Tor am Millerntor: Geis hilft dem FCN - und hadert

20.10.2020, 11:17 Uhr
Tor am Millerntor: Geis hilft dem FCN - und hadert

© Sportfoto Zink/DaMa

"Natürlich mach' ich ihn rein, wenn der Schiri ihn gibt", gab Johannes Geis recht lapidar zu Protokoll. Mit dem am Sky-Mikrofon gezeigten Mix aus Selbstverständnis und Präzision hatte dieser eine Dreiviertelstunde zuvor Maß genommen am Millerntor. Und in der Partie auf St. Pauli knallhart vom Punkt die zweite Club-Führung bewerkstelligt. Unter Zuhilfenahme des Innenpfostens, mit Zielgenauigkeit und Zunder. Mit den Standard-Skills eines Standardexperten eben.

"Ein bisschen Hand" und der ganze Avevor

Dass Geis beim Bezahlfernsehen auch Auskunft darüber geben sollte, ob Christopher Avevors Handspiel im Strafraum braun-weißer Hausherren davor ein so zu ahndendes Vergehen gewesen war, verstand sich von selbst. "Ein bisschen Hand" sei dabei gewesen, sagte Nürnbergs Elfmeterschütze also, was sicherlich auch stimmte. Tom Krauß, Geis' 19 Jahre junger Kollege auf der Doppelsechs, hatte kurz nach der Pause schließlich den ganzen Avevor abgeschossen. Und die Hand des Sankt-Pauli-Hünen bei dessen verzweifeltem Versuch, sich nicht an die Hand schießen zu lassen, zweifelsfrei getroffen.

Dass diese Art von Elfmetern immer blöd ausschauen, wollte der Club-Schütze zum 2:1 im Nachgang nicht wirklich zählen lassen. Gegen Regensburg, rief Geis in Erinnerung, hätten seine Rot-Schwarzen einen ziemlich ähnlichen Strafstoß gegen sich bekommen. Wie in der Oberpfalz schaltete sich der VAR ein. Diesmal am Millerntor. Und zum Vorteil des FCN, fand der Unterfranke, hängte die Floskel "Das-sich-alles-ausgleicht-in-einer-Saison" an und konzentrierte sich darauf, Nürnbergs Mankos in Hamburg herauszuarbeiten. Dass es trotz zweimaliger Führung für den Club auf dem Kiez nicht zu einem Auswärtssieg gereicht hatte, hätte "weh" getan, man sich in erster Linie aber "selber zuzuschreiben". Wie gegen Darmstadt, als der Geis-Club ebenfalls zwei Führungen eingebüßt und letztlich sogar verloren hatte, verpasste es der FCN vor den 1000 Zuschauern im flutlichthellen Hamburg, weiter nach vorne zu spielen.

"Machen wir das 3:1 oder 4:1, ist der Deckel drauf", grantelte Geis am Sky-Mikrofon. Dass es auf St. Pauli bereits in der achten Minute 1:0 für den Altmeister stand, hatte übrigens auch mit dem Club-Regisseur zu tun gehabt. Gegen wild und hoch nach vorne schiebende Paulianer bewies Geis nach Avevors Fehlpass mit einem tollen Chipball Auge für den offenen Raum, setzte Lohkemper in Szene, dieser Pflichtspiel-Debütant Schäffler - zack, bumm, 1:0! 2:0 für den FCN hätte es sogar stehen können, hätte wenig später ein ebenfalls schöner Diagonalball von Geis in der Weiterverarbeitung von Fabian Nürnberger und Robin Hack mehr Präzision und vor allem Abgeklärtheit vor Robin Himmelmann, dem irrlichternden Sankt-Pauli-Keeper, nach sich gezogen. Das Umschaltspiel, gestaltet eben auch von Geis, funktionierte in dieser Phase gut auf St. Pauli. Etwas, was über das gesamte Match jedoch nicht immer der Fall bleiben sollte.

Weil sich der Club auf dem Kiez vielleicht zu sehr auf sein Umschaltspiel verließ - 20 Torschüsse der Hausherren gegenüber zehn der Nürnberger und 58 Prozent Hamburger Ballbesitz sollten in der Statisitk stehen - hieß es am Ende 2:2. Dass der Club wie schon in Regensburg und gegen Darmstadt keine Führung behaupten konnte, war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Geis und Krauß, die beiden Club-Sechser, im Vorwärtsgang zwar gute Szenen, gegen leidenschaftliche Paulianer im Spiel gegen den Ball aber nur selten Zugriff hatten.

Besser gegen den KSC?

Dass sich Geis, der 55 Prozent seiner Zweikämpfe gewann, mühte , stand außer Frage. Dass es “natürlich als Mannschaft besser werden muss” - wie der Blondschopf am Sky-Mikrofon sagte - auch. Bereits am Freitag im Heimspiel gegen den Karlsruher SC (18.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) wird sich Johannes Geis und seinem Club die Gelegenheit bieten, Fortschritte zu zeigen und vielleicht den ein oder anderen Elfmeter erneut zu sicher zu verwandeln.

+++ Klauß nach dem 2:2! "Ein Schritt nach vorne" +++

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