Trotz Boule-Boom fehlen Vereine

24.9.2020, 14:28 Uhr
Trotz Boule-Boom fehlen Vereine

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Heißt es nun Pétanque oder Boule? Beides ist richtig, wenn das Geschicklichkeitsspiel gemeint ist, bei dem es darum geht, seine Kugel möglichst nahe am "Schweinchen", dem kleinen Ball, zu platzieren.

In Deutschland sagt man Boule, erklärt Uli Blendinger, der zur Gründungszeit der Abteilung des TV Fürth 1860 Vorsitzender war. Heute kümmert er sich um die Veranstaltungen des Vereins, in den vergangenen zwei Wochen war das der "Deutschland Cup" der Bundesländer auf dem Vereinsgelände am Europakanal.

Boule heißt auf Französisch Ball, Pétanque bedeutet soviel wie "mit geschlossenen Füßen in einem Kreis stehen", dem Bereich mit einem halben Meter Durchmesser, von dem aus alle Spieler ihre Kugeln abwerfen müssen. Zehn Felder haben die 60er am Europakanal, nochmal zehn haben sie in den Tagen vor dem Cup extra noch angelegt, mit Baumstämmen als Begrenzung, damit genügend Abstand garantiert ist.

25 Mitglieder halfen mit

25 Mitglieder der 60er-Abteilung haben mitgeholfen, den ersten Wettbewerb der Szene seit der Pandemie auf die Beine zu stellen. An zwei Wochenenden spielten pro Tag je 200 Leute auf den Bahnen, das wäre auch ohne Hygienekonzept stressig für die Veranstalter gewesen.

Deshalb fällt Blendingers Fazit euphorisch, aber mit Bedacht aus: "Es war ein voller Erfolg, wenngleich es auch sehr anstrengend war." Ein Erfolg deshalb, "weil wir als Verein bewiesen haben, dass wir eine national renommierte Veranstaltung stemmen können. Das bringt uns Chancen, dass wir auch mal eine Deutsche Meisterschaft ausrichten dürfen". Und die hat ihnen der Verband am letzten Turniertag auch in Aussicht gestellt, denn Michael Dörhöfer, Präsident des Deutschen Petanque-Verbands, sparte hernach nicht mit Lob.

Sorgen um Ansteckung

Zweiter Wermutstropfen für das Länderturnier war neben dem Aussperren der Zuschauer, dass sich die Landesverbände Nord, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen wegen Sorgen um Ansteckung abgemeldet hatten. "Die werden sich ziemlich ärgern", glaubt Blendinger. Grund zur Freude wiederum hatten die Teams, die Bayern vertraten. Die vier Spieler pro Mannschaft kamen vorwiegend aus München, Lokalmatadore waren keine im Landeskader.

Das Turnier der Veteranen (Ü 55 Herren, Mixed, Damen und Ü 65) gewann Hessen, bei den jüngeren Senioren siegte das Saarland, Bayern wurde jeweils Dritter.

In den Lehrgängen unter der Woche ging es um Boule als Breitensport: Aktionen wie das Sportabzeichen in der Randsportart sind ein Mittel, neue Mitglieder zu gewinnen. Einen Trend auslösen soll "Boule and Bike", die Verknüpfung mit Radfahren.

Sowieso zwei Meter Abstand

Blendinger ist nach einem Blick auf die Statistik überzeugt: Es gibt massig Boulespieler in Deutschland, für die es noch zu wenige Vereine gibt, die diesem Sport eine Abteilung widmen. Eine Gründung mitten in der Pandemie sieht er unproblematisch: "Der Handschlag vor und nach dem Spiel ist zwar tabu, aber beim Spiel Abstand von zwei Metern einzuhalten, stand schon vor Corona in den Regeln. Von daher ist das keine große Umstellung."

Das nächste Projekt der 60er-Abteilung soll der Bau einer eigenen Halle werden – die Gespräche darüber laufen schon seit Monaten. "Und das kann noch viele weitere Monate dauern."

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