. Zudem kehrte der ausgeliehene Youba Diarra nach nur drei Einsätzen im Januar zu RB Salzburg zurück, Niklas Hoffmann schloss sich den Würzburger Kickers an. Bereits im November war der Vertrag mit Rechtsaußen Cenk Sahin nach einem umstrittenen Instagram-Post aufgelöst worden.

Und sonst so? Ganz egal, wie diese Saison noch verläuft – sie wird auf jeden Fall in die Annalen des KiezKlubs eingehen. Erstmals seit 1954 gewann St. Pauli beide Derbys gegen den ungeliebten Lokalrivalen. Und Pauli wäre nicht Pauli, hätte der in Sachen Merchandising ja schon immer sehr findige Kultverein ("Weltpokalsiegerbesieger") dem zweiten 2:0-Triumph innerhalb weniger Monate nicht gleich ein eigenes T-Shirt gewidmet: Es zeigt die Derbyhelden vor der jubelnden Gästekurve des Volksparkstadions, ganz oben verkündet ein Transparent: "Hamburg ist braun-weiß!" Na denn: Glückwunsch zur Stadtmeisterschaft!


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