Stress statt Simons: Dem FCN fehlt ein Defensivstratege

12.12.2019, 14:14 Uhr
Stress statt Simons: Dem FCN fehlt ein Defensivstratege

Der vorerst Letzte mit Strahlkraft hatte am Mittwoch Geburtstag. 43 ist Timmy Simons geworden, soll aber auch knapp eineinhalb Jahre nach seinem Karriereende noch fitter sein als mancher Mittzwanziger.

FCN hat Sorgen auf der Sechs 

Menschen mit feiner Ironie behaupten ja, dass der Belgier, zwischen 2010 und 2013 ein Garant für Stabilität und Ordnung beim 1. FC Nürnberg, seinem Ex-Klub selbst in fortgeschrittenem Alter noch eine Hilfe sein könnte, besonders im aktuellen Zustand und vor der Abwehr.

Die so genannte Sechser-Position bekamen sie im Sportpark Valznerweiher praktisch seit Simons‘ Abschied nicht mehr adäquat besetzt; in der Abstiegssaison 2013/14 versuchten sich meist Hasebe und Balitsch als Verbindungsmänner, in den folgenden vier Jahren Zweite Liga unter anderem Polak, Koch, Erras und immer wieder mal Petrak, selbst beim jüngsten Bundesliga-Abenteuer galt der Tscheche lange als feste Größe. Auch Behrens muss bis heute regelmäßig im defensiven Mittelfeld aushelfen, weil kein anderer so richtig überzeugt.

Offensive Vorlieben und ein aggressiver Nicht-Taktgeber 

Dass der Kapitän ebenso wie Kollege Geis lieber etwas weiter vorn und zwischen den Strafräumen spielt, ist ein offenes Geheimnis, aber eben auch ein Problem. Am Montagabend in Stuttgart sicherte Jäger nach hinten ab; aggressiv, das muss man ihm lassen, ist er ja, nur eben beileibe kein Stratege oder gar Taktgeber.

Anstatt den Aufbau bei Bedarf auch mal zu entschleunigen, sorgte Jäger viel zu oft für Stress. Am Ball wirkt er, wie andere Nürnberger freilich auch, nicht selten zu hektisch bis überfordert, womit er keine große Hilfe sein kann. Ein moderner Sechser sollte Spielintelligenz und Kreativität vereinen, den Laden zusammenhalten können, zudem ein vorbildlicher Zweikämpfer sein und mit die meisten Ballkontakte in seiner Elf haben. Jäger kam in Stuttgart auf 29.

Der Abfang-Jäger: Mehr Not- als Ideallösung beim FCN 

Weil das aktuelle Club-Aufgebot offenbar keine Ideallösung hergibt, die Position aber insgesamt zu wichtig ist, um ständig Notlösungen aufzustellen, sucht der Sportvorstand offenbar extern nach einer Verstärkung, möglichst schon ab Januar.

 

Die Zeit drängt schließlich oder vielmehr der Abwärtstrend; acht Partien ohne Sieg haben Spuren hinterlassen, auch in der Mannschaft, die gerade jetzt eine Säule wie Simons gut gebrauchen könnte. So bleibt das Konstrukt zumindest bis Weihnachten noch zweimal akut einsturzgefährdet. "Wir müssen schauen, wie wir mit diesem Kader optimal Punkte holen", sagt der Trainer nur; zu erwarten, dass sie "von heute auf morgen die Idee von meinem Fußball umsetzen, wäre vermessen".

Oben auf seinem Wunschzettel dürfte: ein defensiver Mittelfeldspieler stehen, der etwas mehr draufhat als den klassischen Abräumdienst. Obwohl der Plan mit Jäger und dem verdichteten Zentrum in Stuttgart ja aufging. "55 Minuten", wie Keller sagt, "leider nicht über 90." 

 

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