Triathletin Sina Brauer sucht immer noch Herausforderungen

1.7.2019, 19:32 Uhr
Triathletin Sina Brauer sucht immer noch Herausforderungen

© Privat

Als Leistungssportlerin ist Sina Brauer eine Spätberufene. Bewegt hat sie sich aber immer gerne, schon als Kind machte sie mit dem Rennrad die Gegend unsicher. Ein Geschenk vom Papa war das damals. "Die ganze Nachbarschaft kannte mich mit meinem Rad", sagt Brauer. Die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau führt immer ein sportliches Leben, ackert im Fitnessstudio, ist zwischenzeitlich Aerob-Trainerin. In den Leistungssport verschlägt es sie aber erst mit 30. "Ich wollte eigentlich nie zu den Gestörten gehören, die Marathon laufen", sagt die Oberasbacherin lachend.

Doch als ihr damaliger Freund für den Fürth-Marathon trainiert, packt sie der Ehrgeiz. Brauer trainiert ebenfalls, meldet sich an – und schafft mit 3:40 Stunden auf Anhieb eine Zeit, auf die andere viele Jahre hinarbeiten müssen. Heute, etwa elf Jahre nach diesem Schlüsselerlebnis, ist aus der Marathonläuferin eine Triathletin geworden. Die 41-Jährige kommt zum NZ-Termin mit dem Rad, die Sonnenbrille lässig ins Haar gesteckt. Ihre Figur ist athletisch, ihr Körper ist es gewohnt, an die Belastungsgrenze zu gehen. Gerade ist sie von einem Trainingslager zurück in Oberasbach.

Kaum ein Tag ohne Training

Neun Tage ging es mit dem Rennrad durch Polen, die Slowakei und Tschechien. 1300 Kilometer, satte 14.000 Höhenmeter. In der Trainingsgruppe war sie die einzige Frau. Eine Familie hat sie nicht, mit Kindern wäre ihr Trainingsaufwand wohl nur schwer möglich. Egal ob Marathon oder Triathlon, wo Brauer an den Start geht, gehört sie stets zu den Besten in ihrer Altersklasse. Beim Hamburg-Marathon 2017 wird sie mit einer Zeit von knapp über drei Stunden Achte. Ein Jahr später, beim legendären Challenge-Triathlon in Roth, erreicht sie sogar Platz sechs.

Neoprenanzug, Rennrad, Laufschuhe – Brauer finanziert alles selbst, einen Sponsor hat sie bislang nicht. "Ich arbeite im Außendienst und kann mir dadurch die Zeit ganz gut einteilen", sagt sie. Oft absolviert sie eine Einheit vor und eine nach der Arbeit. Sieben Tage die Woche, unterbrochen nur von gelegentlichen Ruhetagen. "Ich weiß ganz genau, wie viel ich machen muss, mein Körper sagt mir das." Die gebürtige Erfurterin hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, ist ruhiger geworden: "Früher, wenn ich gemerkt habe, ich kann meine Zeit bei einem Marathon nicht halten, bin ich erst mal frustriert stehengeblieben. Heute laufe ich weiter, dann eben etwas langsamer."

"Vielleicht hätte ich Profi werden können"

Ein Triathlon über die Langdistanz besteht aus 3,6 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,195 Kilometern Laufen. Für die meisten kaum vorstellbar. "Triathlon ist viel Kopfsache", erzählt Brauer, "man braucht auch ein wenig Talent, aber vor allem viel Geduld mit sich selbst." Außerdem gewöhne der Körper sich an die Belastung, von Alterserscheinungen merke sie noch nichts. "Ich bin eher der Typ für lange Distanzen, ich brauche immer ein bisschen, bis der Motor läuft", sagt Brauer über sich selbst. Längst hat sie ihr Training professionalisiert und dabei auch ihre Ernährung umgestellt. Nur am Tag vor einem Wettkampf, da gönnt sie sich immer eine Pizza. "Das ist einfach ein Ritual", verrät sie mit einem Grinsen.

An sportlichen Zielen mangelt es ihr nicht, sie will sich weiter verbessern. So will sie den Marathon noch schneller absolvieren als einst in Hamburg. Möglicherweise wird sie im Herbst am "Desert Dash" teilnehmen. Ein Radrennen, das seine Teilnehmer 370 Kilometer durch die Wüste Namibias führt. Sich stetig verbessern, ungeachtet ihres Alters, das ist Sina Brauers Ziel. "Ich bereue es, dass ich erst so spät mit dem Leistungssport begonnen habe. Ich hätte es wahrscheinlich zu den Profis schaffen können", erzählt sie von Gedanken, die ihr manchmal durch den Kopf gehen. Allerdings nicht oft. Was zählt, sind schließlich die Herausforderungen von heute.

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