"Team Sport-Bayern": Ergänzung oder Spaltung?

21.1.2021, 18:29 Uhr
„Es ist kein einziger Junger dazugekommen“: Biathlet Simon Schempp beklagte zuletzt den fehlenden Nachwuchs. Das Thema treibt auch „Team Sport-Bayern“ um.

© Martin Schutt, dpa „Es ist kein einziger Junger dazugekommen“: Biathlet Simon Schempp beklagte zuletzt den fehlenden Nachwuchs. Das Thema treibt auch „Team Sport-Bayern“ um.

Sport ist für viele Menschen zu einem reinen Fernsehereignis verkommen. Die Sportplätze und Turnhallen sind genauso wie Fitness-Studios seit Monaten gesperrt, ab und an sieht man noch jemanden durch die Kälte joggen. Im bayerischen Sport wird trotzdem seit Monaten gerungen – im Hintergrund, aber dafür umso heftiger. Zuletzt berichteten mehrere Medien von einem Treffen von Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann mit Vertretern des kürzlich gegründeten Vereins "Team Sport-Bayern".

Am Donnerstag stellten sich hochrangige Funktionäre aus verschiedenen Disziplinen der Politik vor. Unter ihnen war auch Alfons Hölzl. Der Jurist aus Regensburg ist Präsident des Deutschen Turnerbundes – und auch der 1. Vorsitzende von "Team Sport Bayern". Dieser neue Zusammenschluss von 27 bayerischen Sportfachverbänden vertritt nach eigenen Angaben fast vier Millionen Mitglieder.

Sorgen im Spitzensport

Im Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV), dem Dachverband des Sports im Freistaat, fühlen sie sich "nicht ausreichend vertreten", wie es heißt. Es geht um Leistungssportreformen, Internate, Stützpunktkonzepte, auch um einen Wettbewerb zwischen den Bundesländern. "Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, um vor allem den Nachwuchsleistungssport in Bayern nach vorne zu bringen", sagt Hölzl.

Die Sorgen des Bayerischen Spitzensports brachte kürzlich Simon Schempp auf den Punkt. "Wenn man die letzten Jahre im Weltcup anschaut, ist kein einziger Junger mit 20 oder 21 dazugekommen", sagte der erfolgreiche Biathlet. "Das war früher definitiv anders."

Mancher macht dafür auch die Arbeit des BLSV und seines Präsidenten Jörg Ammon verantwortlich, der aus Nürnberg stammt und lange den ATV Frankonia führte. Der BLSV sei "seit Jahren nur mit seiner eigenen Struktur und seiner zukünftigen Ausrichtung beschäftigt", schimpfte Florian Geiger vom Bayerischen Ringer-Verband, der auch im Vorstand von "Team Sport-Bayern" sitzt.

Verwunderung beim BLSV

Ammon selbst verwundern solche Anschuldigungen. "Uns wurde ja unter anderem vorgeworfen, dass wir uns aus der Sportpraxis zurückziehen", sagt er auf Nachfrage dieser Zeitung, "dafür sind aber schon immer die Fachverbände zuständig, der BLSV hat noch nie Ju Jutsu oder Fußball angeboten, sondern versteht sich als Dachverband aller Vereine."

Als solcher vertritt der BLSV die Interessen von 56 Sportfachverbänden und 12 000 Sportvereinen in Bayern – und hat das nach Ammons Auffassung vor allem während der Coronakrise gut gemacht. Das hätten ihm auch viele Verantwortliche in den Klubs gespiegelt – die Unzufriedenheit einiger Funktionäre von "Team Sport-Bayern" kann er nur schwer verstehen.

Deren Präsident Hölzl betont, dass man "keine Spaltung des Sports" anstrebe, "sondern eine Ergänzung", die mit "schlanken Strukturen" an einer erfolgreichen Zukunft arbeitet. Warum sie das nicht in den bestehenden Strukturen des BLSV tun, bleibt offen, "wir wünschen uns eine gute Zusammenarbeit mit dem BLSV und wollen zu dessen Weiterentwicklung beitragen", sagt der Regensburger.

Beim BLSV strebt man nun einen virtuellen Runden Tisch an. "Wir wollen alle zusammenführen und die Dinge zum Wohle des bayerischen Sports besprechen", sagt Jörg Ammon. "Dem BLSV ist die Einheit des organisierten Sports wichtig."

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