Tomas Pekhart - ein rätselhafter Riese

11.11.2011, 06:54 Uhr
Tomas Pekhart - ein rätselhafter Riese

© Wolfgang Zink

Er wollte nur noch weg. Tomas Pekhart hatte einen rabenschwarzen Samstag erwischt gegen Freiburg, obwohl er statistisch betrachtet gar nicht so schlecht war. Lediglich Timmy Simons (12,05 Kilometer) rannte noch mehr als der junge Tscheche (11,20), ein Tor hätte er auch fast erzielt. Erzielen müssen.

Wenn man so will, steht Pekhart derzeit stellvertretend für die Krise seines Fußball-Clubs. Obwohl er sich wirklich große Mühe gibt, läuft nicht viel zusammen. Und vor dem 1:0 durch Mike Frantz hätte er sich beinahe auch noch schwer verletzt. Als ihm Kollege Pavel Krmas mit gestrecktem Bein entgegensprang, Pekhart aber trotzdem mutig durchzog. „Ich dachte, mein Bein ist gebrochen“, verriet er jetzt der tschechischen Sporttageszeitung Sport in einem Interview. Erst eine Nachuntersuchung in Prag brachte endgültig Klarheit. „Nur“ eine schwere Prellung. „Die Verletzung kann mich nicht daran hindern, gegen Montenegro zu spielen“, sagt Pekhart, der Kämpfer.

Ab der 32. Minute hatte er am Samstag starke Schmerzen mit herumgetragen, hielt aber durch. Es ist ohnehin nicht seine Art, sich zu verkrümeln, wenn es irgendwo Probleme gibt. Auch wegen seines stabilen Charakters schaffte es Nürnbergs baumlanger Mittelstürmer, im Sommer für rund 1,3 Millionen Euro Ablöse aus Jablonec gekommen, bis in die Nationalelf. Sieben Mal durfte er bislang für die Landesauswahl angreifen, drei Mal von Beginn an. Auf seinen ersten Treffer wartet er freilich noch.

Am Dienstagabend sprang, schwitzte und grätschte wie schon beim 2:0-Hinspielsieg am Freitag wieder ganz Tschechien mit ihm. Milan Baros, intern sein Hauptkonkurrent und der letzte aus der so genannten „Goldenen Generation“, ist beachtlich außer Form und zudem nicht ganz fit. Der 30-Jährige mischte schon 2004 in Portugal mit, als Geheimfavorit Tschechien erst im EM-Halbfinale und nach Verlängerung an Griechenland gescheitert war; nach der knappen Finalniederlage 1996 gegen Deutschland der zweitgrößte Erfolg in der Verbandsgeschichte. Bei der WM 2006 und EM 2008 scheiterten die Tschechen bereits in der Gruppenphase, für die WM 2010 hatten sie sich erst gar nicht qualifiziert.

Glücklicher Zweiter

Umso wichtiger ist  die Teilnahme an der EM 2012. Etwas Turniererfahrung hat einer Mannschaft im Umbruch noch nie geschadet, auch Pekhart wird bestimmt davon profitieren. Entsprechend heiß war er auf die erfolgreich bestandenen Play-offs gegen Montenegro, in welche sich die Tschechen nur mit viel Glück retten konnten. Drei Niederlagen und ein Unentschieden hatten sie sich in den acht Qualifikationspartien geleistet. Eine Bilanz, die unter normalen Umständen nicht reicht für Gruppenplatz zwei. Hinter den Spaniern. Und die sind bestimmt nicht normal.

Die sich bietende Chance wollte man trotzdem unbedingt nutzen, obwohl die Vorbereitung keineswegs optimal war. Der ehemalige Welttorhüter Petr Cech reiste mit gebrochener Nase an, Pekhart und Baros mehr oder weniger angeschlagen, der Ex-Nürnberger Jan Polak wurde von seinem Wolfsburger Vereinstrainer Felix Magath fernmündlich suspendiert. Vielleicht waren die Montenegriner auch deshalb so zuversichtlich, es schaffen zu können.

Pekhart ist das alles egal. Für ihn zählte nur das 1:0 gewonnene Rückspiel und seit Dienstag wieder Nürnberg. Wo er bislang an sieben der 13 Saison-Treffer beteiligt war, in der deutschen Scorerliste liegt er damit aktuell auf Rang 14. Obwohl auch er noch Luft nach oben hat, er kann mehr. „Tomas muss sich mehr einbringen“, fordert Vereinstrainer Hecking, „er darf nicht darauf warten, dass ihm die Bälle auf den Fuß fallen.“ Oder auf den Kopf.

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