Teuchert trumpft auf: Doppelpacker hebt Club auf Rang drei

16.10.2017, 23:15 Uhr
Die Szene des Spiels: Mit diesem Lupfer brachte Cedric Teuchert den Club zurück ins Spiel.

© Sportfoto Zink / DaMa Die Szene des Spiels: Mit diesem Lupfer brachte Cedric Teuchert den Club zurück ins Spiel.

Im "Lilienkurier", der Stadionzeitung des SV Darmstadt 98, erinnerte bereits das Intro an den 27. Oktober 2014. Im letzten Montagabendspiel am Böllenfalltor hatten die Gastgeber souverän mit 3:0 gewonnen, gegen: natürlich den 1. FC Nürnberg. Nach einer furiosen Saison stand sensationell der Erstliga-Aufstieg für den Zweitliga-Aufsteiger, während sich der frisch abgestiegene und zunächst hoch gewettete Club auf einen längeren Aufenthalt im Unterhaus einstellen musste.

Knapp drei Jahre später trafen sich beide Traditionsvereine wieder im altehrwürdigen, damals wie am Montag ausverkauften Stadion, das mittlerweile drei überdachte Tribünen hat, immerhin; unter anderem die Gäste-Fans werden in ihrem steil aufragenden Block auf der Gegengerade bei schlechtem Wetter immer noch nass. Es hätte es auch kräftig schütten können – die über 2000 Nürnberger wären trotzdem gut gelaunt nach Hause gefahren.

Im Verfolgertreffen trumpften die Gäste beim 4:3 (1:1)-Erfolg vor allem im zweiten Durchgang groß auf. Stark hatte die Gastgeber in der sechsten Minute in Führung gebracht, Teuchert gelang Mitte der ersten Halbzeit der Ausgleich. Ishak (52.) und wiederum der überragende Teuchert (58.) schossen den FCN auf den dritten Tabellenplatz; nach Plattes Anschlusstreffer (72.) besorgte Leibold das 4:2, Löwens Eigentor bedeutete den Endstand. 4:3 für Nürnberg – nach letzten Zitterminuten stand der Sieg fest.

Köllner: "Ein geiles Spiel"

Köllners fast schon obligatorische System- und Personalwechsel bargen zumindest eine Überraschung; für Leibold rückte Kammerbauer in die Startformation, diesmal als rechter Mittelfeldspieler, auf der linken Seite übernahm Valentini; da auch Teuchert und Möhwald wieder von Beginn an mitmischen durften, stellte Nürnbergs Trainer ein "richtig geiles Spiel" in Aussicht, die Darmstädter hatten ebenfalls "alle Bock", wie Stürmer Platte aus der Kabine berichtete.

Vergessen oder zumindest verdrängt schienen die Sorgen des Bundesliga-Absteigers, defensiv hatte zuletzt nicht viel gestimmt. 13 Gegentore in den vergangenen fünf Partien ließen Trainer Frings nachdenklich wirken in der Länderspiel-Pause. Dass auch noch Torwart Fernandes mit einem gebrochenen Ringfinger ausfiel, passte den Darmstädtern natürlich überhaupt nicht. Zwischen den Pfosten stand der Schweizer Mall, der Ex-Nürnberger Kempe lief trotz angeknackster Zehe auf – und zeigte, was er tatsächlich drauf hat.

Beim Club lief Kempe häufig nur brav mit, bei den 98ern geht er voran. Drei Tore und vier Vorlagen hatte er bis Montagabend schon zustande gebracht, in der 27. Minute wäre ihm fast das 2:1 geglückt – sein Schrägschuss krachte an den Pfosten, war aber zugleich die letzte Möglichkeit seiner Lilien im ersten Durchgang. Nach erheblichen Problemen in der Anfangsphase stellten sich die Gäste immer besser auf die wuchtig und mit viel Schwung vorgetragenen Angriffe ein; auch das 1:0 resultierte letztlich aus einem energisch bestrittenen Zweikampf. Innenverteidiger Jensen legte per Kof zurück auf Stark, der, noch abgefälscht von Mühl, von der Strafraumgrenze traf (6.). Nürnberg brauchte ein paar Minuten, um sich vom frühen Rückstand zu erholen; nicht nur der heftige Zusammenprall von Mühl und Löwen, als rechtes Glied der Dreierkette aufgeboten, zeugte vom allgemeinen Durcheinander, auch den Angriffsversuchen fehlte es meist an der nötigen Struktur.

Behrens scheitert am linken Pfosten

Darmstadt empfing seine Gäste in der eigenen Platzhälfte mit zwei tiefstehenden Viererreihen, so dass der Club regelmäßig auf die Flügel ausweichen musste. Sie kamen einfach nicht durch, nutzten aber zumindest den ersten groben Fehler konsequent aus: Jensen unterschätzte einen weiten Pass von Löwen, den Abpraller hob Teuchert über den zu weit vor seinem Kasten stehenden Mall – das 1:1. Bis zur Pause ließen beide Teams nicht mehr viel zu; Freistöße von Löwen und Valentini sorgten für wenig Aufregung, ebenso Starks Direktabnahme auf der anderen Seite.

Nach dem Seitenwechsel schienen die 22 da unten schnellstmöglich nachholen zu wollen, was ihnen zunächst nicht so recht gelungen war. Platte hatte das 2:1 auf dem Fuß, feiern lassen durfte sich dafür der Nürnberger Ishak mit seinem siebten Saisontreffer; einen Steilpass des für Kammerbauer eingewechselten Leibold lenkte der Schwede am herauseilenden Mall vorbei über die Linie (52.), nach einem sehenswerten Konter scheiterte Behrens eine Minute später am linken Pfosten.

Die Blau-Weißen versuchten, auch mit der Hereinnahme weiterer Offensivkräfte, neuen Druck aufzubauen, riskierten dabei aber wohl etwas zu viel; den nächsten Konter schloss Teuchert nach knapp einer Stunde mit dem 3:1 ab, Ishak (drüber) und Möhwald (Außennetz) hätten beinahe das 4:1 folgen lassen, stattdessen stand es nach einem schlecht verteidigten Eckstoß plötzlich 2:3 (Platte, 72.). Leibold machte in der 74. Minute das 4:2, Löwens Eigentor (87.) konservierte die Spannung bis zum Schluss. Die Revanche konnte sich am Ende sehen lassen – für eine bittere Niederlage vor knapp drei Jahren.


+++ Den Live-Ticker zum Nachlesen gibt's hier +++

SV Darmstadt 98: Mall - Steinhöfer, Banggaard, Sulu, Holland - Stark (84. Sirigu), Altintop - Kempe, Rosenthal (63. Sobiech), Großkreutz (60. Gaines) - Platte.

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Löwen, Mühl, Ewerton - Kammerbauer (46. Leibold), Behrens, Erras, Valentini - Möhwald - Teuchert (87. Werner), Ishak.

Tore: 1:0 Stark (6.), 1:1 Teuchert (23.), 1:2 Ishak (51.), 1:3 Teuchert (58.), 2:3 Platte (72.), 2:4 Leibold (74.), 3:4 Löwen (Eigentor, 87.)  | Gelbe Karten: Stark - Möhwald | Schiedsrichterin: Steinhaus (Langenhagen) | Zuschauer: 17.000.

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